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Die rote Halle

Die rote Halle

Titel: Die rote Halle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Schmidt
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war, als vor den
weit geöffneten Fenstern längst Vögel sangen, hatte sie erzählt, dass DeeDee
sich um Simon kümmerte.
    Und erst da war er unruhig geworden. Und dann hatte er wieder nur
gesagt: »Komm!«, und sie war hinter ihm hergelaufen wie ein aufgescheuchtes
Huhn, das nur ahnen konnte und nichts verstand, übernächtigt, voller Vorfreude
darauf, heute Simon zu sehen. Sie waren erst zu DeeDees Zimmer gegangen, aber
dort war sie nicht gewesen, sie hatten ihr eine Nachricht hinterlassen und
waren hierher in die Halle gekommen, um auf sie zu warten.
    DeeDee hörte auf zu kämpfen, sie hielt ganz still. Sie schien in
sich zu gehen.
    Und dann lächelte sie. Verbindlich und nett, wie Janina sie
kennengelernt hatte, und ihr wurde übel bei dem Gedanken, dass all ihre
Nettigkeit vielleicht nur vorgetäuscht gewesen war, die Freundschaft nur
gespielt, und dass dahinter etwas lauerte, mit dem sie nicht gerechnet hatte.
    Â»Da müsst ihr ihn fragen.«
    DeeDees Kinn wies auf den bewusstlosen Rost.
    Â»Gestern Abend hat Simon mit ihm telefoniert. Sie haben sich
verabredet. Um etwas unter Männern zu klären.« DeeDee grinste und zuckte die
Achseln, so gut das in ihrer Zwangslage ging. »Und dann ist er los. Ich habe
nicht die geringste Ahnung, wo er jetzt ist.«
    Janina fühlte nichts bei diesem letzten Satz. Sie begriff ihn nicht
einmal.
    Dann kamen Sanitäter und brachten Rost und HahNi weg.
    Â»Wir gehen jetzt zur Polizei«, hörte Janina sich sagen.
    Â»DeeDee kommt mit.«
    Â»Möchte jemand einen Kaffee?«, fragte Kommissar Helge
Schulz.
    Es war noch verdammt früh, und ein Kaffee half vielleicht über die
Anfangsschwierigkeiten hinweg. Alle drei wollten einen, und Krissie ging los,
um welchen zu holen.
    Die blonde Frau tat ihm leid. Sie war in Tränen aufgelöst. Den Mann
kannte er, das war Dave Warschauer, er hatte ihn neulich erst auf arte gesehen. Ein attraktiver Mann, aber er sah auch
ziemlich derangiert und übernächtigt aus. Und die mit der Narbe kannte er
ebenfalls, er hatte sie erst vor ein paar Tagen aus dem Eldorado geleitet, weil sie dort randaliert hatte. Sie saß mit verschränkten
Armen auf ihrem Stuhl, starrte den Fußboden an und hatte als Einzige noch
nichts gesagt.
    Als Krissie zurückkam, fischte Helge die dampfenden Becher vom
Tablett und reichte jedem einen.
    Â»Danke, Krissie. Milch, Zucker?«
    Drei Köpfe wurden geschüttelt. Dreimal schwarz. Also drei Menschen,
die Härten im Leben gewöhnt waren und sich nichts gönnten. Helge hatte seine
eigene Theorie, was die Bedeutung der Kaffeetrinkgewohnheiten anging, und
bisher hatte er immer recht damit gehabt. Er würde ihnen jetzt das Leben noch
schwerer machen.
    Â»Also«, er blickte auf den Spickzettel, den Krissie ihm gemacht
hatte. Janina – ein schöner Name. »Frau Zöllner. Ihr Sohn ist verschwunden. Wie
sicher ist das?«
    Es war nicht die Blonde, die ihm antwortete, sondern die mit der
Narbe. DeeDee, stand auf seinem Zettel. Sollte das ein Vor- oder Nachname sein?
    Â»Ihm wurde etwas angetan«, sagte sie mit einer Bestimmtheit, die
keinen Zweifel zuließ. »Und der Täter heißt Josef Rost. Der Choreograph. Er ist
brutal und absolut unberechenbar.«
    Â»Ist das der, der ins Krankenhaus gebracht worden ist, weil Sie ihn
niedergeschlagen haben?«, fragte Schulz den Tänzer.
    Drei Köpfe nickten.
    Â»Krissie, würdest du bitte in Neukölln im Krankenhaus anrufen und
nachfragen, ob Herr Josef Rost bei Bewusstsein ist?«
    Dann wandte er sich an DeeDee.
    Â»Das ist ein starker Verdacht. Wie kommen Sie dazu?«
    Diesmal war es Dave Warschauer, der antwortete.
    Â»Er ist pädophil. Er hat sich schon früher für den Jungen
interessiert.«
    Â»Das ist ebenfalls ein schwerer Vorwurf, Herr Warschauer.«
    Â»Ich kann es bestätigen«, sagte Janina. »Er hat es mir selbst
gesagt. Aber er sagt auch, dass er seine Neigung nicht auslebt.«
    Â»Und ich kann es beweisen«, sagte der Tänzer. »Ich muss mir nur von
zu Hause etwas schicken lassen. Ein Tagebuch.«
    Â»Das Tagebuch von Herrn Rost?«
    Â»Nein. Aber es wird trotzdem … soll ich es Ihnen schicken lassen?
Per Express ist es heute Abend oder morgen früh da.«
    Â»Tun Sie das. Bevor wir nichts Konkretes in der Hand haben und Herr
Rost nicht vernehmungsfähig ist und wir auch nicht mit Sicherheit wissen, ob
und wo er

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