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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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sah man die würdige Dame nie anders gekleidet als in einem der sackartigen Gewänder aus den unendlichen Tiefen ihres Kleiderschranks. Gegen die Kälte hüllte sie sich in zahllose Schals und Überwürfe, sodass man manchmal das Gefühl hatte, einem Kleiderständer zu begegnen.
    Alle Versuche Dorotheas oder ihrer Mutter, einer inzwischen in Adelaide äußerst angesehenen Schneiderin, die eigensinnige alte Dame zu einem modischeren Äußeren zu bewegen, waren regelmäßig gescheitert.
    Der Disput zum Thema Wollleibchen fand ein jähes Ende, als anschwellendes Stimmengewirr durch das geöffnete Fenster drang. Es hörte sich äußerst ungewöhnlich an: lautes Grölen aus Männerkehlen, wie es gewöhnlich der reichliche Genuss von Ale und Branntwein nach sich zog. Nur gab es in der Umgebung von Eden House weder Pub noch Schankstube. Insofern erschien allen drei Frauen die Geräuschkulisse ziemlich befremdlich.
    Trixie fing sich als Erste und trat zum Fenster, um nach draußen zu sehen. » Es scheint Miss Heather zu sein. Und ein ganzer Haufen Mannsbilder ist auch dabei.« Trixie machte keine Anstalten, ihren Beobachtungsposten zu verlassen, sondern beschattete ihre Augen mit der Hand und starrte angestrengt in Richtung des Aufruhrs.
    Dorothea und Lady Chatwick teilten sich also das zweite Fenster. Es war tatsächlich Heather! Umringt von mindestens zwanzig Reitern, die teilweise deutlich angeheitert zu sein schienen. Mit einem unpassenden Anflug von Genugtuung konstatierte Dorothea, dass dieses Schauspiel sogar Lady Chatwick die Sprache verschlug.
    » Heb mich hoch, Mama. Ich will auch gucken«, rief Mary und zerrte an Dorotheas Überschürze. Prompt begann daraufhin Charles zu weinen, und bis er beruhigt war, hatten die Besucher bereits das Haus erreicht, und man hörte sie die Stufen zur Veranda hinaufpoltern.
    » Dorothy, Dorothy!« Heather klang so aufgeregt und glücklich, dass Dorotheas vage Besorgnis, ihre Stieftochter sei vielleicht in eine Auseinandersetzung zwischen Siedlern und Eingeborenen geraten, sofort verflog. Die Eskorte war offensichtlich nicht zu ihrem Schutz mitgeritten.
    » Dorothy, ich habe gewonnen!« Heather flog ihr geradezu entgegen und fiel ihr um den Hals. Vor Freude stammelte sie so, dass sie kaum einen Satz ordentlich zu Ende führen konnte. Aber schließlich brachte sie es doch fertig, die Sache zu erklären: Sie hatte heimlich an einem Rennen in Macclesfield teilgenommen und gewonnen.
    » Bitte sagt, dass ich es falsch verstanden habe.« Lady Chatwick stöhnte und fächelte sich verzweifelt mit dem ersten erreichbaren Gegenstand Luft zu. Sinnigerweise war es eine Fliegenklatsche. » Heather, bist du von allen guten Geistern verlassen? Dein Ruf! Welcher anständige junge Mann soll denn jetzt noch um dich anhalten?«
    » Pah, das ist mir doch egal«, gab das Mädchen schnippisch zurück. » Wer so spießig ist, dass er sich an so etwas stört, den will ich sowieso nicht. Die Herren haben mir jedenfalls alle von Herzen gratuliert und mich zu meinen Reitkünsten beglückwünscht.«
    » Herren?« Lady Chatwick verzog das Gesicht, als hätte sie auf eine Zitrone gebissen. » Täusch dich nicht, Kind, jeder Herr, der diese Bezeichnung verdient, hätte alles versucht, dich von einer solchen billigen Zurschaustellung abzuhalten.«
    » Wenn man dich hört, Tantchen, könnte man meinen, ich hätte in einem Bordell getanzt.«
    » Heather!« Dorothea verspürte den plötzlichen Drang, ihrer Stieftochter eine Ohrfeige zu versetzen. » Was unterstehst du dich, in diesem Ton mit deiner Großtante zu sprechen!« Sie fühlte, wie die Wut, die Heather mit beunruhigender Leichtigkeit in ihr auslösen konnte, sie überflutete, und riss sich zusammen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, die Beherrschung zu verlieren. Auf ihrer Veranda saßen nahezu zwanzig wildfremde Männer und wollten bewirtet werden. Das ungeschriebene Gesetz südaustralischer Gastfreundschaft verlangte, die so unerwarteten wie unerwünschten Besucher herzlich willkommen zu heißen und ihnen Essen, Trinken und einen Schlafplatz anzubieten. » Du bleibst gefälligst hier oben«, fuhr sie Heather gereizt an. » Ich werde dich entschuldigen.« Hastig band sie sich die Schürze ab und warf einen Blick in den goldgerahmten Spiegel im Flur, um zu überprüfen, ob ihre Haube richtig saß, ehe sie zur Begrüßung der ungebetenen Gäste auf die Terrasse eilte.
    Mrs. Perkins hatte in treffender Einschätzung der Situation bereits die letzten

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