Die roten Blüten der Sehnsucht
eingetauscht. Jetzt jedoch wünschte sie sich, diese Art der Fortbewegung nicht ganz so entschieden abgelehnt zu haben. Jeder wusste, dass sie nicht freiwillig auf ein Pferd stieg. Täte sie es jetzt, würde es ziemliches Befremden hervorrufen.
Sie zwang sich, lässig zu sagen: » Ach, es ist nicht so wichtig. Vielleicht ist es ganz gut, wenn ich mich erst ein wenig beruhige.«
» Was hat die unglückselige Trixie denn angestellt, dass es dich so mitnimmt?«, erkundigte Catriona sich mitfühlend. » Ich hatte immer den Eindruck, euer Verhältnis wäre ausgezeichnet.«
» Ist es auch.« Verzweifelt zermarterte Dorothea sich das Hirn nach einer glaubwürdigen Erklärung. Und blieb dann nah bei der Wahrheit. » Sie weigert sich, uns nach England zu begleiten. Dabei habe ich mich fest darauf verlassen.«
» Das ist doch nicht so schlimm. Wir werden uns eben alle zusammen um die Kleinen kümmern«, sagte Catriona und hakte Dorothea unter. » Weißt du schon Genaueres, welche Passage ihr buchen wollt? Ian sollte zusehen, eine komplette Kabinenreihe zu nehmen, dann wären wir während der Reise für uns. Das wäre doch nett.«
Dorothea zwang sich zu einem Lächeln, obwohl ihr insgeheim grauste. Wochen-, nein, monatelang zusammengepfercht mit den beiden auf engstem Raum. Wie sollte sie das aushalten? Unauffällig entzog sie Catriona ihren Arm und erklärte, in der Küche nach dem Rechten sehen zu müssen.
» Einen Moment, Ma’am.« Geschickt fischte Mrs. Perkins drei Hühner aus dem kochenden Wasser und ließ sie in den Korb fallen, den Mannara bereithielt. » Am besten rupfst du sie draußen am Fluss«, sagte sie. » Wir haben hier etwas zu besprechen.«
Die Aborigine nickte und verschwand wortlos. » Was haben Sie auf dem Herzen?«, fragte die Köchin und griff beim ersten Blick in Dorotheas Gesicht nach ihrem Geheimvorrat Brandy auf dem obersten Bord. » Hier, trinken Sie erst mal«, sagte sie, goss eine großzügige Portion in einen Steingutbecher und drückte ihn Dorothea in die Hand. » Was ist denn passiert?«
» Hier, lesen Sie selbst.« Dorothea reichte ihr den Zettel, den Vicky gefunden hatte.
Mrs. Perkins’ Gesicht verzog sich grimmig. » Dieses Miststück«, zischte sie und ballte die Hände zu Fäusten. » Die arme Lady Arabella!«
» Wissen Sie irgendetwas darüber, womit sie sie konfrontieren wollte?«
Mrs. Perkins schüttelte bedauernd den Kopf. » Leider nicht. Sie tat da sehr geheimnisvoll. Fühlte sich als Detektiv. Wollte alles genauso machen wie in ihren Geschichten.« Sie schluckte. » Aber es sind eben Geschichten. Nicht die Wirklichkeit.« Die Köchin sah Dorothea fragend an. » Was haben Sie jetzt vor? Die Polizei einschalten?«
Dorothea faltete den kleinen Zettel wieder zusammen und ließ ihn in ihrer Tasche verschwinden. » Ich glaube nicht, dass so etwas als Beweis anerkannt wird. Hirngespinste einer alten Dame würden sie es nennen. Außerdem möchte Ian es nicht publik machen. Er hat Angst, dass sein Vater dann schlecht von ihm denkt. Den wollen wir nämlich besuchen. Sobald Ian einen vertrauenswürdigen Verwalter für Eden House gefunden hat, wollen wir nach England.«
» Das wurde auch Zeit.« Mrs. Perkins nickte. » Machen Sie sich mal keine Sorgen, Ma’am. Ich werde auf alles achten.« Ihre Züge verfinsterten sich. » Aber ich find’s nicht richtig, dass sie einfach so damit davonkommen! Die arme Lady Arabella!«
» Wir können nicht das Geringste beweisen.« Dorothea legte eine Hand auf die rauen der Köchin. » Wir wissen ja nicht einmal, wie sie gestorben ist! Aber ich verspreche Ihnen, Mrs. Perkins, dass ich einen Weg finden werde, Lady Arabella Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Ich habe nämlich noch andere Dinge in Erfahrung gebracht.« Sie fasste kurz zusammen, was Lady Chatwicks Freundin über die Grenfells geschrieben hatte. » Ich werde den Gerüchten nachgehen«, kündigte sie an. » Ich werde diese Zofe suchen lassen und sie befragen. Und ich werde meinem Schwiegervater alles erzählen, was…«
Mrs. Perkins hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, und nickte warnend in Richtung der Tür, die zum Flur führte. » Was kann ich für Sie tun, Miss Grenfell?«, fragte sie, stand auf und wischte sich die Hände an der Schürze ab.
» Oh, ich wollte nicht stören.« Catriona lächelte strahlend. » Ich wollte nur fragen, ob das Kohlebecken im Salon frisch bestückt werden könnte. Es ist ziemlich kühl dort.«
» Mannara wird es erledigen, sobald sie
Weitere Kostenlose Bücher