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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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sie. » Nimmt diese Dame denn überhaupt noch Schülerinnen auf?«
    Lady Chatwick senkte den Blick auf ihre knotigen Finger. » Ich fürchte, ich war da ein wenig voreilig«, gestand sie leicht beschämt. » In meinem letzten Brief hatte ich meiner Freundin das Problem mit Heather geschildert und sie um Rat gefragt. Sie hat sich erkundigt, und jetzt schrieb sie, dass gerade einige Plätze frei geworden wären. Sicherheitshalber hat sie einen reservieren lassen. Dies Institut ist natürlich nicht ganz billig…« Sie nestelte an ihrem Beutel und zog ein zerknittertes Blatt Papier hervor. » Hier, das sind die Statuten und die zu erwartenden Unkosten.«
    Dorothea musste mehrmals hinsehen, als sie die Zahlen las. Schließlich keuchte sie auf und sagte: » Das ist ja mehr, als das Jahresgehalt meines Vaters betrug.«
    Lady Chatwick zeigte sich nicht übermäßig beeindruckt. » Wirklich?– Nun, dafür, dass dort die besten Lehrer unterrichten, die in Sydney zu finden sind, der Koch ein Franzose ist und die Leiterin Beziehungen bis in höchste Regierungskreise hat, finde ich es absolut angemessen. Ihr solltet nicht zu lange mit eurer Entscheidung warten. Es gibt reichlich Anwärterinnen auf die Plätze dort.«
    Auch Ian reagierte nach der ersten Überraschung ausgesprochen positiv auf den Vorschlag. » In letzter Zeit habe ich mich immer öfter gefragt, was wohl Robert dazu sagen würde, dass wir Heather so verwildern lassen«, sagte er. » Sie fühlt sich im Stall ja wohler als im Salon! Ich denke nicht, dass es ihm gefallen hätte.«
    Das gab den Ausschlag. Heather riss entsetzt die Augen auf, als sie nach dem Dinner mit diesen Plänen für ihre Zukunft konfrontiert wurde. » Ist es, weil ich dieses blöde Rennen gewonnen habe? Ich verspreche, so etwas nie, nie wieder zu tun.« Totenblass flog ihr gehetzter Blick von einem zum anderen. » Ihr könnt mich doch nicht einfach wegschicken. Ich bin doch hier zu Hause!«
    » Das wirst du auch in Zukunft sein«, sagte Dorothea begütigend. » Heather, wir haben nur dein Bestes im Sinn, wenn wir dich auf dieses Institut schicken. Du wirst dort Freundinnen in deinem Alter finden und jede Menge Spaß haben.«
    » Ich will keine dummen Gänse als Freundinnen. Und welchen Spaß soll ich dort schon haben? Sie werden den lieben, langen Tag nur über Kleider und Hüte schwatzen.«
    Heather ließ sich nicht überzeugen, sosehr Lady Chatwick und Dorothea sich auch bemühten. Schließlich schob Ian seinen Stuhl zurück, erhob sich und sagte: » Es reicht. Deine kindischen Widerworte werden nichts an unserer Entscheidung ändern. Eine weitere Diskussion können wir uns also ersparen. Deine Passage ist gebucht, die Zusage bereits unterwegs. Nächste Woche fährst du.«
    Es wurde eine für alle anstrengende Woche: Das Mädchen schwankte ständig zwischen stillem Schmollen und lautem Lamentieren. Da es sich strikt weigerte, an Auswahl und Verpacken ihrer Kleidung auch nur den geringsten Anteil zu nehmen, übernahm Dorothea diese Aufgabe. Allzu viele Kleider und Unterröcke waren es nicht, die in der Reisetruhe landeten. Heather würde in Sydney nicht darum herumkommen, sich weitere Garderobe anzuschaffen. Das dürfte kein Problem für sie werden, denn Ian hatte veranlasst, dass ihr in der dortigen Filiale der Bank of South Australia monatlich ein großzügig bemessenes Nadelgeld ausgezahlt würde. Auch eine größere Summe für Schneiderrechnungen und Ähnliches stand ihr dort zur Verfügung. Robert hatte seine Stieftochter gut versorgt zurückgelassen. Wenn sie einmal heiratete, würde ihre Mitgift beträchtlich sein.
    Es erwies sich als Glücksfall, dass eine gute Bekannte von Mary Moorhouse ebenfalls nach Sydney reiste. Diese Dame versprach, sich während der Fahrt um das Mädchen zu kümmern und auch dafür Sorge zu tragen, dass sie gut im Institut für junge Damen eintraf.
    Zwischen Erleichterung und Bedenken, ob sie nicht doch vielleicht zu hart mit Heather umgesprungen waren, hin- und hergerissen, sah Dorothea dem Schiff nach, das sich schwerfällig wie eine alte Matrone immer weiter entfernte, bis die Mangroven es schließlich ihren Blicken entzogen.
    » Sie wird sich schon noch damit abfinden«, meinte Ian und legte einen Arm um Dorotheas Schultern. » Ich bin sicher, es ist das Richtige für sie. Auch wenn sie jetzt Gift und Galle spuckt– später wird sie uns dankbar sein.«
    » Ich hoffe es.« Energisch schob Dorothea die trüben Gedanken beiseite. Wann war sie eigentlich das

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