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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Konversation. Ich weiß, dass einige Vertreter der anglikanischen Kirche hier in Adelaide diesen Teil kritisch sehen, aber ich darf Ihnen versichern, wir leisten keinesfalls dem Verfall der Sitten Vorschub!«
    Er öffnete ein Fach des Lehrerpults und zeigte ihnen einen Stapel vorbereiteter Urkunden: » Hier, das sind die Moralurkunden, die wir jetzt einführen. Jeder Schüler bekommt Punkte für Fleiß, gutes Benehmen, persönlichen Fortschritt und so weiter und so fort dort eingetragen, und seine Stellung in der Gemeinschaft richtet sich streng nach seinem Punktestand.«
    Dorothea war verblüfft über diese Regelung. » Es gibt hier keinen Rohrstock?«, vergewisserte sie sich.
    » Selbstverständlich nicht!« Mr. Allom wirkte geradezu empört. » Das mag in der Armenschule üblich sein. Aber doch nicht bei uns!«
    Die restlichen Räume waren schnell durchschritten. Der Rundgang endete in dem Büro und Aufenthaltsraum der Magister, in dem ein ziemliches Chaos herrschte. Mr. Allom entschuldigte das damit, dass die Dame, die tagsüber die Aufgaben einer Haushälterin übernehmen sollte, noch nicht erschienen sei. Das Schuljahr sollte ja auch erst in einer Woche wieder beginnen. » Und– wie haben Sie sich entschieden?« Seiner erwartungsvollen Miene nach rechnete er fest mit einer Anmeldung.
    » Soweit ich das beurteilen kann, macht alles einen sehr guten Eindruck«, sagte Ian bedächtig. » Ich denke, Robert würde sich hier wohlfühlen. Was meinst du?«
    Dorothea nickte bloß stumm. Im Vergleich zu den Schulen in Dresden und ihren strengen Lehrmeistern erschien ihr diese ausgesprochen liberal. Und er würde ja bei ihrer Mutter wohnen. Sollte es irgendwelche Probleme geben, wäre Robbie nicht mutterseelenallein fremden Menschen ausgeliefert. Mutter Schumann konnte sehr energisch werden, wenn es um das Wohlergehen ihrer Angehörigen ging.
    Mr. Allom zeigte sich, was den Eintritt in die Schule betraf, äußerst entgegenkommend, und so einigte man sich schnell darauf, dass Robert Masters junior in der Woche nach seinem achten Geburtstag im St. Peters College aufgenommen werden würde.
    » So, das haben wir mit den beiden doch alles prima geregelt. Hoffentlich bleiben wir jetzt für die nächste Zeit von Aufregungen und Skandalen verschont!«, sagte Ian und seufzte laut auf, als sie am nächsten Tag nach Eden House zurückkehrten. » Ich sehne mich so nach etwas Ruhe und Frieden im Haus.«

4

    Bereits ein paar Tage später wurde die ersehnte Ruhepause durch die Ankunft des Postdampfers beendet. Schon von Weitem kündigte der Kapitän sein Kommen mit einer ausgiebigen Betätigung des Nebelhorns an. Solcherart aufgeschreckt, rannte alles, was Beine hatte, zur Anlegestelle. Bis das Schiff den Steg erreichte, war dort immer schon eine große Menschenmenge versammelt, die sich diese willkommene Abwechslung im täglichen Allerlei nicht entgehen lassen wollte.
    Auch diesmal hatte nicht einmal Lady Chatwick es sich nehmen lassen, ihre Briefe und Zeitungen persönlich entgegenzunehmen. Doch etwas war anders als sonst. Auf dem vorderen Deck standen drei Gestalten, wie man sie hier sonst nicht zu sehen bekam. Die zwei Herren in Gehrock und Zylinder lehnten lässig nebeneinander an der Reling und musterten aufmerksam die Menschenansammlung. In einem durch das beeindruckende Ausmaß ihrer Röcke bedingten Abstand neben ihnen stand eine junge Frau und drehte gelangweilt ihren Sonnenschirm hin und her.
    Bei ihrem Anblick musste Dorothea an die Abbildungen in den Modejournalen ihrer Mutter denken: Auf dem Kopf trug sie einen Strohhut à la paysanne, aufgeputzt mit saphirblauen Satinbändern und Seidenblumen. Dazu ein Reisekleid aus silbergrauem Moiré mit zwei Volants und darüber eine pinkfarbene Pelisse, im armenischen Stil mit schwarzen Samt-Posamenten verziert. Selbst in Adelaide wäre sie aufgefallen. Hier draußen, am Murray River, wirkte sie so fremdartig wie eine Besucherin aus einer anderen Welt.
    » Was sind das denn für Leute?« Mrs. Perkins wirkte nicht allzu begeistert. » Die wollen doch nicht etwa zu uns?« Der Verdacht war naheliegend, denn Eden House war die letzte Anlegestelle auf dem Murray River.
    Langsam manövrierte der Kapitän sein Schiff an die massiven Eukalyptusholzpfähle und warf die Seile John zu, der sich beeilte, sie festzuzurren.
    » Hallo, ahoi, ihr Landratten. Ich habe euch Besuch mitgebracht!« Die Stimme des Kapitäns trug fast so gut wie sein Nebelhorn. Ein Irrtum war nicht möglich.
    » Hat Ian

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