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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Trixies Aufsicht entwischt war, in die Hand und rannte mit einer für ihre Person erstaunlichen Geschwindigkeit hinter Parnko her.
    Dorothea hielt sich gerade lange genug auf, um Robert zuzurufen: » Untersteh dich, uns nachzuschleichen! Du bringst das Huhn in die Küche und gehst dann sofort wieder ins Kinderzimmer. Hörst du?«
    Mannara lag tatsächlich in einer Blutlache. Von der Taille abwärts waren die Matratze und das Leinenlaken, mit dem sie zugedeckt gewesen war, blutdurchtränkt. Dorotheas erster Gedanke war, dass einer der Jäger sie aufgespürt und so verletzt hatte. Die junge Frau lag reglos, mit geschlossenen Augen und gab keinen Laut von sich. Einzig das kaum merkliche Heben und Senken der Brust zeigte an, dass sie überhaupt noch lebte.
    » Wenigstens war es früh genug, um keinen ernsthaften Schaden anzurichten«, sagte die Köchin und wies mit dem Kopf auf ein daumengroßes Etwas, das zwischen Mannaras angezogenen Beinen sichtbar wurde, als sie das Laken anhob. Es sah seltsam aus: nicht wirklich menschlich und doch irgendwie anrührend, wie es da in seiner gekrümmten Haltung lag.
    Eine Fehlgeburt!
    Dorotheas Beine gaben unter ihr nach, und sie musste sich auf den Stuhl an der Wand setzen.
    » Alles in Ordnung, Ma’am?« Ein besorgter Seitenblick streifte sie. Sicher erinnerte auch die Köchin sich an die schreckliche Nacht, in der Dorothea im Busch ihr Kind verloren hatte. War es auch solch ein mitleiderregendes, winziges Wesen gewesen wie die zwergenhafte Struktur dort inmitten der Blutlache? Sie hatten es nie gefunden. Vielleicht auch gar nicht gesucht. Dorothea hatte nicht danach gefragt. Sie wollte durch nichts und niemand an dieses Erlebnis erinnert werden.
    » Können Sie Parnko nach ein paar großen Blättern schicken?«, sagte Mrs. Perkins. » Ich möchte es nicht in den Abfall werfen. Außerdem soll er frisches Schilf schneiden. Dieses hier müssen wir schleunigst verbrennen. Und von diesen großen, weichen Blättern, die die Schwarzen so gern als Unterlage benutzen.– Und wenn Sie schon mal dabei sind, holen Sie mir noch eine anständige Portion Scharpie.«
    Dankbar verließ Dorothea die stickige Kammer, um Parnko zu beruhigen und ihm die Aufträge weiterzugeben.
    Der junge Aborigine war so erleichtert, dass die Blutungen kein Anzeichen des nahen Todes waren, dass er fast in Tränen ausbrach. Er erhob auch keine Einwände gegen die Besorgungen, die eigentlich Frauensache waren. Stattdessen nickte er eifrig und machte sich tänzelnd vor Glück auf den Weg.
    » Sei vorsichtig«, hielt Dorothea für angebracht, ihm hinterherzurufen. » Lass dich besser nicht vom anderen Ufer aus sehen. Der Schreckschuss wird sie nicht für ewig fernhalten.«
    Zur allgemeinen Erleichterung war zwei Tage später schon von Weitem das Horn des Postboots zu vernehmen. In einem unerwarteten Anflug von Humor stellte Mr. Billingsworth fest, sein Bedarf an Abenteuern sei für die nächsten zwanzig Jahre gedeckt, und verabschiedete sich mit mindestens der gleichen Erleichterung von seinen Gastgebern, wie diese ihn endlich ziehen sahen.
    » Noch einen einzigen Tag von seinem Gejammer, und ich schwöre, ich hätte ihm etwas in den Portwein geschüttet«, presste Lady Chatwick zwischen den Zähnen hervor und hob die Hand, um dem Geschmähten freundlich lächelnd hinterherzuwinken. » Dem Herrn sei gedankt, dass wir diese Memme los sind. Ian hatte verdammt recht, in den Busch zu flüchten. Wann kommt er eigentlich wieder?«
    » Keine Ahnung«, erwiderte Dorothea, mit dem Sortieren der Post beschäftigt. » Hier, ein Brief Ihrer Freundin aus Sydney.– Oh, und Heather hat endlich geschrieben!« Mit klopfendem Herzen erbrach sie das Siegel und faltete das Blatt Papier auseinander. Ob das Mädchen sich inzwischen wohl in ihrer neuen Umgebung eingelebt hatte? Und grollte sie ihnen immer noch wegen ihrer » Verbannung«?
    Heathers Handschrift hatte sich leider kein bisschen gebessert! Mühsam entzifferte sie das wirre Gekritzel.
    » Liebe Familie«, las sie halblaut, » gestern habe ich endlich einen Menschen getroffen, mit dem ich mich vernünftig unterhalten kann! Er ist unser neuer Lehrer für Naturwissenschaften und er ist ungeheuer klug. Er kennt alle Pferderassen der Welt und hat versprochen, mir ein Buch auszuleihen, in dem sie beschrieben sind.
    Eins von den Mädchen hier ist auch ganz nett. Ihre Mutter ist gestorben, deswegen hat ihr Vater sie hergebracht. Er ist Ingenieur und ständig auf Reisen, um neue

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