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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Eisenbahnlinien zu erkunden. Wir teilen uns das Zimmer und sitzen auch meist zusammen. Tilda ist allerdings ein ziemlicher Hasenfuß. Kein Wunder, dass ihr Vater sie lieber dalässt. Ich fragte sie, ob sie nicht schrecklich gerne mit ihm mitgezogen wäre, und da sagte sie, sie fürchte sich viel zu sehr vor Schlangen und Spinnen und allen Krabbeltieren. Aber sonst ist sie in Ordnung.
    Ihr wollt sicher wissen, wie ich in der Schule zurechtkomme. Es geht so. Bis auf die ständigen Schönschreibübungen!
    Was machen die Jährlinge? Übt John schon mit ihnen an der Longe? Ich vermisse es, über Land zu reiten. Hier darf man nur ganz gesittet am Strand entlang oder in den Parkanlagen – todlangweilig. Und dazu musste ich noch dem Reitstallbesitzer abgewöhnen, mir immer die lahmste Mähre zu geben. Die hat jetzt Tilda – sie ist sowieso keine gute Reiterin –, und ich habe endlich Wild Bill. Angeblich soll er von wilden Mustangs abstammen, aber mir scheint, er hat eher einen …«
    Dorothea hielt das Blatt weit von sich ab, ehe sie kopfschüttelnd feststellte: » Das ist einfach nicht zu entziffern! Hat Heather eigentlich noch etwas anderes im Kopf als Pferde?«
    » Es könnte schlimmer sein«, sagte Lady Arabella. » Ich muss gestehen, dass ich mir zeitweise große Sorgen machte, das Kind könnte einmal nach der Mutter schlagen. Aber glücklicherweise sieht es eher danach aus, als käme sie nach den Masters. Die waren zum größten Teil Pferdenarren. Ich kann mich erinnern, dass auch Roberts Bruder, Heathers leiblicher Vater, als Junge mehr in den Ställen als im Herrenhaus anzutreffen war.«
    Wieso interessierte sich dann Robert junior nur für tote Tiere?, schoss es Dorothea durch den Kopf. Es wäre doch nur normal gewesen, wenn er ebenfalls ein Pferdenarr gewesen wäre.
    Falls Lady Chatwick der gleiche Gedanke gekommen war, behielt sie ihn für sich. In stummer Übereinkunft mieden die Frauen dieses Thema.
    Dorothea senkte den Blick erneut auf das Blatt. » Der nächste verständliche Satz ist dann schon: Ich hoffe, Ihr seid alle wohlauf, und grüße Euch von Herzen. Eure Heather.«
    » Du klingst enttäuscht. Was hattest du erwartet?« Lady Chatwick warf Dorothea einen scharfen Blick zu. » Es ist zu früh für einen Gesinnungswandel. Natürlich zürnt sie uns noch. Aber du und Ian, ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Später einmal wird sie euch dankbar dafür sein.«
    » Ich hoffe inständig, dass Sie recht behalten!«

6

    Zwei Tage später, am Nachmittag, trotteten drei erschöpfte, staubbedeckte Pferde mit genauso müden und verdreckten Reitern auf den Hof. » So ähnlich stelle ich mir die Rückkehr der Kreuzritter vor!« Catriona musterte die Gruppe amüsiert. » Nur fürchte ich, dass sie in ihren Satteltaschen keine Schätze aus dem Orient mitbringen.«
    » Eher dreckige Wäsche«, stimmte Dorothea ihr zu und sprang auf. » Sag bitte Mrs. Perkins Bescheid, dass wir einen großen Krug Limonade brauchen. Sobald sie gebadet haben.– Ich werde sie vorwarnen.« Sie eilte den Männern nach, die ohne abzusitzen die Tiere Richtung Stall trotten ließen. Wenn sie erwarteten, dass Parnko sie ihnen dort abnähme, würden sie bald eines Besseren belehrt werden. In den letzten Tagen hatte Mannaras Genesung erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Heilkräfte der Eingeborenen waren tatsächlich erstaunlich. Obwohl die Schwellungen noch nicht ganz abgeklungen waren, konnte man doch schon wieder erkennen, was für eine Schönheit sie war. Nicht einmal die Zahnlücken, die nur sichtbar wurden, wenn sie breit lächelte, störten den Gesamteindruck. Parnko hatte ihr ein paar Brocken Englisch beigebracht, und mit leisem Lispeln hatte sie sich recht gut verständlich bei Mrs. Perkins und Dorothea für ihre Rettung bedankt.
    » Ian, wartet!« Dorothea wollte den Männern wenigstens kurz das Nötigste berichten, ehe sie auf das junge Paar trafen. Sie spürte, wie ihr am ganzen Körper der Schweiß ausbrach, während sie über den glutheißen Sand lief. Die Sommerhitze wollte und wollte dieses Jahr nicht weichen!
    Ihr Mann zügelte sein Tier und blieb stehen.
    » Ich muss euch noch rasch etwas erzählen, ehe ihr in den Stall geht.«
    John und Percy sahen sich mäßig interessiert um, ohne jedoch ihre Pferde anzuhalten.
    » Mannara ist in Parnkos Kammer. Sie ist geflüchtet, nachdem Worammo sie schrecklich zugerichtet hat«, sagte Dorothea rasch. » Erschreckt sie nicht. Sie ist verängstigt genug.«
    Ein unterdrückter

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