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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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    Die blieb jedoch unerbittlich. » Es muss.«
    Glücklicher- oder unglücklicherweise, je nach Perspektive, hatte Catriona mehrere Exemplare in ihrer Garderobe. Dorothea hatte ihr inzwischen oft genug beim Schnüren assistiert, um zu wissen, wie man in das sperrige Kleidungsstück schlüpfte. » Es ist mir viel zu klein«, stellte sie nach dem ersten Blick in den Spiegel fest und machte Anstalten, es wieder abzustreifen. » Ich denke, bis ich in Adelaide eines finde, das mir besser passt, gehe ich weiter ohne.«
    » Kommt nicht infrage.« Catriona trat hinter sie und griff nach den Schnüren. » Je eher du dich daran gewöhnst, desto besser. Zieh den Bauch ein und halt die Luft an.«
    Dorothea befolgte die Anweisung, so gut es ging. Es dauerte eine ganze Weile, bis Catriona zufrieden war. » Ich kann nicht mehr richtig atmen«, stellte Dorothea umgehend fest. » Du hast mich viel zu eng geschnürt.«
    » Unsinn!« Mit schief gelegtem Kopf betrachtete die junge Frau ihr Werk. » Es sitzt so locker, dass vermutlich keines meiner Kleider darüber passt.« Das war übertrieben, und als Dorothea sich im Spiegel betrachtete, war sie überrascht, wie mädchenhaft schlank und jugendlich sie in dem duftigen Abendkleid aus Chiffon im Farbton » Rose de Parnasse« wirkte.
    » Nun? Hat sich die Mühe gelohnt?« Catriona wirkte ausgesprochen zufrieden mit sich. » Wenn ich dir noch die Haare mit den Seidenrosen aufstecke, wird Percy Augen machen.«
    Tatsächlich fielen die Komplimente ihres Cousins derart überschwänglich aus, dass es Dorothea fast schon unangenehm wurde. Lady Chatwick schwieg eisern, ihr Blick jedoch sprach Bände und erinnerte Dorothea an ihre Warnung. Sie glaubte nicht, dass sie berechtigt gewesen war, dennoch fragte sie sich, ob Percy wirklich dermaßen enthusiastisch ihre » blütenstängelzarte Taille« und den » blumigen Rosenteint« lobpreisen musste.
    Auch Ian wirkte nicht übermäßig angetan. Da er aber in letzter Zeit in Gesellschaft oft brummig und einsilbig gewesen war, fiel das nicht weiter auf. Catriona und Percy waren absolut imstande, die Tischunterhaltung alleine zu bestreiten.

7

    Am 20. Mai führte John die Kalesche mit dem braunen Wallach vor die Veranda und half Parnko dabei, die Reisekisten hinten festzubinden. Vor einigen Jahren hatte das Mount Barker Inn den Besitzer gewechselt. Seitdem konnten müde Reisende dort in sauberen Zimmern auf wanzenfreien Betten übernachten. Und so hatte Ian entschieden, den Landweg zu nehmen. Er mochte Schiffe immer noch nicht. Seine Leiden in den ersten Wochen der Überfahrt hatten sich zu tief eingeprägt.
    Die beiden Damen nahmen auf der hinteren Bank unter dem aufgeklappten Verdeck Platz, das ihnen zwar kaum Schutz vor dem allgegenwärtigen Staub bieten würde, aber zumindest etwas Schatten spendete. Zusätzlich trugen sie großzügig bemessene Schleier über den Hüten, die ihnen das Aussehen von Imkern verliehen, wie Trixie respektlos feststellte.
    Der leichte, vierrädrige Wagen war speziell den australischen Verhältnissen angepasst: Achsen und Räder waren stabil genug, um nicht auf gepflasterte Straßen angewiesen zu sein. Der Wagenkörper aus leichtem Korbgeflecht ließ den Fahrtwind durch und sorgte so dafür, dass die Passagiere in den Genuss von ein wenig Kühlung kamen. In der Regenzeit fuhr sowieso kein vernünftiger Mensch mit Kutschen durch die Gegend, deswegen hatte der Stellmacher die Bespannung des Verdecks nicht aus Leder, sondern aus festem Segeltuch angefertigt.
    » Vermutlich seid ihr aus England andere Wagen gewöhnt«, sagte Dorothea, als Percy kaum merklich zögerte, ehe er sich zu Ian auf den Bock schwang. » Aber dieser Wagen ist wirklich ausgesprochen zweckmäßig. Und sehr gut gefedert!«
    Trotz der Federung, die sie selbst so gelobt hatte, fühlte Dorothea sich wie gerädert, als sie am übernächsten Abend vor dem Sydney-Hotel hielten. Schon nach ein paar Stunden waren sie auf die Straße von Macclesfield zum Mount Barker gestoßen. Leider war der Zustand der neuen Staatsstraße bereits wieder erschreckend schlecht. Ein Schlagloch reihte sich an das andere, und mehr als einmal hatte sie befürchtet, dass der Wagen umschlagen würde. So hatte sich der Genuss an der malerischen Landschaft in Grenzen gehalten, obwohl die Wälder, die sie durchfuhren, durchaus als imposant zu bezeichnen waren.
    » Wenn man nicht näher hinschaut, könnte man direkt glauben, in England zu sein«, stellte Catriona erstaunt fest. »

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