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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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ob der Besitzer sich die dringend nötige Dachreparatur, geschweige denn ein neues Dach leisten könnte.«
    » Viele Häuser sind seit der Rezession verfallen. Die Besitzer sind teilweise nach England zurück oder haben ihr Glück weiter im Osten gesucht. Aber mit der Zeit werden auch diese Ruinen wieder instand gesetzt werden«, meinte Ian. » Im deutschen Viertel gibt es schon keine leer stehenden Häuser mehr. Seit letztem Jahr strömen sie geradezu ins Land. Vor allem studierte Leute. Ich hatte schon einen Doktor der Philosophie, der sich bei mir als Schafhirte beworben hat.«
    » Und? Hast du ihn genommen?«
    Ian lachte und schüttelte den Kopf. » Wo denkst du hin! Was soll ich mit einem sicher vortrefflichen Menschen anfangen, der nicht weiß, wo bei einem Schaf vorn und hinten ist?«
    » Du übertreibst.«
    » Nicht sehr.«
    Im Hotel wurden sie bereits erwartet. Zwei Hausdiener stürzten auf die Straße, sobald Ian den Braunen vor den Eingangsstufen anhalten ließ, um den Damen beim Aussteigen behilflich zu sein und das Gepäck auf die Zimmer zu tragen. Das Hotel machte seinem Ruf als erstem Haus am Platz alle Ehre: Die Zimmer waren allesamt geräumig und mit jedem erdenklichen Luxus ausgestattet. Dankbar nahm Dorothea das Anerbieten des knicksenden Zimmermädchens an, ihr beim Auskleiden zu helfen. Sobald sie bis auf das Unterhemd entkleidet war, schlüpfte sie zwischen die kühlen, glatten Laken und bat das Mädchen, ihre Sachen erst morgen auszupacken. Jetzt brauchte sie Ruhe, nichts als Ruhe.
    » Soll ich zu Dr. Woodforde schicken, damit er dir ein Pulver verschreibt?«
    Ians Stimme klang so besorgt, dass Dorothea die Augen mit einiger Überwindung wieder öffnete und ihm beruhigend zulächelte. » Nicht nötig. Ich weiß doch, wie du darüber denkst. Lasst mich einfach schlafen und geht euch amüsieren. Es wäre dumm, auf den Liederabend zu verzichten, nur weil ich nicht mitkommen kann.«
    » Ich mache mir langsam Sorgen um dich, Darling. Früher warst du nie krank.« Ian zögerte sichtlich zu gehen.
    Gerührt unterdrückte Dorothea ihre Ungeduld, endlich allein gelassen zu werden. » Es ist wirklich nichts. Ich habe nur grässliche Kopfschmerzen von der Fahrt. Und ich bin so müde. Würdest du bitte noch die Vorhänge zuziehen?«
    Die tief stehende Sonne schien ihre rötlichen Strahlen wie ein bösartiges Geschoss genau auf sie auszurichten. Ian zog die bodenlangen, dunkelblauen Samtvorhänge, die vor den französischen Fenstern hingen, zu und wandte sich um. » Besser so?«
    » Viel besser.« Tatsächlich war es eine gewisse Erleichterung. Die Augen schmerzten nicht mehr so.
    » Soll ich nach dem Mädchen rufen, dass sie dir kalte Umschläge bringt?«
    » Nein, ich möchte jetzt niemanden um mich haben.«
    » Na schön. Gute Besserung, Darling.« Er beugte sich über sie und küsste sie zart auf die Stirn. Schon diese kaum spürbare Berührung ließ sie fast aus der Haut fahren.
    Erleichtert registrierte sie das Klappen der Tür und dämmerte in eine Art Betäubungsschlaf, der dominiert wurde von dem Hämmern in ihren Schläfen. Vielleicht, weil das Dröhnen entfernt an die stampfenden Rhythmen der Aborigines erinnerte, waren die Träume bevölkert von schwarzen Gestalten. Sie tanzten um eine Bahre, auf der ein verhüllter Körper lag. Dorothea wollte die Tücher wegziehen. Etwas in ihr drängte sie dazu. Aber sie konnte sich nicht bewegen. Keinen Finger rühren.
    Es war Catriona in ihrem wunderschönen rosa Abendkleid, die vortrat und das Gewehr auf die reglose Gestalt abfeuerte. Als sich der Rauch verzog, hielt sie einen Kopf an den Haaren hoch. Es war jedoch nicht King Georges Haupt mit den schneeweißen Locken, sondern Ians. Im ersten Augenblick erkannte sie die Züge nicht, denn sie ähnelten eher einer entstellten Fratze. Sie wollte schreien, doch kein Ton drang aus ihrer Kehle. Sie wollte auf ihn zustürzen, doch ihre Beine schienen mit dem Boden verwachsen.
    Catriona lächelte– ihr süßes Lächeln, das einen so bezauberte, und warf den Kopf in das Feuer, das vor ihren Füßen aufloderte. Er verschwand in dichten schwarzen Rauchschwaden. Statt seiner wiegte sie in ihren Armen auf einmal Charles. Er schlief tief und friedlich.
    » Charles, mein Baby!« Dorothea wusste nicht, ob sie es laut gerufen hatte. Sie saß aufrecht im Bett und spürte ihr Herz schlagen wie verrückt. Das Nachthemd klebte an ihrem schweißbedeckten Körper. Um sie herum war alles ruhig. Auch Ian war anscheinend noch

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