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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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müsste«, sagte Dorothea leise.
    » Nur sind die Kinder stärker als die meisten Engländer und sehen überhaupt nicht ein, dass sie erzogen werden müssten«, sagte Ian trocken. » Es war ja gut und schön, ihnen zu versprechen, sie würden glücklich sein, sobald sie erst in Häusern wohnen, das Feld bestellen und den Herrn preisen. Wunschdenken, wenn ihr mich fragt! Niemand, auch Moorhouse nicht, wird sie dazu bringen!«
    » Wer hat das denn getan? Ich meine, ihnen dieses Versprechen gegeben.«
    » Das war Gouverneur Gawler«, warf Dorothea ein. » Als die ersten Siedler 1836 bei Glenelg an Land gingen, ließ er als eine seiner ersten Amtshandlungen eine Ansprache an die dortigen Schwarzen übersetzen. Wartet einmal, ich versuche, es im Wortlaut wiederzugeben.« Dorothea schloss die Augen und rezitierte: » Schwarze Männer, wir wünschen, euch glücklich zu machen. Ihr könnt jedoch nicht glücklich sein, außer ihr imitiert gute, weiße Männer. Baut Hütten, tragt Kleidung und seid nützlich. Vor allem könnt ihr nicht glücklich sein, ohne Gott zu lieben, der Himmel und Erde gemacht hat und Menschen und alle Dinge. Liebt die weißen Menschen. Liebt andere Stämme schwarzer Menschen. Habt keinen Streit untereinander. Sagt anderen Stämmen, dass sie die weißen Menschen lieben sollen und dass sie gute Hütten bauen sollen und Kleidung tragen. Lernt, Englisch zu sprechen.«
    » Und hat dieses überwältigende Beispiel pastoraler Prosa das bewirkt, was es sollte?«, erkundigte Percy sich und lächelte zynisch.
    » Natürlich nicht. Die Aborigines haben gar nicht verstanden, wovon er sprach. Der gute Wyatt hätte sich die Mühe mit dem Übersetzen genauso gut sparen können.« Ian schnaubte verächtlich durch die Nase. » Als ob Glück so einfach zu finden wäre.«
    » Wie recht du hast, Cousin«, stimmte Catriona ihm kaum hörbar zu.
    Dachte sie dabei gerade an eine verlorene Liebe? Dorothea suchte nach etwas, um sie abzulenken, und sagte rasch: » Eine solche Ansprache war doch ziemlich mutig. Schließlich konnte man gar nicht sicher sein, dass sie friedlich bleiben würden. Genauso gut hätten sie die Neuankömmlinge auch mit Speeren und Keulen begrüßen können.«
    » Sind diese Dinger eigentlich wirklich so gefährlich, wie man hört?«, wollte Percy wissen.
    Ian nickte entschieden. » Sie sind nicht zu unterschätzen! So ein Speer kann hässliche Wunden verursachen. Und sie sind wahre Meister mit der Speerschleuder. Man tut gut daran, sie auf Abstand zu halten. Aber derzeit ist glücklicherweise alles friedlich in Südaustralien.«
    » Benutzen sie auch Gift?« Catriona beugte sich interessiert vor.
    » Nicht dass ich wüsste.« Ian schnalzte dem Pferd, das bergauf seinen Schritt immer weiter verlangsamte, aufmunternd zu. » Moorhouse hat es jedenfalls nie erwähnt.«
    » Schade, das hätte ich interessant gefunden.« Catriona lehnte sich wieder zurück und zeigte keine Neigung, sich an dem weiteren Gespräch zu beteiligen, das sich um die Wahrscheinlichkeit weiterer Goldfunde im Osten von Neusüdwales drehte.
    Kurz vor Hahndorf, einer Siedlung preußischer Lutheraner, besserte sich der Straßenzustand so auffällig, dass Ian erbost bemerkte: » Das ist doch typisch für die Herren vom Magistrat! So weit sie fahren, ist alles in bester Ordnung. Wie die Straßen im Hinterland aussehen, kümmert sie nicht die Bohne.«
    Dorothea war der Grund gleichgültig– Hauptsache, das Gerüttel ließ etwas nach. Ihr Kopf schmerzte höllisch, und sie konnte es kaum noch erwarten, ihn endlich auf ein kühles Leinenkissen zu legen und die Augen zu schließen.
    » Irgendwie hatte ich mir die Hauptstadt von Südaustralien doch etwas imposanter vorgestellt.« Stunden später musterte Percy enttäuscht die ungepflasterten Straßen, die bescheidenen Häuser, die sie säumten. » Dagegen ist ja sogar Bristol eine Metropole!«
    » Dies Viertel der Südstadt ist auch nicht gerade die feinste Gegend«, belehrte ihn Ian. » Wer zu den besseren Leuten gehört beziehungsweise wer es sich leisten kann, residiert in der Nordstadt am Montefiori Hill. Auf der anderen Seite vom River Torrens. Die Südstadt ist mehr für Handwerker und Gewerbetreibende. Und natürlich für diejenigen, die sich die Preise auf dem Montefiori Hill nicht leisten können.«
    » Ja, das ist offensichtlich«, sagte Percy und rümpfte leicht die Nase, als sie gerade ein baufälliges Haus, besser: eine Hütte, passierten. » Dieses dort sieht nicht danach aus, als

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