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Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman

Titel: Die roten Blueten von Whakatu - Ein Neuseeland-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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hast wirklich Gold gefunden?«
    »Du kannst ruhig normal reden, Te Raukura weiß Bescheid.«
    »Ach, er weiß Bescheid, aber mir erzählst du nichts?«
    »Ich weiß, ich hätte es dir sagen sollen. Aber …«
    »Aber du wusstest nicht, ob du mir trauen kannst«.
    Er sah sie mit einer Mischung aus verlegenem Grinsen und Schulterzucken an. »Na ja – nicht nur.«
    »Aber auch. Vielen Dank auch.«
    »Versteh doch, ich … hatte meine Gründe.«
    »Ja«, gab Lina zurück, nun doch etwas aufgebracht. Sie entzog ihm ihre Finger. »Du dachtest, ich wollte an das Geld deines Vaters und mich ins gemachte Nest setzen. Das habe ich schon verstanden. Aber du hättest mir wenigstens sagen können, was Rieke und Julius da draußen in der Wildnis wollen. Und …« Sie hob die Hand, als er zu einer weiteren Erklärung ansetzen wollte. »Und wieso bist du einfach fortgegangen, ohne mir etwas zu sagen?«
    »Aber das habe ich!«
    »Davon weiß ich aber nichts!«
    »Du hast sogar genickt«, widersprach er. »Und gleich weitergeschlafen. Und wenn du mich jetzt auch mal zu Wort kommen lassen würdest, könnte ich dir auch noch mehr erzählen. Ich habe nämlich gute Nachrichten.«
    Alexander, so schilderte er, war früh aufgestanden, weil er etwas zum Frühstück hatte besorgen wollen. Zur Sicherheit hatte er auch noch die Schrotflinte mitgenommen , schließlich war er nicht sicher, ob sie nicht doch verfolgt wurden. Statt auf feindliche Maori war er aber auf Te Raukura getroffen, der gerade auf dem Weg zu ihm war.
    »Wieso denn das?«, fragte Lina.
    »Weil er uns erzählen wollte, wo Julius und Rieke sind!«
    »Rieke und Julius?« Sofort war alles andere vergessen. »Sie wissen es?«, wandte Lina sich aufgeregt an den Maori.
    Dieser nickte lächelnd und wirkte dabei so gelassen, als könne ihn nichts auf der Welt aus der Ruhe bringen. Ganz im Gegensatz zu Lina.
    »Wo?«, fragte sie. »Haben Sie sie gesehen? Geht es ihnen gut?« Sie sprang auf – und sank sofort stöhnend wieder zusammen. Sie hatte völlig ihren verletzten Fuß vergessen.
    »Langsam, Terina.« Te Raukura kniete sich vor sie. »Lass mich sehen.«
    »Lieber nicht«, murmelte sie und zog ihren Fuß näher an sich. Was wusste ein halb nackter Maori schon von moderner Medizin?
    »Doch, zeig es ihm. Er ist ein tohunga «, erklärte Alexander. »Das ist so etwas wie ein Heiler oder Wissender.«
    Zögernd fügte sie sich. Sie streckte den Fuß aus und sah argwöhnisch zu, wie der Maori die Bänder ihres leichten Schuhs aufschnürte. Dann streifte er ihn von ihrem Fuß. Ganz vorsichtig, dennoch stöhnte Lina leise auf, als der Schmerz durch ihren Knöchel schoss.
    »Den Strumpf auch?«, fragte sie.
    Der Maori nickte.
    Lina runzelte die Stirn. Es schickte sich nicht, einem Mann seine Fußknöchel zu zeigen. Schon gar nicht, wenn diese Knöchel unbekleidet waren. Aber in diesem Fall war es wohl nicht zu ändern.
    Sie zog ihren langen Rock tiefer und bemühte sich, unter den schwarzen Stoff zu kommen, ohne den Männern ihre Beine zu zeigen. Sie sah, wie Te Raukura bei ihren Verrenkungen leise lächelte. Dann musste sie selbst lächeln. Wie hatte Alexander es gesagt? Sie waren hier nicht mehr in Deutschland.
    »Ach, egal«, sagte sie schließlich, hob ihren Rock hoch und griff nach ihrem rechten Knie. Sie öffnete das Strumpfband, rollte den Strumpf hinunter und zog ihn aus.
    Ihr Gelenk war deutlich dicker als sonst, fühlte sich heiß an und pochte. Sie streckte den Fuß wieder aus.
    »Au!« Sie seufzte auf, als Te Raukura den geschwollenen Knöchel abtastete. Dennoch waren seine dicken Finger erstaunlich sanft. Dann sagte er etwas auf Maori.
    »Er ist nicht gebrochen«, übersetzte Alexander. »Aber verrenkt. Te Raukura wird versuchen, ihn wieder einzurenken.«
    Einrenken. Das hörte sich nicht gut an. Lina verkrampfte sich, als der Maori ihr Bein leicht anhob. Ihr Fuß passte bequem in seine riesenhafte Faust. Ob er wirklich wusste, was er da tat? »Ich weiß nicht. Vielleicht wäre es doch besser, wenn wir einen Arzt …?«
    »Wo wollen wir den denn jetzt herkriegen?« Alexander setzte sich noch ein bisschen dichter zu ihr und nahm erneut ihre Hand in seine. Seine Nähe war tröstlich und machte sie ganz schwindelig. »Weißt du eigentlich«, sagte er, »dass du wunderschöne Augen hast?«
    »Findest du?« Lina lächelte und vergaß für einen Moment ihre Angst. »Du aber –«
    Sie schrie laut auf, als ein grässlicher Schmerz durch ihren Knöchel raste. Durch ihr ganzes Bein

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