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Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Die Rückkehr der Karavellen - Roman

Titel: Die Rückkehr der Karavellen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luchterhand
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am Fluß, an dem die Ruderboote der Aalfischer anlegten und wo die Tejonymphen am Abend ihre Flußtanghaarknoten richteten.
    Vom beharrlichen Walzer der Pikkoloflöte gerufen, kam der Graf wie die Toten der Träume in die Stadt, erkannte Türklopfer und Einzelheiten an granitenen Türumrandungen wieder und wunderte sich über die Stadtviertel, die während seiner Abwesenheit als Seefahrer im Orient entstanden waren, bescheidene Häuserblocks, die nach Kichererbsensuppe und Pfandhaus rochen, aus den Fugen geratene Schaukeln in Gärten mit Margeriten und Häuser
ohne Firstbalken für die Rülpser der Betrunkenen. Stromkabel durchzogen den Himmel mit Linien für die Achtelnoten der Vögel. Und ganz neu waren die aus Guinea und Angola gekommenen Schwarzen, die in Briefträgeruniformen in die Pedale von Postfahrrädern traten.
    Der Schusterladen, der, als er emigrierte, ein Winkel war, den er dem Koitus der Fledermäuse abgetrotzt hatte, nahm nunmehr einen ganzen Häuserblock mit Schaufenstern ein, die ein Neonschild überragte, und drinnen knieten zig Verkäufer wie Vasallen vor den Socken der auf Thronen aus gelbem Samt wie Kürbisse hockenden Kunden. Eine würdige Dame machte klingelnde Berechnungen an der Registerkasse, deren Schublade wie unter Teufelsanwandlungen aufsprang. Der Neffe, mit Gehrock aus Covilhã-Wolle und Tränenperle auf der Krawatte, angezogen wie zu einem Beerdigungsunternehmerball, präsidierte, die Hände hinter dem Rücken, über herumschwebende Damenstiefel und trieb nur widerwillig diesen schwertragenden, ländlichen Urgroßvater vor sich her, um ihm ein Zimmer im hinteren Teil des Ladens zu zeigen, in dem eine Luke an der Decke klebte und ein spärliches Fädchen Licht, wie Wasser, das sich ausbreitete, in den Spalten des Fußbodens spazierte, unter der Voraussetzung, daß er die Familie nicht entehrte, indem er auf den Straßen Vila Franca seine altertümlichen Neptunskoteletten zeigte. Vasco da Gama war nicht beleidigt (Sogar der König, dieser Dummkopf, hat nicht damit gerechnet, daß ich zurückkomme), prüfte mit dem Knie die Drahtmatratze des Betts, häufte auf dem Nachttisch die für die stürmische Überfahrt langer Nächte auf See notwendigen Kekse auf, und achtundvierzig Stunden später wurde er
in einem Imbiß gesichtet, wo er den Leichtsinn der Bauern mit einer Sueca rupfte. Er gewann auf diese Art und Weise einen Pflug, achtzehn Pferde, eine Batterie Legehennen, abgelegtes Zaumzeug, eine gebundene Berbergrammatik, eine möblierte Wohnung in Caneças, verschiedene Schattensonnenplätze bei Stierkämpfen nach freier Wahl und den Krankenwagen der Feuerwehr, den diese mit Spenden finanziert hatte, als er beim letzten Stich den Chef der Körperschaft um einen halben Punkt mit einem magischen Fünferpasch schlug. In den Momenten, da der Neffe die Tiere in einem Pandämonium von Kuhglocken durch die Drehtür des Ladens kommen sah, welche die Verkäufer und die Käufer auf Strumpfsocken erschreckte, die eiligst auf die höchsten Regale kletterten, als er das fürchterliche Heulen des auf dem Gehweg geparkten Krankenwagens hörte, auf dessen Wagendach sich die Lampen in endloser Angst drehten, schlug er dem Seefahrer vor, ihm den Erlös seines Gewinnes unter der Bedingung abzukaufen, daß dieser sogleich eine zweite Reise nach Indien unternahm, in der Hoffnung, der Achtzigjährige würde, von einem Schwarm unersättlicher Nymphen verbraucht, auf der Ilha dos Amores dahingerafft werden.
    Der Graf jedoch, der genug von Stürmen und Pellagra und es satt hatte, die Geschlechtsleiden von Goa mit Säurebädern zu behandeln, die ihm die Haut vom Skrotum ätzten und ihn wochenlang am Gehen hinderten, hatte die Stadt seiner Jugendjahre liebgewonnen, die die Fluten des Tejo mit Zaubertricks verdeckten und freilegten, und die Leitkühe, die beim Höllenlärm des Krankenwagens auf Absätzen, Schuhspitzen und in Seidenpapierpäckchen herumtollten.
Er machte es sich zur Gewohnheit, nachmittags auf den Plätzen des Ortes zu Pferde zu promenieren, Karten zu zeigen und Auswärtige zu Blattduellen herauszufordern, und wurde auf diese Weise Besitzer einer Butangasfabrik, des Elektrizitätswerks von Cartaxo, der Zementmischer des Distrikts, des Bestattungsunternehmens, von sieben Viehzuchtbetrieben, des Misericórdiahospitals und des größten Teils der Läden zwischen Tomar und Santarém. Er faßte den beängstigenden Plan, sich mittels des Glücks der Trümpfe Portugals Majorat für Majorat und Stadt für

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