Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
können? Melsyr könnte uns durch das Seitentor im Westen hereinlassen, und wir wären drin, ehe irgendjemand etwas merkt.«
    »So leicht ist es nicht«, widersprach Rochen.
    Kierans Augen verschleierten sich einen Moment lang. »Wieviele haben wir?«, fragte er ruhig.
    Rochen schüttelte den Kopf. »Nein, du verstehst nicht. Die Anzahl ist nicht das Problem. Wir haben genügend. Diesmal sind es ausreichend viele, um eine beeindruckende Barriere zu errichten, selbst gegen Sifs Armee – obwohl unsere Männer kaum ausgebildet sind, von einer Handvoll beinahe übergelaufener Gardesoldaten ganz zu schweigen.«
    »Was ist es dann?«
    »Charo hat geschworen, dass er es nicht zulassen wird.«
    Wieder lächelte Anghara. »Er will mich nicht nach Miranei hereinlassen?«
    »Nicht, bis er eigenhändig das Haupttor aufmachen und Euch unter Beifall hereinbitten kann«, erklärte Rochen, dem es gelang, keine Miene zu verziehen.
    »Immer diese großen Gesten«, sagte Kieran, doch ohne Groll. »Manchmal fällt es einem schwer zu glauben, dass er und Adamo Brüder sind, geschweige denn Zwillinge. Ansen war viel ...«
    Als Kieran abrupt abbrach, breitete sich eine unangenehme Stille aus. Ansens Geist war seit langer Zeit nicht mehr heraufbeschworen worden. Der Ansen, von dem Kieran sprach, war in Cascin sein bester Freund gewesen, nicht der junge Mann, der zu Hass, Neid und Verrat herangewachsen war. Und dennoch war es Letzterer, der stets die schöneren Tage überschatten würde. Der junge Ansen rief angenehme Bilder hervor – doch diese blieben nie lange, ehe sie von der Erinnerung an einen lang zurückliegenden Abend an Mittsommer verdrängt wurden, als ein scharfer Dolch in Ansens Hand glitzerte.
    Rochen kannte nicht die ganze Geschichte; aber er war so sensibel, die Atmosphäre zu spüren, die Ansens Name hervorgerufen hatte. Blitzschnell wechselte er das Thema. »Es ist wohl am besten, wenn wir zu Adamo in Cascin stoßen, so schnell wir können. Ich bin schon eine Zeit lang hier, und vielleicht gibt es Neuigkeiten.«
    »Sind alle Männer in Cascin?«
    »Nicht im Haus. Im Wald ist ein verstecktes Lager. Aber Adamo wohnt im Herrenhaus, mit ein paar Hauptleuten. Sifs Leute machen einen weiten Bogen um den Ort, denn es gibt Gerüchte im han, dass es im Herrenhaus spukt.«
    »Jemand muss doch aber die neuen Bewohner gesehen haben, wenn sie dort leben, und es war so lang verlassen ...«, begann Kieran, doch Anghara schüttelte den Kopf.
    »Es ist mehr als das. Dort steht der Stein.«
    »Welcher Stein?«
    Anghara schaute ihn lächelnd an. »Gul Khaima war nicht der einzige Stehende Stein, den ich aufgestellt habe. In Cascin ist auch ein Stehender Stein ... ein ähnlicher jedenfalls. Und deswegen spukt es dort.«
    Ihre Augen trafen sich kurz und trennten sich wieder. Keiner hatte ausgesprochen, dass Cascin auch von Ansens unseligem Geist heimgesucht wurde. Cascins Erbe hatte das Herrenhaus auf seine eigene dunkle Art geerbt; es würde nie frei von ihm sein. Kieran fragte sich kurz, wie Adamo mit dem Schatten seines toten Bruders fertig wurde.
    »Nun denn«, sagte Anghara und brach das Schweigen. »Das ist wahrlich eine Heimkehr geworden. Der Weg von Miranei nach Kheldrin führte schon nach Cascin ... und es ist gut, dass Adamo dort sein Hauptquartier aufgeschlagen hat. Cascin hätte ohnehin auf meinem Rückweg gelegen; ich habe dort Dinge zurückgelassen, die ich nach Miranei mitnehmen muss.«
    »Wir könnten heute Nacht hierbleiben und die Pferde rasten lassen ...«, begann Rochen.
    Anghara schüttelte den Kopf. »Für Ausruhen bleibt genügend Zeit später. Obwohl wir schnell geritten sind, haben sie noch genügend Kraft. Wir können im Wald übernachten.«
    »Sie hat Recht«, pflichtete Kieran ihr bei. »Zu viele Dinge verfolgen uns. Wir brauchen jede Stunde, die wir herausholen können.«
    Rochen verschwendete keine Zeit mehr, sondern griff nach seinen Reitsachen. »Dann machen wir uns auf den Weg.«
    Während des Ritts zog sich Anghara in ihre Einsamkeit zurück und überließ es ihren beiden Gefährten, getrennte Bindungen neu zu knüpfen und einander auf den neuesten Stand zu bringen. Rochen stellte dem Freund viele Fragen. Bei einigen zögerte Kieran mit der Antwort, aber trotzdem redete er die meiste Zeit. Später, als sie ein Lager aufschlugen, setzte sich Anghara ein wenig abseits vom Feuer. Obwohl Kieran stets ein aufmerksames Auge auf sie gerichtet hielt, respektierte er ihre Stimmung und stellte nun seinerseits Rochen

Weitere Kostenlose Bücher