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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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großes Herz«, sagte er. »Sollte ich ihn je wiedersehen, werde ich mich vor ihm verneigen. Das schwöre ich.«
    »Hole Anghara!«, sagte Kieran und wischte seine Klinge am Umhang des toten Wachsoldaten ab. Dann steckte er sie wieder in die Scheide. Charo lief zurück und seine Ziehschwester lag schlaff in seinen Armen.
    »Sie wiegt nicht mehr als eine Gans auf Cascin«, sagte er. Die Respektlosigkeit seiner Bemerkung stand ganz im Kontrast zu der Sorge in seiner Stimme. »Sie ist immer noch bewusstlos. Das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Sie wird sich erholen«, sagte Kieran liebevoll. »Wie schade, dass du Melsyr so schwer getroffen hast ... er hat gesagt, er gäbe viel dafür mit eigenen Augen zu sehen, wie wir Anghara herausholen.«
    Als er auf Melsyr hinabschaute, sah er ein schwaches Abbild von Charos Grinsen auf dessen Gesicht. Seine Augen waren offen und blitzten. »Geht«, stieß er hervor. »Ich habe alles gesehen. Die Götter mögen euch segnen.«
    Kieran kniete neben ihm nieder und drückte ihm die heile Schulter als Ausdruck seiner Dankbarkeit, was lauter sprach als tausend Worte.
    »In dem Wäldchen etwas abseits vom Weg steht ein Pferd mit ein paar Decken.« Melsyr verzog vor Schmerzen das Gesicht. »Ich habe es dort hingeschafft, falls ihr diesen Weg kommt. Mehr konnte ich nicht tun.«
    »Du hast genug getan«, sagte Kieran. »Mehr als genug. Schaffst du es alleine?«
    »Niemand wird mich verdächtigen«, sagte Melsyr. »Geht!«
    Kieran erhob sich. »Wir werden uns wiedersehen«, sagte er. »Erhole dich.«
    Er zog an dem Ring, der durch die Nase des Wasserspeiers gezogen war. Ächzend protestierten die Angeln des Seitentors, Teil von Miraneis Verteidigungsanlagen, und es schwang langsam auf. Als die dicke Steintür so weit offen war, dass Kieran einen Blick auf Bäume und Berge erhaschen konnte, ließ Kieran den Ring los und blickte umher. »Von draußen können wir die Tür nicht schließen«, sagte er. »Sobald sie hier sind, wissen sie genau, welchen Weg wir eingeschlagen haben. Komm, wir brauchen einen Vorsprung. Sie werden schnell genug hinter uns her sein.«
    Charo schob sich als Erster hinaus, Anghara immer noch in seinen Armen. Kieran folgte. Mühelos fanden sie das Wäldchen und die Dinge, die Melsyr dort für sie deponiert hatte. Er hatte ein gutes Pferd ausgesucht – vielleicht war es sein eigenes.
    »Wenn sie entdecken, wo wir entkommen sind, suchen sie in den Bergen nach uns«, meinte Kieran nachdenklich und rieb das weiche Maul des Pferdes, um seine Freundschaft zu gewinnen. »Dann sollten wir so weit wie möglich weg von hier sein.«
    »Die anderen wissen nicht, wo wir sind«, sagte Charo. »Und mit einem Pferd, zwei Decken und einer Satteltasche voll Proviant kommen wir nicht weit.«
    »Du musst zurück in die Herberge gehen«, sagte Kieran. »Der Rest wird dorthin kommen, falls es ihnen gelingt, aus der Festung zu fliehen. Lass zumindest eine Nachricht dort, dass wir versuchen die Moore zu durchqueren und uns zu Rochen durchschlagen wollen.«
    »Vielleicht müssen wir alle viel länger in der Stadt bleiben, als wir wollen«, meinte Charo grimmig. »Und wenn sie in unseren Geschichten zu tief graben ... dann wird keiner von uns Rochen je wiedersehen.« Doch dann klärte sich sein Blick und er strahlte begeistert. »Aber wir haben es geschafft!«, rief er und schlug sich mit der Faust auf den Schenkel. »Wir haben es geschafft, Kieran! Und jetzt ... jetzt fängt die Arbeit erst richtig an.«
    »Ja, denn Sif wird das ganze Land nach uns absuchen, mit noch größerer Inbrunst als bisher. Ich weiß nicht, weshalb er sich so lang zurückgehalten hat. Aber wenn er erst herausfindet, was jetzt in Miranei passiert ist, dann macht er denselben Fehler nicht noch einmal. Wir haben unsere Karten aufgedeckt; er weiß, dass wir mit Anghara nur ein Ziel haben: sie an seine Stelle zu setzen. Und er wird sich nicht zurücklehnen und das geschehen lassen.«
    Anghara stöhnte leise und drehte den Kopf. Beide junge Männer wandten sich ihr zu. Ihre Lider flatterten und öffneten sich.
    »Ist Rochen in Lucher?«, fragte Charo knapp, ohne die Augen von Anghara abzuwenden. Sie war sehr blass, und ihre Haut war so fest über die Wangenknochen gespannt, dass diese wie aus Glas wirkten.
    Kieran nickte stumm. Charo hob die Hand, um die Schließe seines Umhangs am Hals zu befestigen. »Bring sie dorthin«, sagte er. »Ich weiß nicht, was der Teufel ihr angetan hat, während sie in seinen Klauen war, aber

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