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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ich werde es ihm heimzahlen. Schau sie dir nur an!«
    Kieran hatte die Augen nicht von Anghara gelassen, seit er sie in der Morgendämmerung auf dem Wehrgang zum ersten Mal erblickt hatte, abgesehen davon, als er den Weg durch die labyrinthartigen Innenhöfe Miraneis gesucht hatte und das Schwert führte, um den Weg zu klären. Er stimmte Charos Worten von ganzem Herzen zu.
    »Sie sieht zu zerbrechlich aus, um echt zu sein«, sagte Charo.
    »Wir treffen uns in Lucher«, sagte Kieran. »Geh jetzt!«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sich Charo um und verschwand im gefleckten Schatten der Bäume.
    Anghara sah immer noch unglaublich zerbrechlich aus, aber ihre Augen blickten wieder klar, so wie früher. Es war der erste deutliche Hinweis, dass die Worte, die er immer wieder seit ihrer Befreiung wiederholt hatte, vielleicht wahr werden könnten: Sie wird wieder gesund . Bis jetzt hatte nicht einmal er selbst wirklich daran geglaubt.
    »Wir haben noch einen oder zwei Momente«, meinte er. »Willst du dich noch ein bisschen länger ausruhen? Ich glaube, Melsyr hat einen Weinschlauch hiergelassen ...«
    Sie nickte; er nahm die Geste als Antwort auf beide Vorschläge, Ruhe und einen Schluck Wein. Er holte den Weinschlauch aus der Satteltasche, kniete neben ihr nieder und reichte ihn ihr. Sie hob den Schlauch an die Lippen und nahm mit geschlossenen Augen ein paar Schlucke. Dann legte sie ihn in ihren Schoß und blickte ihn an. Ihre Augen waren wieder mit Tränen gefüllt. »Du hast mir gefehlt«, sagte sie sehr leise.
    »Ich habe Feor versprochen, dich zu finden«, erklärte Kieran. »Ich habe ganz Roisinan mindestens sieben Mal durchkämmt. Feor haben wir letzten Sommer begraben. Er ging ins Grab mit dem Gedanken, dass du für immer verloren warst. Wo warst du, Anghara?«
    »Kheldrin«, antwortete sie leise und senkte den Blick.
    Die Direktheit ihrer Antwort überraschte ihn.
    » Kheldrin? «, wiederholte er, als er wieder atmen konnte. Beinahe konnte sie seine Gedanken lesen – Schock, Zweifel, das Gefühl, ein unverrückbares Verbot sei verletzt worden. Schließlich stammte Kieran aus Shaymir, und von al’Tamar wusste Anghara, dass Händler aus Kheldrin immer wieder den Weg von den nördlichen Rändern der Kadun Khajir’i’id nach Shaymir fanden. Die Bewohner Shaymirs hatten mehr »Khelsies« gesehen als der Durchschnittsroisinaner. Aber selbst in Shaymir fürchtete man die Kheldrini und misstraute ihnen, und wenn man nicht gerade um deren Silber oder Bernstein feilschte, dann ging man ihnen aus dem Weg. Das war nicht besonders überraschend, denn die Shaymiri bekamen etliche der obskuren Aspekte der kheldrinischen Kultur eher zu Gesicht als jeder andere. Kieran war schon längere Zeit nicht mehr in seinem Heimatland gewesen, nicht, seit man ihn als Ziehkind nach Cascin geschickt hatte. Aber dennoch war er ein wahrer Sohn Shaymirs. Und jetzt nannte Anghara, die er so viele Jahre lang unerschütterlich in den Ländern gesucht hatte, die er für zivilisiert hielt, als ihren Zufluchtsort ein Land, welches ihm von Kindesbeinen an als dunkel und gefährlich eingedrillt worden war.
    »Warum Kheldrin, um aller Götter willen?«, wollte er wissen. »Du hättest zu uns kommen können – zu mir; du musst doch gewusst haben, dass wir dir Zuflucht geboten hätten. Ich hätte dich schützen können ...«
    »Ich war ein Kind, und du warst auch noch jung; du hattest keinen Stützpunkt, von dem aus du hättest kämpfen können, wie heute – damals nicht. Und erinnere dich, woher ich geflohen bin – erinnere dich auch an den letzten Ort, der mir Zuflucht gewährt hat ...«
    »Wie hast du Bresse überlebt?«, fragte er mit heiserer Stimme. »Feor hat dich gesucht, aber nur eine Nachricht gefunden. Die junge Königin lebt . Damals hat er mich losgeschickt, um dich zu suchen. Bis zum Fluss habe ich deine Spur verfolgt ... aber der Fluss schien dich verschluckt zu haben. Und dennoch ... ich war sicher, dass du lebst und irgendwo wartest.«
    »Ich war in Sicherheit«, sagte sie und griff nach seiner Hand. »Ich war in Sicherheit und ... es gab Zeiten, da ... war ich sogar glücklich. Und ich habe viel gelernt ... sehr viel.«
    »Khelsie-Magie!«, stieß er hervor, zu schnell; seine Reaktion instinktive Abwehr.
    Schmerz huschte über ihr Gesicht. »Sie unterscheidet sich nicht so sehr von unserer«, murmelte sie. »Aber Bresse, Kheldrin ... es spielt keine Rolle mehr. Es ist alles vergangen, Kieran. In mir ist eine große Leere, wo Sif mir

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