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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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etwas herausgerissen hat. Ich kann nicht einmal mehr das Zweite Gesicht erreichen. Ich habe es versucht, auf dem Wehrgang, um dir zu helfen ... es wäre leichter gewesen, weniger blutig, weniger grausam ... aber du hast gesehen, was geschehen ist.«
    »Weiß Sif das?«
    »Ich glaube ... Senena hat es gewusst.« Ihre Stimme klang bitter. Um sie von diesen Gedanken abzulenken, half ihr Kieran auf die Beine.
    »Komm, es wird Zeit, dass wir aufbrechen. Inzwischen sind sie uns bestimmt auf den Fersen. Ich möchte lieber nicht hier sein, wenn sie das offene Seitentor entdecken.«
    Sie ließ sich von ihm aufs Pferd heben, dann schwang er sich in den Sattel hinter ihr und hielt sie mit dem linken Arm fest. Schweigend ritten sie dahin. Kieran wollte sich so lange es ging am Rand der Vorberge halten, bis die mächtige Festung fast nicht mehr zu sehen war. In seinem Schweigen spürte er den Frieden, endlich die Ziehschwester zu halten, die er vor so langer Zeit verloren hatte, und die zu finden und zu schützen er geschworen hatte. Weiter überlegte er, wie er Anghara am besten nach Lucher bringen konnte, dem loyalen Dorf. Außerdem spitzte er stets die Ohren und wartete auf Hufschlag der Verfolger. Anghara dagegen betrachtete die graue Weite des Moorlandes, welches sich zu ihrer Linken erstreckte. Plötzlich setzte sie sich in Kierans Umarmung auf und deutete auf einen fernen Fleck am Horizont.
    »Dort drüben«, sagte sie. »Was ist das?«
    Kieran zügelte das Pferd und kniff in der Sonne, die schon fast ihren Zenit erreicht hatte, die Augen zusammen. Dann fuhr er sich über das Gesicht, eine Geste unaussprechlicher Müdigkeit. »Sif«, sagte er. »Es muss Sif sein. Er ist zu früh dran, verdammt! Wir sind noch viel zu nah an Miranei. Noch ist es nicht vorbei.«
    »Vielleicht hätten wir in der Festung bleiben und uns gegen ihn verbarrikadieren sollen«, meinte Anghara.
    »Du hast nicht genügend Männer oder Waffen, um die Festung zu halten«, widersprach Kieran. »Noch nicht. Dein Name hat in Roisinan überlebt, aber es braucht noch einiges, um die Menschen davon zu überzeugen, dass die Trägerin ebenfalls am Leben ist. Und erst dann ... Im Augenblick gibt es noch zu viele, deren Loyalität gespalten ist und ihr Wissen über die Festung reicht mehr als aus, um sie bei einer Belagerung durch Sif zu verlieren. Erinnere dich, so haben sie Miranei beim ersten Mal genommen.«
    Anghara betrachtete ihre verschränkten Hände und biss sich auf die Lippe. Doch als sie zu Kieran aufschaute, waren ihre grauen Augen fest. »Und jetzt?«, fragte sie.
    »Ich hoffe, Rochen ist ihm nicht über den Weg gelaufen«, sagte Kieran. »Vielleicht sind wir auf uns allein gestellt. Aber ich werde trotzdem versuchen, dich nach Lucher zu bringen. Zumindest geben sie dir dort ein Dach über dem Kopf ...«
    »Nein«, erklärte sie. »Wenn die Chance besteht, dass Sif seine Wut an Unschuldigen auslässt ... nein. Wo würdest du Rochen und den Rest der Männer suchen?«
    »Es muss einen Stützpunkt, ein Lager geben ...«
    »Und dorthin will sich der Rest durchschlagen ... wenn sie aus der Stadt herauskommen?«
    »Ja, aber ...«
    »Dann lass uns das zuerst finden. Danach werden wir weitersehen.«
    »Aber wir müssten beinahe auf den Fersen der Armee übers offene Moor reiten«, meinte Kieran hilflos.
    »Sie werden nicht zurückschauen, bis sie nach Miranei kommen und dort erfahren, was geschehen ist«, sagte Anghara.
    Kieran sagte nichts mehr. Aber als der Fleck am Horizont mit ihnen auf gleicher Höhe war und sie Sifs zurückkehrende Armee erkennen konnten, trieb er sein Pferd zu einem leichten Galopp an und bog ins Moor ab, um hinter Sifs Nachhut zu gelangen.
    Das Glück währte nur noch kurz. Kieran ritt in einer flachen Kurve um die Nachhut herum, und sie gelangten unbeobachtet in den Rücken von Sifs Armee. Doch dann schien ihr Glück zu einem abrupten Ende zu kommen.
    Ein Ring kalter Asche. Ein zerbrochener Dolch, der halb im Torf steckte. Zertrampelter Boden. Ein Stofffetzen, dunkel, augenscheinlich Blut.
    »Deine Männer?«, fragte Anghara leise nach kurzem fassungslosen Schweigen, währenddessen Kieran reglos auf dem Pferd gesessen und die Beweise vor sich angestarrt hatte.
    »Wenn welche entkommen sind, werde ich sie finden«, erklärte er. Seine Stimme klang älter und müder, als es seinen Jahren entsprach. »Ich weiß, wohin sie gegangen sind.«
    Er glitt vom Pferd, hockte sich neben das kalte Lagerfeuer und musterte es genau.
    Anghara ließ

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