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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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sich ebenfalls herab, wobei sie vor Schmerzen zusammenzuckte. Dann rieb sie sich das Bein, weil sie einen Krampf hatte. Sie überließ ihn dem Schweigen. Das Pferd schnupperte ziemlich hoffnungslos an dem bitteren Moorgras zu seinen Füßen.
    Langsam zog die Sonne ihre Bahn über den Himmel; die Tage waren noch immer winterkurz, und es war nicht mehr viel Tageslicht übrig. Anghara machte ein paar Schritte, um sich die Beine zu vertreten. Dann lehnte sie sich dankbar an die warme Flanke des Pferdes. Sie fühlte sich schwächer als ein frisch geschlüpftes Küken. Kieran war etliche Schritte entfernt immer noch in seine Untersuchungen vertieft, und sie wollte ihm eben zurufen, dass sie weiterreiten und einen Ort für die Nacht suchen sollten, als das Schweigen des Moores unterbrochen wurde ... von etwas. Das Pferd hob den Kopf und schnaubte. Instinktiv griff Anghara nach seinen Nüstern.
    »Kieran!«, rief sie. Einen Sekundenbruchteil später hob er den Kopf, sprang auf und lockerte sein Schwert in der Scheide. Pferde.
    »Bleib hinter dem Tier«, sagte er ruhig.
    Sie hätte widersprochen, aber ein Blick auf sein Gesicht hielt sie zurück. Sie tat, was er befohlen hatte. Hinter dem schützenden Pferdekörper spähte sie über den Rücken, als der Donner der Hufe sich in vier Reiter auflöste. Vier Reiter in der Uniform der Wachsoldaten der Festung.
    Sie hörte, wie Kieran das Schwert aus der Scheide zog, im nächsten Moment hörte sie sich selbst rufen: »Kieran! Halt ein! Das sind die Zwillinge.«
    Charo ritt voran und stellte sich in die Steigbügel und winkte, als wolle er ihre Worte bestätigen. Kierans Schwert senkte sich, bis die Spitze auf dem schwammigen Boden ruhte. »Vier?«, sagte er leise, bis ins Herz getroffen.
    »Kieran!«, rief Charo. »Warte!«
    Jetzt konnten sie sehen, dass die Neuankömmlinge zwei reiterlose Pferde am Strick mit sich führten. Das eine trug einen Sattel, das andere nicht.
    Erst als sie fast direkt vor Kierans Füßen anhielten, begriffen sie die Bedeutung der verlassenen Lagerstätte. Adamo schluckte krampfhaft. Aber es war an Charo zu fragen: »Sind alle tot?«
    »Nicht alle«, antwortete Kieran. »Sonst würden Leichen herumliegen.«
    Daran hatte Anghara gar nicht gedacht. Natürlich! Es hätten Leichen daliegen müssen, wenn Sifs Soldaten einfach das Lager überrannt hätten. Sifs Armee hätte sich nicht die Zeit genommen, die Toten zu begraben. Es musste Überlebende geben.
    Adamo richtete sich im Sattel auf und ließ die Augen über das Moor schweifen. Die Schatten wurden länger. »Vielleicht sollten wir einen Platz finden, wo wir übernachten können«, sagte er. »Mir wäre es lieber, wenn es nicht hier wäre. Ich möchte das kalte Feuer nicht wieder anzünden.«
    »Wir haben deinen Sarevan mitgebracht, Kieran«, sagte Charo stolz und blickte auf das Pferd ohne Sattel, das er selbst am Zügel geführt hatte. »Zum Satteln hatten wir keine Zeit. Tut mir leid.«
    »Wem hat das andere gehört?«, fragte Kieran.
    »Daevar«, antwortete Adamo leise. »Er wurde von einem Pfeil getroffen; wir konnten ihn nicht mitnehmen, als er fiel.«
    »Und die anderen?«, fragte Kieran düster.
    »Sie haben es nicht geschafft.«
    »Man hat auf euch geschossen?«, fragte Anghara abrupt. »Wurdet ihr verfolgt?«
    Sie zögerten. Dann antwortete schließlich Charo. »Die Haupttore waren noch geschlossen, als wir uns zum letzten Mal umgedreht haben.«
    »Ich glaube, sie haben heute Nacht in der Festung genug zu tun«, meinte Kieran grimmig. »Wenn jemand aus dem Chaos, das wir zurückgelassen haben, in so kurzer Zeit einen Trupp aufstellen kann, dann nur Sif – aber er muss sich heute Abend um wichtigere Tote kümmern. Wahrscheinlich haben wir ein paar Stunden.«
    »Vielleicht hält er es für besser, uns zu verfolgen, während wir noch so nah sind, dass seine Männer nicht zu sehr strapaziert werden«, meinte Charo.
    »Er kommt gerade von einem Feldzug zurück«, entgegnete Kieran. »Er weiß höchstens, dass vier oder fünf Männer aus der Stadt geflohen sind, einen davon hat ein glücklicher Schuss erwischt. Die geflohene Gefangene war nicht dabei. Vier Männer sind die Mühe nicht wert, und er will die wichtigen Spuren nicht in der Dunkelheit verlieren. Er wird uns erst morgen verfolgen. Wir bringen lieber so viele Meilen zwischen ihn und uns wie wir können.«
    Sie hatten keine große Wahl – nach Norden über den Brandar Pass nach Shaymir, zurück in die Berge im Westen oder hinab über das

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