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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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waren die Götter Kheldrins noch immer Kierans Gefährten, wenn nicht ihre. »Keine Sorge, al’Zaan betritt keinen Ort, wo es Wände gibt; ai’Lan fehlt es ohne Sonnenlicht an Kraft. Bleiben nur ai’Dhya und al’Khur.«
    »Der Herr des Todes?«, fragte Kieran und schauderte. Auf ihrer Reise hatte Anghara ein wenig von ihrer Zeit in Kheldrin erzählt; Kieran kannte immerhin die Namen der Alten Götter in ihren kheldrinischen Inkarnationen. »Das reicht mir vollkommen.«
    Dennoch trieb er sein Pferd weiter an, und schon bald hatten sie die ersten Häuser des Dorfes erreicht. Die meisten waren dunkel; aus einem oder zweien drang weiches gelbes Licht durch schmale, schlitzähnliche Fenster. Aus einem großen niedrigen Haus fiel ein ganzes Lichtband durch eine offene Tür.
    »Das dürfte die Schenke sein«, meinte Kieran. »Die meisten bieten für gelegentliche Reisende ein oder zwei Betten an – obgleich Shaymir nicht viele davon sieht. Komm, versuchen wir unser Glück.«
    Es gab ein Zimmer mit einem Bett; wenn sie bereit waren, das Zimmer zu teilen, wollte der Wirt ihnen gern eine zusätzliche Matratze hereinlegen, wenn gewünscht – gegen einen Aufpreis. »Normalerweise vermiete ich zwei Räume«, sagte der dünne, gebeugte Mann. Er stand auf der Schwelle, die langen Arme über einer eingefallenen Brust gekreuzt. »Aber im anderen ist ein Ehepaar, fahrende Sänger. Sie sind gestern angekommen und haben das Zimmer nebenan ... Mehr als diesen Raum kann ich nicht bieten.«
    »Wir nehmen es«, sagte Kieran. »Noch etwas. Kennst du hier jemanden, der Kamele verkauft?«
    Die Brauen des Wirts gingen eine Kerbe nach oben. »Ah, ihr wollt in die Wüste, ja?«, fragte er. »Naja, ich weiß nicht ... der alte Borre hat vielleicht eins oder zwei, von denen er sich trennen würde. Aber an eurer Stelle wäre ich vorsichtig. Er ist ein guter Händler, aber ich bin mir nicht sicher, ob er so ganz ehrlich ist.«
    »Danke für die Warnung«, sagte Kieran. »Wo finden wir den Mann?«
    »Borre? Höchstwahrscheinlich in meinem Schankraum«, antwortete der Wirt lakonisch und wandte sich ab. »Ich hole euch die Matratze. Braucht ihr sonst noch etwas?«
    Kieran schüttelte den Kopf, und der Wirt ging hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    »Du bist anders hier«, sagte Anghara.
    Kieran sah sie erstaunt an. »Wieso?«
    »Ich weiß nicht ... aber du scheinst ... irgendwie ein Teil von diesem Ort zu sein. Sogar dein Akzent ist anders. Ich habe dich noch nie auf diese Art sprechen hören.«
    »Das macht die Rückkehr nach Hause«, erklärte Kieran kurz und bündig.
    Plötzlich schien sie sich vor ihm ein wenig zurückzuziehen, ihre Augen in der Erinnerung verschleiert. Das Verlassen des Schiffs aus Kheldrin im Hafen ... Roisinan im Regen ... ich hatte nie die Chance, nach Hause zu kommen .
    »Ich lasse etwas zu essen heraufbringen«, sagte Kieran, als er plötzlich die Müdigkeit sah, die sie umschloss. »Du nimmst das Bett; versuch zu schlafen. Du siehst müde aus. Ich bin nicht lang weg.«
    »Wohin gehst du?«
    »Nur nach unten in den Schankraum«, antwortete er. »Ich versuche diesen Borre zu finden.«
    Erst wollte sie darauf zu bestehen, ihn zu begleiten, aber sie war zu müde. Mehr als nur körperlich müde – seelenmüde, erschöpft von dem Versuch, etwas in Schach zu halten, das sie früher mit ganzem Herzen willkommen geheißen hatte. Das Bett schien eine großartige Alternative zu einem Abend im rauchigen Schankraum, der sicher voll von Aledunst und dem scharfen Geruch des berühmten Tabaks aus dem Shaytal war. Am Ende sagte sie nichts und ließ Kieran allein gehen. Allein in dem kleinen Zimmer, überließ sie sich der Umarmung einer Matratze, die weicher war als der Boden, auf dem sie viele Wochen lang die Nächte verbracht hatte. Sie schlief traumlos, bis die Sonne durch die Fensterläden kroch.
    Als sie die Augen aufschlug, war das Zimmer leer, aber die Tür ging auf, und Kieran trat ein mit frisch gewaschenem Gesicht und einem gestreiften Baumwollhandtuch um den Hals, wie ein fremdartiger Zierrat.
    »Guten Morgen«, sagte er fröhlich. »Ich weiß nicht genau, ob er sich nach dem ganzen Ale noch daran erinnert, aber ich soll mich heute Morgen mit unserem Freund Borre treffen und drei Kamele im Tausch für die Pferde aussuchen, wenn ihm die Tiere gefallen – er will sie sich heute ansehen. Willst du mitkommen?«
    Nach der ruhigen und friedlichen Nacht fühlte Anghara sich erfrischt, ausgeruht und hellwach. Irgendwie

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