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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Verachtung, als er näher heran kam. »Ich habe in letzter Zeit nicht sehr viel mit Kamelen zu tun gehabt«, sagte Kieran leise, als er vor den beiden Tieren stehen blieb. »Das meiste, was ich mal wusste, habe ich vergessen.«
    »Das linke sieht alt aus«, flüsterte Anghara. »Schau dir die Zähne an ... und sei vorsichtig, manche habe die unschöne Angewohnheit, ein Stück von dir abzubeißen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet.«
    »Die Zähne von diesem Tier sind genauso schlecht wie deine«, rief Kieran Borre zu, der Angharas Warnung folgte. »Wie lang überlebt das deiner Meinung nach noch, wenn man ihm eine Last auf den Rücken packt?«
    »Ach, das sind widerstandsfähige Tiere ...«, begann Borre.
    »Das bezweifle ich nicht«, unterbrach ihn Kieran. »Hast du noch andere?«
    Es dauerte eine Weile, doch dann war Kieran stolzer Besitzer von drei relativ guten Kamelen für den Preis von drei Pferden und einer Handvoll roisinischer Kupfermünzen. Borre war nicht besonders glücklich, aber doch zufrieden – er wollte bald nach Süden reiten, und konnte dort die Pferde leicht für mehr loswerden als er für die Handvoll Kamele bekommen hätte.
    »Wohin werdet ihr denn mit den Kamelen reiten?«, fragte er, nachdem sie den Handel mit einem Handschlag besiegelt hat ten. »Was wollt ihr bloß in der Wüste, wo doch bald der Sommer kommt?«
    »Nichts, mit dem du etwas verdienen könntest, mein Freund«, antwortete Kieran lachend. Das Gespräch im Schankraum vom Vorabend erwähnte er wohlweislich nicht, und wartete, ob der alte Händler es von sich aus ansprechen würde.
    »Wenn ihr nach Norden bis zum Staren Pan reiten wollt, dann muss ich euch warnen – die Quellen führen dieses Jahr sehr wenig Wasser«, sagte Borren betont beiläufig.
    »In den Bergen gibt es immer Wasser«, sagte Kieran ebenso undurchsichtig.
    Borre nickte weise, als verstehe er alles. »Fels und Stein«, murmelte er. »Fels und Stein.« Er tätschelte den Hals eines seiner Kamele. »Sie sind in Ordnung, solange für sie am Ende süßer roter Sand wartet.«
    Angharas Augen blitzten bei diesen Worten auf, dann fing sie sich wieder und senkte die Wimpern. Sie hatte die Wüste Shaymirs nie gesehen, aber für sie bedeutete roter Sand nur einen Ort, den al’Tamar liebevoll Harim Khajir’i’id genannt hatte, die rote Wüste in Nordkheldrin. Früher wäre es ihr leicht gefallen, ihre Gefühle zu verbergen. Sie hätte nur den verhüllenden Umhang des Zweiten Gesichts umgelegt. Doch jetzt musste sie ihr hämmerndes Herz bekämpfen und die Farbe, die in ihre Wangen aufsteigen wollte – und alles ohne die Hilfe ihrer Gabe.
    Sie wandte sich ab und hörte Kierans Stimme, als käme sie aus großer Entfernung, als er Anweisung gab, die Kamele bei der Schenke abzuliefern, und wann Borres Männer die Pferde samt Sattel- und Zaumzeug abholen sollten. Die Freude des Morgens war irgendwie aus ihr gewichen, ersetzt durch ... sie vermochte es nicht zu benennen, ein Gefühl der Erwartung, der Unruhe, sogar der Furcht. Obwohl es ganz anders war, fühlte es sich an wie ... das Zweite Gesicht.
    »Sie bringen uns Sättel und Zaumzeug, wenn sie die Kamele abliefern. Ein gerechter Tausch für unsere eigenen Sachen.« Kieran schlüpfte aus der Koppel neben sie. »Was ist los? Du bist ja kreideweiß ...«
    Sie nahm seinen Arm. »Ich weiß nicht«, sagte sie langsam mit großen Augen. »Ich kann nicht anders. Ich spüre, dass irgendetwas ...«
    »Kieran!«
    »... geschehen wird!«, beendete Anghara den Satz, dann wirbelte sie herum in die Richtung, aus der die weiche weibliche Stimme gekommen war.
    Kieran hatte sich ebenfalls umgedreht, nur noch schneller, die Hand bereits am Schwertgriff. Doch dann zeigte seine Miene ungläubiges Staunen. Er kannte die Stimme, wenngleich er sie seit Jahren nicht mehr gehört hatte ...
    »Keda?«
    »Kieran ... Anghara ... ich dachte, du wärst tot ...«
    Mit großen Augen blickte Anghara sie an. Dann begriff sie als Erste die Verbindung. Was hatte der Wirt gesagt ... fahrende Sänger im Nebenzimmer ... Frau und Mann ... »Die Sänger im Nebenzimmer in der Schenke«, stieß sie hervor.
    »Du bist verheiratet«, fragte Kieran traurig, als auch er den richtigen Schluss zog. »Ich hatte keine Ahnung ...«
    »Ach, Kieran ...« Kedas Augen füllten sich mit Tränen. »Ich wollte es dir sagen ... ich wollte dich bei meiner Hochzeit dabei haben ... aber es ist nicht leicht, einen Bruder zu haben, der ein Gesetzloser ist. Ich weiß, dass du

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