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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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schützen, von denen er nur eine vage Vorstellung hatte. Er war sich auch ganz und gar nicht sicher, ob er ihr helfen könnte, wenn irgendetwas sie angriff. Das, was sie jetzt bedrohte, konnte wahrscheinlich nicht von einer gut geschmiedeten Klinge abgewehrt werden.
    Sie hatte den Burnus zurückgeschlagen, und das flimmernde Licht unter den Palmen ließ ihr rotgoldenes Haar glänzen. Es war zerzaust. Kieran erinnerte sich genau an eine Zeit, da er ihr half, die nasse Mähne durchzukämmen, als sie noch ein kleines Mädchen war, damals in Cascin. Er hätte gelächelt, hätte er gewusst, dass dieselbe Erinnerung Anghara selbst in der ersten Nacht in der Wüste vor all den Jahren liebkost hatte. Vielleicht war diese Erinnerung der Auslöser zu allem, was aus ihr geworden war. Doch in diesem Augenblick blickte er auf ein Mädchen herab, das nicht weniger königlich hätte aussehen können, sebst wenn sie es versucht hätte. Wieder juckte es ihn in den Fingern ihr, wie damals dem kleinen Mädchen – die Haare zu kämmen. Er ging neben ihr in die Hocke. Fragend wandte sie ihm die großen grauen Augen zu.
    »Anghara ...«
    Aber al’Tamar wählte mit seinem untrüglichen Gefühl für den passenden Zeitpunkt genau diesen Augenblick, um die Zeltklappe aufzumachen und sie herbeizuwinken. Schicksalsergeben seufzte Kieran und half Anghara auf die Beine.
    Im Zelt war es kühl und roch angenehm nach Kräutern und Räucherstäbchen – Kierans Nase kribbelte beim vertrauten Geruch von lais, der mit etwas anderem kombiniert war, mit einem Kraut, das er nicht kannte. Wahrscheinlich eine Heilpflanze. Die Frau lag auf dem Bett, Kissen im Rücken und mit gewebten Decken auf ihr. Sie sah aus, als würde sie alle Hilfe nötig haben, die sie bekommen könnte. In der Tat wirkte sie so krank, wie ihre Dienerin behauptet hatte. Sie war alt und runzlig, ihre Arme dünn wie Stäbe unter der schweren Last der silbernen Armreifen. Ihre Augen waren blind, von einem weißen Film überzogen, dennoch blickte sie genau auf die Stelle, an der Anghara stand. Sie streckte ihr die Arme entgegen.
    »O Kind ...« Die Stimme der Greisin war tief und sanft, voller Liebe und Mitgefühl. »Was haben sie dir angetan?«
    Kieran hatte die Hand immer noch um Angharas Ellbogen gelegt, als er sie ins Zelt führte. Sie hatte sich nicht dagegen gesträubt, sondern war wie eine Marionette mitmarschiert. Jetzt plötzlich schien sie zu sich zu kommen, riss sich von ihm los und warf sich mit einem Freudenschrei in die Arme der alten Frau. »Komm, lassen wir sie allein«, sagte al’Tamar. »Wenn sie uns brauchen, rufen sie uns.«
    »Wird sie imstande sein ...«
    »Ich weiß es nicht, aber lass es sie versuchen«, antwortete al’Tamar.
    Er ging draußen im Schatten in die Hocke, die Kapuze zum Schutz der goldenen Augen tief ins Gesicht gezogen, und wartete mit der seinem Volk angeborenen Geduld. Kieran hingegen schien der letzte Geduldsfaden gerissen zu sein. Ruhelos lief er am Teichrand hin und her, überprüfte immer wieder die Fesseln der Kamele, als würden die Knoten bei seiner Berührung auseinanderfallen. Dann starrte er auf das Abbild der Sonne auf dem glatten Wasser des Teichs. Die Sonne hing reglos am Himmel, als stünde die Zeit still. Dennoch kam es ihm wie Stunden später vor, als al’Tamar plötzlich den Kopf hob, als rieche er den Wind. Nach kurzem Zaudern erhob er sich mit einer einzigen fließenden Bewegung. »Ich glaube, man wünscht unsere Anwesenheit«, sagte er.
    Verwirrt blickte Kieran zwischen al’Tamar und dem roten Zelt hin und her. »Woher weißt du das?«
    Mit einer Ruhe, die Kieran in den Wahnsinn trieb, zuckte al’Tamar mit den Schultern und sagte: »Ai’Jihaar kann sehr herrisch sein.«
    Kierans erster Gedanke, als die beiden jungen Männer das Zelt betraten, galt Anghara. Sie suchten seine Augen zuerst. Er entdeckte sie zusammengerollt auf den jin’aaz-Seidenkissen zu ai’Jihaars Füßen liegend, so reglos, dass er einen schrecklichen Moment lang dachte, sie sei tot. Aber dann sah er, wie sich ihre Brust hob und senkte, und das leise Lächeln auf ihrem Gesicht, welches die Tränenspuren auf ihren Wangen Lügen strafte. Ja, sie schlief. Tiefer als jemals, seit ihre Reise begonnen hatte, tiefer sogar als hier in der Wüste dank des lais-Tees. Es war ein heilsamer Schlaf. In Kierans Augen stand Erleichterung und Dankbarkeit, als er nach einem letzten zärtlichen Blick auf Anghara die Heilerin anschaute.
    Die alte Lehrerin, ai’Jiaar,

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