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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Ich habe lais-Tee, und danach wird sie zumindest schlafen. Morgen reiten wir zu ai’Jihaar – sie wird wissen, was zu tun ist.«
    Es wäre falsches Heldentum gewesen, darauf zu bestehen, zu Fuß weiterzumarschieren – Kierans Knöchel schmerzte höllisch und selbst unversehrt konnte er sich nicht mit jemandem messen, der in dieser Wüste aufgewachsen war. Erschöpft bestieg er sein Kamel und überließ die Zügel al’Tamar, der kurz beim Kopf des Kamels stehen blieb, die Zügel in der Hand – als warte er auf etwas.
    Auch Kieran spürte das Bedürfnis zu sprechen, als sei der Gedanke ihm in den Kopf eingeflößt worden. Er richtete sich auf und rang um Würde. »Ich glaube nicht, dass ich deine Höflichkeit erwidert und mich vorgestellt habe«, sagte er. »Ich bin Kieran Cullen aus Shaymir.«
    »Das habe ich mir schon gedacht«, meinte al’Tamar und nickte unmerklich. »Sie hat viel von dir gesprochen.«
    »Ich glaube ... ich erinnere mich auch an deinen Namen aus ihren Erzählungen über Kheldrin auf dieser Reise.«
    »Sie ist meine Freundin«, erklärte al’Tamar. »Und ich ehre sie wegen der Dinge, die sie getan hat. Es bereitet mir tiefen Schmerz, sie so zu sehen. Sag mir ... was ist geschehen, dass sie so schnell in die Hände ihres Bruders fiel, nachdem sie uns verlassen hatte?«
    »Pech«, antwortete Kieran. »Und ein schlechter Zeitpunkt.«
    »Dann begreife ich nicht, weshalb ai’Dhya uns von diesem Weg abhalten wollte. Wenn in eurer Hafenstadt Unheil auf sie wartete ...«
    »Die Göttin?« Kieran begriff alles langsamer als für gewöhnlich, da ihn die Erschöpfung lähmte. »Was hat ai’Dhya mit alledem zu tun?«
    »Anghara und ich sind zunächst diesen Weg geritten, als sie zurück in ihr Land wollte. Wir wollten einen Weg durchs Gebirge finden, um ihr die lange Reise nach Süden zu ersparen – ai’Dhya schickte Stürme, um uns daran zu hindern. Anghara sagte, die Göttin habe ihr gesagt, auf diesem Wege warte ein sinnloser Tod auf sie. Aber wenn der Süden genauso gefährlich war ...«
    »Aber dort war jemand, der sie erkannt hat«, sagte Kieran langsam und bemühte sich, alles zu begreifen. »Sie ist erkannt worden und man wusste, dass sie gefangen genommen wurde. Und Sif war weit weg von Miranei. Diesem Umstand verdankt sie ihr Leben. Wäre sie Sif in Shaymir in die Hände gefallen, sie wäre sofort ermordet worden, und niemand hätte je davon erfahren. So gab es Freunde, die bereit waren, alles aufs Spiel zu setzen, um sie zu retten ... die wussten, dass sie in Miranei im Kerker war.«
    »Das Orakel«, murmelte ai’Tamar.
    Kieran rieb sich mit zitternder Hand die Augen. »Was für ein Orakel?«
    »Ich erinnere mich bis heute, was Gul Khaima ihr an dem Morgen gesagt hat, als sie den Stein aufstellen ließ«, sagte ai’Tamar. » Ein Freund und ein Feind auf deine Rückkehr warten . Das hat sich bewahrheitet. Hai! Die Götter sind groß!«
    Sie verfielen in Schweigen. Eine halbe Stunde später erreichten sie al’Tamars Lager, wo sein ki’thar im Schatten eines roten Felsvorsprungs angebunden stand. Kieran war nicht zu müde, um Anghara von ihrem Kamel herunter zu helfen und sie in das kleine Zelt zu tragen, das ai’Tamar aufgestellt hatte. Doch sobald er sie auf das weiche Bett aus Decken niedergelegt hatte und sich aufrichten wollte, drehte sich die ganze Welt in einem Wirbel aus Hitze und Farben um ihn. Er schwankte und fiel neben ihr in den roten Sand.
    Er wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, aber als er aufwachte, war es dunkel und kühl. Al’Tamar hatte eine leichte Decke über ihn gebreitet. Anghara lag immer noch so da, wie er sie hingelegt hatte. Sie atmete tief und gleichmäßig, eine lange rotgoldene Strähne ringelte sich über ihre Wange bis unters Kinn. Kieran betrachtete sie einen Moment lang, als sei er hypnotisiert. Dann strichen ihr seine Finger wie von selbst die Locke aus dem Gesicht.
    Bei einem Geräusch an der Zeltklappe riss er die Hand zurück, als habe ihn das rotgoldene Haar verbrannt. Er drehte sich um und sah al’Tamars Umrisse vor flackerndem Feuerschein.
    »Ich dachte, ich hätte dich aufwachen hören«, sagte ai’Tamar freundlich. »Möchtest du etwas essen?« Er folgte Kierans Blick auf Anghara. Kieran konnte im Halblicht das Aufblitzen der weißen Zähne sehen, als der junge Kheldrini lächelte. »Sie wacht nicht so bald auf«, versicherte er. »Das ist gut; sie muss heilen, und Schlaf heilt besser als irgendetwas anderes. Aber du ... der Gott hat

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