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Die Rückkehr der Königin - Roman

Die Rückkehr der Königin - Roman

Titel: Die Rückkehr der Königin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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seinem Vater, dem König.«
    Die Schönheit verführte Kieran zu einer wenig loyalen Äußerung. »Was im Namen des großen Gottes Kerun wollen sie mit unseren harten Wintern und schneebedeckten Bergen, wenn sie all das hier haben?«
    »Es gab eine Zeit, in der die Könige von Roisinan beides besaßen. Und die Rashin würden das gern wieder so haben.«
    »Und du auch«, sagte Kieran. »Weshalb wärst du sonst hier?«
    »Sie würden dafür morden. Ich würde ihnen ihre Welt lassen; sie wären zu mir weniger freundlich.« Anghara betrachtete einen Moment lang den Weißen Palast, einst der Sommeraufenthalt der Kir Hama Könige, jetzt Heim eines Anwärters auf ihren uralten Thron. »Komm!«
    Kieran setzte sich gehorsam in Bewegung. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass sie gehalten hatten. Aber seine Augen hingen weiter am Weißen Palast. Nachdem der erste Eindruck vorüber war, betrachtete er ihn mit den Augen eines Soldaten. Und was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Selbst angenommen, du könntest in den Palast eindringen – es sieht so aus, als würde es schwierig, ihn ohne Erlaubnis des Gastgebers wieder zu verlassen«, sagte er.
    Anghara schaute ihn an, dann die weißen Mauern, welche die Sonne einfingen und in wunderbarem Glanz erstrahlten. »Das war zu erwarten«, meinte sie. »Aber erkläre es mir.«
    Kieran runzelte die Stirn. Es war so wunderschön und zugleich eine so tödliche Falle. »Schau es dir an«, sagte er. »Eine Insel, umgeben von Wasser – du, ein leichtes Ziel für jeden Bogenschützen auf den Mauern. Und kein noch so kleines Versteck irgendwo in Wassernähe. Der Ort wirkt, als wüchse alles wild, aber dem Wahnsinn liegt ein sorgfältiger Plan zugrunde. Man kann sich nirgends verstecken – und auch nirgendwohin fliehen, sobald man gesichtet wird.
    »Ich habe nicht vor zu fliehen«, erwiderte Anghara mit geheimnisvollem Lächeln.
    Sie wird es tun, dachte Kieran verzweifelt. Sie wird dort hineingehen, ohne einen Gedanken an das Hinterher zu verschwenden – im Vertrauen auf die Götter. Immer noch. Aber es gab keine Götter, nicht mehr. Es gab nur Angharas helle Flamme und die ergebene Unterwürfigkeit eines einzelnen Mannes. Er würde ihr selbst dorthinein folgen. Für ihn gab es keine andere Wahl.
    Inzwischen hatten sie die Stadt betreten und gingen an den ersten Kanälen entlang, die im Sonnenlicht des Südens glitzerten. Hier auf den schmalen Gehsteigen an den Kanälen drängten sich viele Menschen. Ein großer Ellenbogen beförderte Anghara beinahe ins Wasser. Kieran wollte protestieren, aber Angharas Hand auf seinem Unterarm verhinderte das. »Nein, ich will keine Aufmerksamkeit erregen. Folg der dichtesten Menge. Ich suche einen Marktplatz.«
    »Wozu?«
    »Dort finden wir einen Schreiber.«
    Kieran kannte diesen kryptischen Ton. Sie hatte einen Plan ausgeheckt, aber niemand würde Einzelheiten erfahren, bis sie bereit war zu sprechen. Kieran hatte bereits eine leise Ahnung, worin der Plan bestehen könnte, und er gefiel ihm ganz und gar nicht.
    »Was möchtest du hier zu Papier bringen?«, fragte er. »Es ist gefährlich genug, in den Palast abgeführt zu werden. Um das zu schaffen, musst du dich nicht besonders anstrengen. Willst du etwa Favrin Rashin in seiner eigenen Stadt herausfordern?«
    »Nicht herausfordern«, antwortete Anghara ernst. »Nur einladen.«
    »Wozu?«
    »Um im Gegenzug ebenfalls eine Einladung zu erhalten«, erklärte Anghara. »Ich habe vor, den Weißen Palast als geladener Gast zu betreten.«
    »Warum auf der grünen Erde der Götter sollte er dich in seinen Palast einladen und dir Sicherheit garantieren, obwohl du zwischen ihm und seinem Begehr stehst?«, fragte Kieran offen.
    »Aus Neugierde. Weil es sein Interesse weckt, worüber seine eingeschworene Feindin wohl mit ihm reden will, während sie seinen Wein trinkt.«
    »Woher weißt du überhaupt, dass er da ist und nicht hinter Sifs Schwanz in Roisinan herjagt?«
    Anghara, im höfischen Zeremoniell erfahren, lächelte nur. »Du solltest inzwischen Favrins Farben kennen«, sagte sie. »Unter den Bannern auf den Türmen ist auch eine blauweiße Fahne. Diese wird nur gehisst, wenn er da ist.« Sie lachte Kieran ins Gesicht. »Duerin würde vielleicht den Fehdehandschuh aufheben, nur um mich an seinem Tisch vergiften zu lassen«, fuhr sie beinahe fröhlich fort. Kieran bekam eine Gänsehaut bei dem Scherz über ihren eigenen Tod. »Nicht aber Favrin; er ist zu direkt für Gift. Darin hatte Feor ganz Recht.

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