Die Rueckkehr der Templer - Roman
jovialen Geste auf. »Die Nacht könnte länger werden als gedacht. Es gibt da noch viele Dinge zu klären.«
Khaled hatte sich zunächst gewundert, warum Montbard keinen Schreiber hinzugebeten hatte und auch sonst auf die Gesellschaft seiner Offiziere verzichtete. Doch inzwischen war klar, dass er keine Zeugen bei dieser außergewöhnlichen Unterredung dabeihaben wollte.
Natürlich würde er irgendwann das geheime Konzil der Eingeweihten einberufen werden, doch Khaled hatte bisher nicht herausfinden können, wer dazugehörte. Nur so viel war ihm bekannt, dass mitunter noch nicht einmal der Großmeister der Templer über geheime Absprachen unter den Mitgliedern des hohen Rates informiert wurde – schon gar nicht, dass er selbstverständlich dazugehörte.
Khaled ließ sich nicht lange bitten, etwas zu trinken, doch anstatt für Wein entschied er sich für die schmackhafte Mischung aus Wasser, dem Saft des Zuckerrohrs und von grünen Limonen.
Als Nizâri griff er ohnehin selten zu Alkohol, und nun war schon gar nicht der richtige Zeitpunkt, um sich die Sinne zu vernebeln. Zuerst bediente er Lyn, die glaubte, dass dieses Getränk an Geschmack sogar den Begrüßungstrunk übertraf. Schluck für Schluck |223| ließ sie die fruchtige Säure auf ihrer Zunge zergehen und probierte dann das exotisch anmutende Angebot aus Feigen, Pfirsichen und Bananen.
Rona trank ein Glas Wein und genehmigte sich ein kleines Stück Käse.
Montbard beobachtete seine Gäste in scheinbarer Ruhe, wobei er den beiden Frauen weit mehr Aufmerksamkeit schenkte als seinem muslimischen Freund.
Lyn spürte, wie der Blick des Templers auf ihren Händen ruhte und dann wieder ihr Gesicht erforschte. Als es ihr zu viel wurde, schaute sie ihn unverwandt an und erwiderte seinen überraschten Blick.
»Warum starrt Ihr mich so an?« Im gleichen Moment, als sie es gesagt hatte, bereute sie ihren unfreundlichen Ton. »Sieht man mir an, dass ich hier fremd bin?«
»Verzeiht meine Neugier«, erwiderte Montbard. »Mir begegnen nicht alle Tage so außergewöhnlich schöne Frauen, die dazu noch aus einer weit entfernten Zukunft stammen.« Mühelos hielt er ihrem prüfenden Blick stand, was nichts weiter bedeutete, als dass er nichts zu verbergen hatte. Seine freundlichen, braunen Augen weckten in Lyn spontanes Vertrauen, und sie schämte sich, ihn so angefahren zu haben. Er war ganz sicher kein Mann, von dem sie etwas zu befürchten hatten.
»Ich bewundere euren Mut«, bekannte er, abwechselnd an Lyn und Rona gerichtet. »Es ist sicherlich eine große Ehre für euch, für eine solche Reise auserwählt worden zu sein, und beweist den hohen Grad eurer Fähigkeiten.« Montbard schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr. Vielleicht, um ihnen Gelegenheit zu einer Antwort zu geben, doch nicht einmal Rona ergriff das Wort.
»Um euch und euer Wissen zu schützen, wird uns nichts anderes übrig bleiben, als zu einer List zu greifen. Nach allem, was Rona mir berichtet hat und was ich sehen durfte, müssen wir euch unter einem Vorwand hier verstecken.« Sein Blick wendete sich an Khaled, der angespannt auf einem Stück Fladenbrot kaute.
»Sosehr ich Königin Melisende auch schätze, aber nicht einmal sie darf erfahren, wer diese Frauen in Wahrheit sind.« Montbard hob eine Braue, um sich Khaleds Zustimmung zu versichern.
|224| »Worauf ihr euch verlassen könnt, Seigneur – bei Allah, seinen Propheten und beim Leben meiner Schwester.«
»Wir werden die von dir erdachte Legende weiter verbreiten, dass es sich bei den beiden um gestrandete, mongolische Prinzessinnen handelt«, fuhr Montbard fort. »Ich werde sie dem Orden und dem Königshaus als privilegierte Geiseln präsentieren, die wir uns für einen Gefangenenaustausch auf allerhöchster Ebene vorbehalten. Dass sie bis dahin mit allem Komfort bedacht werden, die der Orden zu bieten hat, ist eine Selbstverständlichkeit. Wir werden sie in den Königsgemächern unterbringen und ihnen nicht nur eine doppelte Wache zuteilen. Ich werde die Königin darüber hinaus bitten, dich als Anführer der örtlichen Nizâri-Krieger zu ihrem persönlichen Schutz abzustellen, um ein Defizit an Bewachung in unseren eigenen Reihen aufzufangen – wenigstens so lange, bis der Hohe Rat einen Termin gefunden hat, um über die weitere Vorgehensweise zu beraten.«
»Heißt das, Lyn und Rona sind ab sofort Geiseln des Ordens?« Khaled, der sich zwar geschmeichelt fühlte, dass Montbard ihn als Schutz für die Frauen sogar den eigenen
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