Die Rueckkehr der Templer - Roman
erklärte sie bitter. »Und auch wenn es nicht so gelaufen ist wie beabsichtigt, haben wir getan, was wir tun sollten. Und …« Ihre Stimme erstarb.
»Und?« Khaled bedachte sie mit einem verstörten Blick. »Euer Gebieter in der Zukunft wird stolz auf euch sein, dass ihr seinen Auftrag erfüllt habt, glaubst du nicht?« Er schaute Lyn an, die mit gesenkten Lidern neben ihm saß.
»Wir wissen es nicht.« Rona wandte sich um. Ihr Gesicht war wie versteinert. Khaled hoffte, dass sie nicht in Tränen ausbrach. Doch sie fing sich wieder, und ihr leerer Blick ging an ihm vorbei. »Die ganze Nacht habe ich vergeblich versucht, mit unserer Basis Kontakt aufzunehmen«, erklärte sie tonlos. Sie fuchtelte mit den Armen herum, und Khaled glaubte schon, dass sie ihm den Kasten entgegenschleudern wollte. »Niemand dort draußen ist an unserer Rückkehr interessiert!«, schrie sie ihn an. »Niemand! – Verstehst du?«
»Glaubst du deshalb, eure Mission ist gescheitert?« Khaled begann zu ahnen, worauf es hinauslief. Sie waren ausgezogen, die Zukunft zu verändern, indem sie die Vergangenheit beeinflussten, und weil sie keine Rückmeldung bekommen hatten, blieb ungewiss, ob ihre Bemühungen zum Erfolg geführt hatten.
|254| »Rona hat Angst, dass wir auf ewig in eurer Welt bleiben müssen«, erklärte Lyn leise.
Seine Miene hellte sich auf. »Das heißt, ihr geht nicht zurück? Nie?«
»Es sieht so aus«, entgegnete Rona zornig.
Khaled lächelte schief. »Und was wäre so furchtbar daran?« Der Gedanke, mit Lyn hier in Jerusalem alt zu werden, war so unrealistisch wie die Rückkehr seines Vaters zu den Lebenden. Nichtsdestotrotz gefiel es ihm, sich vorzustellen, dass sie seine Frau werden könnte und er mit ihr Nachkommen zeugte, die sein Erbe antreten würden. Abgesehen von der Tatsache, dass Lyn in seiner Nähe bleiben würde, verfügte sie über ein unglaubliches Wissen, das sich nicht nur die Eingeweihten des Tempels zunutze machen konnten, auch er selbst würde davon profitieren. Wenn sie es geschickt anstellten, konnten sie unermesslich reich werden
»Alles!«, schleuderte ihm Rona entgegen.
»Vielleicht gehen wir ein wenig nach draußen«, schlug Lyn vor und war schon aufgestanden, um Khaleds Hand zu ergreifen. »Dann erkläre ich es dir.«
Auf der Plattform erschien Khaled das Sonnenlicht weitaus heller als zuvor. Alles schien auf einmal leichter und schöner zu sein, als er Hand in Hand mit Lyn den Arkadengang vor al-Aqsa erreichte. Wäre da nicht der alternde Templer gewesen, der sich trotz seines grauen Bartes so geschmeidig bewegte wie ein Jüngling und mit seiner weißen, flatternden Chlamys direkt auf sie zulief. André de Montbard.
»Wir müssen reden«, erklärte der Seneschall und machte vor Khaled halt.
»Allein?« Khaled warf einen fragenden Blick auf Lyn.
»Sie darf ruhig mitkommen« erwiderte Montbard und nickte ihr freundlich zu. »Im weitesten Sinne betrifft es sie auch.«
André de Montbard schloss die Tür seines Sprechzimmers und bot ihnen beiden einen Platz an. Dann nahm er drei Becher und schenkte sich selbst und seinen Gästen von dem kostbaren Roten ein. Ohne ein Wort stürzte er einen halben Becher hinunter und seufzte erschöpft, bevor er ihn absetzte.
»Ich habe meinen Antrag nicht durchbekommen«, erklärte er mit belegter Stimme. »Prinz Balduin ist der Meinung, dass er bei der Eroberung von Damaskus nicht auf ortskundige Sarazenen verzichten |255| kann. Wortwörtlich sagte er – man benötige dich und deine Leute als arabische Übersetzer, aber in erster Linie als Waffe gegen den muslimischen Widerstand. «
»Und was ist mit Melisende?«, fragte Khaled, wobei er sich denken konnte, dass es falsch war, sich an unstillbare Hoffnungen zu klammern.
»Sie wurde noch nicht mal erwähnt. Entweder treibt sie ein falsches Spiel – oder sie ist mittlerweile so sehr in der Gunst ihres Sohnes gefallen, dass sie sagen kann, was sie will – er hört einfach nicht mehr auf sie.«
»Sie ist eine Hexe.« Khaled schnaubte wütend. »Man kann ihr nicht trauen. Sie lässt mich seit Tagen bespitzeln. Ich würde mich nicht wundern, wenn sie persönlich dafür gesorgt hat, dass ihr Sohn unsere Unterstützung für unerlässlich hält.«
Die Sache mit der Bundeslade fiel ihm ein, und für einen Moment überlegte er, Montbard davon zu erzählen, doch dann verwarf er den Gedanken. Erstens, weil Melisendes Mutmaßungen nicht gesichert waren, zweitens, weil André de Montbard nie mit ihm über dieses
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