Die Rueckkehr der Templer - Roman
Bedauerns. »Khaled und seinen Kriegern wird nichts anderes übrig bleiben, als vorsichtig zu sein, wenn er sich selbst und seine Truppe nicht diesem Schwachsinn opfern will.« Der Templer sah sie entschuldigend an, dann wanderte sein besorgter Blick zu Khaled, dessen Miene keine Regung zeigte.
»Und was ist, wenn er und seine Leute fliehen – irgendwohin, wo sie keiner findet?« Ihre Stimme war verzweifelt.
»Wenn ich mit meinen Männern vor diesem Krieg fliehe, würden wir nicht nur unsere Ehre verlieren, sondern auch unsere Seelen«, erklärte Khaled niedergeschlagen. »Wir könnten uns selbst nicht mehr in die Augen schauen, geschweige denn unserem geistigen Führer.«
André de Montbard, der wusste, was diese Feststellung bedeutete, klopfte seinem Schützling väterlich auf die Schulter. »Ihr solltet euch vernünftig voneinander verabschieden«, riet er ihnen. »Niemand weiß, ob es dem Allmächtigen gefällt, euch wieder zusammenzuführen.« Er sah sie abwechselnd an. »Seid gewiss, ich werde für euch beten.«
»Das kann doch unmöglich Euer Ernst sein?« Lyn warf dem graubärtigen Templer einen ungläubigen Blick zu.
»Es tut mir leid«, fügte er entschieden sanfter hinzu, als er Lyns Verzweiflung bemerkte. »Mir sind die Hände gebunden. Khaled hat recht – eine Flucht wäre sein sicherer Tod. Nicht nur Balduin würde ihn und seine Leute hinrichten lassen, wenn er ihrer habhaft würde. Auch seine |258| eigenen Vorgesetzten in Masyāf würden eine solche Schande mit einem ehrlosen Tod bestrafen.«
»Rona und ich könnten mit ihm gehen und ihn schützen!« Lyn wollte keine Möglichkeit auslassen, um Khaled zu retten, ganz gleich, ob die beiden Männer sie für verrückt erklärten.
Montbard schüttelte entschieden den Kopf. »Was deine Schwester und dich betrifft, so ist es meine höchste Aufgabe, euer Geheimnis zu bewahren, damit ihr nicht in die Klauen dieser Wölfe geratet, die euch gnadenlos als Gotteslästerinnen verfolgen würden, sobald sie etwas über eure wahre Herkunft erfahren. Euer Leben ist mir ebenso wichtig wie der Fortbestand unseres Ordens.« Er berührte sanft ihren Arm. »Ihr seid zu wertvoll, als dass wir euer Leben in einem sinnlosen Krieg aufs Spiel setzen können.«
»Kommt gar nicht in Frage, dass ihr uns in diese Hölle begleitet«, fügte Khaled entschlossen hinzu. »Jedenfalls nicht, solange ich noch etwas zu sagen habe.«
Lyn wurde schlagartig klar, dass die beiden Männer ihr keine Wahl lassen würden. Khaleds Teilnahme an diesem Krieg und die seiner Männer war beschlossene Sache.
Als sie mit Khaled auf den weitläufigen Hof zurückkehrte, fröstelte sie trotz der warmen Nachmittagssonne und des purpurfarbenen Umhangs, den sie enger um ihre Schultern gezogen hatte. Tief in sich spürte sie Khaleds Verzweiflung.
»Es ist unsere Schuld, nicht wahr?« Lyn überlegte, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn Khaled nichts von der bevorstehenden Katastrophe gewusst hätte.
Er sah sie überrascht an. »Wie kommst du denn darauf? Wir müssen euch dankbar sein. Ohne euch wüssten wir nicht, was uns erwartet, und würden mit Freude ins Verderben stürzen.«
»Vielleicht kommt es auch anders«, sagte sie hoffnungsvoll. »Was ist, wenn sich schon etwas im Ablauf der Zeit verändert hat?«
»Allahs Wille – er sei über allem erhaben – geschehe«, sagte Khaled. Entschlossen schaute er auf den Felsendom, dessen glänzende Kuppel die tiefstehende Sonne reflektierte.
»Ich muss beten«, murmelte er mehr zu sich selbst.
»Darf ich dich begleiten?« Lyn konnte sich denken, dass er in dem altehrwürdigen Gebäude die tröstliche Gegenwart seines Gottes |259| suchte, auch wenn die mürrisch dreinblickenden Mönche vom Chor des Heiligen Grabes seinesgleichen grundsätzlich ablehnten. Khaled hatte ihr erklärt, dass die christlichen Priester, denen der Felsendom mit der Eroberung Jerusalems überantwortet worden war, nur zähneknirschend der Forderung der Templer gefolgt waren, den Sarazenen den Zutritt zur heiligen Grotte zu gestatten.
»Wenn Allah dich schon an meine Seite gestellt hat«, bekannte er lächelnd, »warum solltest du nicht dabei sein, wenn ich mit ihm spreche?«
Hand in Hand gingen sie eine der vielen Freitreppen mit dem klingenden Namen Maquam un-Nabi hinauf, was »Friede sei mit ihm« bedeutete, wie Khaled ihr erklärte. »In der Nacht seiner Himmelfahrt ist der Prophet über diese Treppe zum Freiplatz hochgestiegen.«
Lyn bewunderte den Eingang zur Moschee,
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