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Die Rueckkehr der Templer - Roman

Die Rueckkehr der Templer - Roman

Titel: Die Rueckkehr der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Andr
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gehabt, doch dann hatten sie sich in blutigen Fehden entzweit und bekämpften sich seitdem bis auf den Tod. Khaled konnte sich denken, was man mit ihnen anstellen würde. Häuten und Vierteilen |281| bei lebendigem Leib erschien ihm durchaus als gängige Methode der Demütigung.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Abu Aziz und stieß Khaled mit einem Stock in die Rippen. »Kein normaler Mensch hätte eine solche Attacke überlebt, aber du hast nicht einmal eine Schramme.«
    Khaled sah in die Runde von aufgebrachten Gesichtern. Erleichtert stellte er fest, dass Mahmut den Angriff ebenso unverletzt überlebt hatte. Er saß gefesselt in einer Ecke, bleich wie Kalk. Azim war nirgendwo zu entdecken.
    »Suchst du diesen hier?«, fragte sein Peiniger spöttisch und hob etwas in die Höhe, das Khaled als das Haupt seines Bruders und besten Freundes ausmachen konnte. Nein! Der kaum zu ertragende Schmerz über Azims Tod schoss Khaled wie ein Blitz durch die Eingeweide. Das durfte nicht sein! Azim hatte kurz zuvor die Kapsel geschluckt. Doch was hatte Lyn gesagt? Gliedmaßen konnte das Mittel nicht nachwachsen lassen.
    »Wir wollten herausfinden, ob ihr wirklich unverletzlich seid«, erklärte Abu beinahe amüsiert. »Aber anscheinend kennt selbst der Satan, mit dem ihr im Bunde seid, seine Grenzen.«
    Khaled begann wie wild an seinen Fesseln zu zerren, weil ihn die Wut und die Trauer um Azim übermannten. »Ich schwöre dir, du fatimidischer Wurm«, zischte er, »eines Tages werden dich die Nizâri im Staub zermalmen.«
    Abu grinste und hielt nochmals Azims Kopf in die Höhe, wobei er ihm direkt in die gebrochenen Augen schaute. »Reinrassige Isma’iljja«, erklärte er mit getragener Stimme, »gesegnet mit ganz besonderen Gaben. Daneben waghalsige Späher im Gefolge der Frankenkönige.« Er ließ das Haupt sinken und warf es Khaled vor die Füße. »Und was wirst du erst tun, wenn du erfährst, dass euch eure eigenen Leute ins Verderben geführt haben?«
    »Was willst du damit sagen?« Khaled blickte starr geradeaus, weil er sich sein Misstrauen keinesfalls anmerken lassen wollte.
    »Es bedeutet, dass der Krieg für euch vorbei war, schon bevor er begonnen hat«, schnarrte Abu. »Er kann ohnehin nicht gewonnen werden, weil ihr mehr verräterische Schlangen in euren Reihen habt, als eure Könige Hofschranzen besitzen.« Er kam ihm so nahe, dass Khaled sein aufdringlich süßes Parfum riechen konnte.
    |282| »Der Königssohn ist dümmer als Schweinescheiße. Die Schergen seines Befehlshabers haben uns den Hinweis gegeben, dass Khaled al-Mazdaghani Ibn Mahmud mit seinen Leuten als Erster in die Gärten geschickt wird.« Abu, dem auffiel, wie Khaled die Farbe aus dem Gesicht wich, lachte gehässig auf.
    »Manasses von Hierges, von dem man sagt, dass er mit Melisende das Bett teilt, hat uns in ihrem Auftrag eine Warnung überbringen lassen.«
    Khaled glaubte für einen Moment zu ersticken. Es war also tatsächlich, wie Ronas Aufzeichnungen vermuten ließen. Die Königin steckte mit den Baronen und den Damaszenern unter einer Decke. Keiner von ihnen war an einer Eroberung der Stadt interessiert. Nur dass in Wirklichkeit alles noch viel schlimmer war. Melisendes Konstabler hatte den verrückten Coup, über die Gärten anzugreifen, von Beginn an geplant und den übrigen Heerführen mitsamt dem jungen König schmackhaft gemacht. Khaled und seine Leute vorauszuschicken war ein kluger Schachzug, weil auf diese Weise keinerlei Verdacht auf die Königin und ihren Heerführer fiel. Melisende würde wohl kaum mit Absicht ihre treuen Assassinen ins Verderben schicken.
    Dass sie es sehr wohl konnte, traf Khaled härter als das Schicksal, das ihm in Kürze bevorstehen würde. Aber da gab es noch etwas, das ihm weit mehr zusetzte als alles andere.
    Es war anzunehmen, dass Manasses nicht davor zurückschreckte, Khaleds restliche Mannschaft, falls ihnen der Rückzug gelungen war, als Verräter hinrichten zu lassen, weil sie Balduin und seine Ritter nicht rechtzeitig gewarnt hatten.
    Abu weidete sich an Khaleds Entsetzen. »Keine Angst«, sagte er in beschwichtigendem Ton. »Wir werden dich und deinen Gefährten nicht töten. Falls eure falschen Herren auf die Idee kommen sollten, gegen Askalon zu ziehen, werden wir euch zum Gefangenenaustausch zurückbehalten. Und falls man euch nicht haben möchte, wird uns schon etwas Hübsches einfallen, wie wir uns die Zeit mit euch vertreiben können.«
     
    Verschnürt wie gebändigte Löwen, festgezurrt

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