Die Rueckkehr der Templer - Roman
gemeldet. Sie hat all die Jahre auf ein Lebenszeichen gewartet, und ich bin sicher, sie tut es noch. Es vergeht kein Tag, an dem sie nicht von dir spricht.«
Khaled spürte, wie seine Brust sich vor Angst und Freude zusammenzog. »Du weißt, wo sie ist?«, fragte er und ließ den Dolch sinken.
Melisende nutzte die Chance, um sich ihm zu entwinden. Hastig entschlüpfte sie seinen Armen und raffte den Mantel vor ihre Blöße. Dann versteckte sie sich schutzsuchend hinter Montbard.
Khaled protestierte nicht einmal. »Geht es Lyn gut?«, fragte er atemlos.
»Sie lebt in Sankt Lazarus«, erklärte Montbard und ging einen Schritt auf ihn zu. »Ioveta war so freundlich und hat die beiden Schwestern in den Orden aufgenommen.«
»Was?« Khaled riss entrüstet die Augen auf. »Ihr habt die Dreistigkeit besessen, sie zu einer Nonne zu machen? Ich habe sie vor Allah zu meiner Frau genommen. Mit meiner Seele
und
meinem Körper. Sie ist keine Christin und wird es niemals sein!«
Melisende entwich ein vieldeutiges »Oh!«. Anscheinend hatte sie nicht gewusst, wie intensiv diese Verbindung schon fortgeschritten war.
»So beruhige dich doch.« Montbard war anzusehen, dass er mit ihm fühlte. »Sie dachte, du wärst tot.« Auch er hatte das Schwert sinken lassen und kam näher an ihn heran, wobei Melisende an der Tür stehen blieb, offenbar unschlüssig, ob sie nach Wachen rufen sollte.
»Es ging nicht anders«, erklärte Montbard. »Offiziell waren sie und Rona immer noch Geiseln des Ordens. Tramelay wollte sie und ihre Schwester für eine Million Goldbezanten an den Harem des Emirs von Damaskus verkaufen. Der Großmeister und König Balduin benötigen das Geld dringend für die Finanzierung des Krieges gegen die Fatimiden. Wir haben ihnen einen Strich durch die Rechnung machen können, indem Rona und Lyn sich haben taufen lassen und als freie Frauen einem christlichen Orden beigetreten sind. Fortan ist es Tramelay und seinen Verbündeten verboten, sie als Sklavinnen in die Vielweiberei zu verkaufen. Allerdings können wir nicht sicher sein, ob er sich daran hält und sie nicht irgendwann einfach entführen lässt.«
»Ich bring ihn um«, entfuhr es Khaled. »Ich werde beide töten, Balduin |516| und Bernard, so wahr ich hier stehe. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
»Khaled – ich bitte dich! Das wird sich alles regeln lassen.« Mit einer raschen Drehung wandte André de Montbard sich Melisende zu, die noch immer leichenblass hinter ihm stand. »Nicht wahr, meine Liebe?«
Sie nickte zaghaft, den Blick immer noch wie unter Zwang auf Khaled gerichtet.
Dann huschte sie auf die andere Seite ihres Baldachinbettes, wo ihre Truhe stand, und zog ein Kleid hervor.
»Wenn die Herrn mich entschuldigen würden.«
Montbard gab Khaled einen Wink, dass er ihm nach draußen folgen sollte. Der abschätzige Blick, den Khaled Melisende beim Hinausgehen zuwarf, zeugte davon, dass sie noch längst nicht miteinander fertig waren.
»Wir reden später«, rief Montbard der Königin zu, während er Khaled den Flur entlang in Richtung seiner eigenen Gemächer schob.
Jussuf, der kleine Sarazene, hatte die ganze Situation mit aufgerissenem Mund verfolgt und vor der Tür auf Montbard gewartet. Der alte Templermeister übergab ihm bereitwillig eine Münze für seinen Dienst. »Sag deinem Auftraggeber, dass wir bei ihm sein werden, noch bevor die Sonne versinkt.«
Der Junge beäugte kritisch das Geldstück. »Das ist eine silberne Münze«, erklärte er forsch. »Mein Auftraggeber hat mir eine goldene gegeben, damit ich schweige. Was ist mit Euch?«
Montbard fasste in seinen Lederbeutel, den er am Gürtel trug, und schüttelte bedächtig den Kopf. »Die Jugend von heute …«, sagte er bedauernd. »Ich hoffe, du weißt, dass du mit dem Feuer spielst.« Er warf dem Jungen eine goldene Münze zu.
»Ihr könnt Euch auf mich verlassen, edler Herr«, sagte Jussuf und verbeugte sich artig. Dann verschwand er im Treppenabgang.
»Wer war das?«, fragte Khaled, als Montbard seinen Weg zu seinen Gemächern fortsetzte. »Und was wollte er von dir?«
»Nur ein Bote.« Montbard lächelte milde. »Und was seine Nachricht betrifft …« Er zögerte einen Moment. »Wir beiden unternehmen gleich einen kleinen Besuch.«
»Besuche interessieren mich nicht.« Khaled schaute auf Montbard |517| herab, während der Templer die Tür zu seinen Gemächern aufschloss. »Das Einzige, was mich interessiert, ist Lyn und dass Melisende nicht ungeschoren
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