Die Rueckkehr der Templer - Roman
daran etwas geändert haben?«
»Kommt mit zur Wehrmauer!«, stieß der Soldat panisch hervor. »Ihr müsst es Euch ansehen. Sie bewegen sich in völliger Dunkelheit, es müssen Hunderte sein.«
Abu Aziz wandte sich verärgert dem Wachhabenden zu. »Tarek, sieh zu, dass du die Frauen zu Adiba bringst, damit sie sich um ihr Wohlergehen kümmert.«
Dann fiel sein Augenmerk auf Arnaud und dessen merkwürdiges |609| Gefolge, bestehend aus einem Krüppel und einem Riesen. »Und was Euch betrifft, so amüsiert Euch ein bisschen, bevor ihr den Weg nach Hause antretet.
Spätestens morgen früh könnt Ihr Euch in meiner Wachstube ein Dankesschreiben für Euren Herrn abholen, falls der Wesir nicht mit Euch persönlich sprechen will.«
Mit einem »Ma’a salama – auf Wiedersehen« machte er sich davon, um seinem Untergebenen zur Festungsmauer zu folgen.
Khaled und Arnaud warfen sich einen wissenden Blick zu. Der Wachhabende wandte sich direkt an Arnaud: »Sagt Euren Sklavinnen, dass ich sie nun in den Harem bringen werde. Und sagt ihnen, dass sie sich nicht zu ängstigen brauchen, es wird alles zu ihrem Besten sein.«
»Ist schon in Ordnung«, brummte Arnaud. Sein Blick fiel auf Rona, deren Augen im Schein der Fackel wie Diamanten glitzerten. Sie nickte unmerklich. Der Plan musste also geändert werden. Wenn sie schon Malik al-Russak nicht zu Gesicht bekamen, mussten sie wenigstens nach den Frauen Ausschau halten. Struan war die Anspannung anzusehen. Seine schwarzen Augen huschten nervös durch die Gänge, als sie den Wachmann noch eine Weile begleiteten, bis sie das Hauptportal des Palastes erreichten.
Struan hätte sich wohl am liebsten in ein Haremsgewand gehüllt und wäre den beiden Frauen und ihrem Aufpasser gefolgt.
Arnaud hielt ihn am Arm fest, als Lyn und Rona über eine Marmortreppe hinauf zu einem hängenden Garten entschwanden.
»Spätestens morgen wirst du Amelie wieder in deinen Armen halten«, erklärte er. »Du hast doch gehört, dass Tramelay und seine Truppen bereits im Anmarsch sind.«
Lyn versuchte, ihre Sorge um Khaled zu verdrängen, als sie über eine künstliche Brücke hin zu einem regelrechten Paradies geführt wurden.
In goldenen Käfigen zwitscherten Nachtigallen, und überall wuchsen Blumen an Sträuchern und Ranken, die sich über Brunneneinfassungen aus Marmor schlängelten.
Ein paar junge Knaben kamen herbeigeeilt, als ihr Begleiter eine unverständliche Losung rief. »Holt eure Herrin!«, befahl er barsch, und mit einem Nicken bedeutete er Rona und Lyn, dass sie auf einem der |610| roten Polster Platz nehmen sollten, die neben einem wasserspeienden Marmorbrunnen zur Rast einluden.
Die Frau, die kurz darauf in einem langen, gelben Gewand erschien, nannte sich Adiba und sah trotz ihrer prunkvollen Aufmachung verschlafen aus. Stumm nahm sie von den beiden Neuankömmlingen Notiz. Dabei schien es ihr gleichgültig zu sein, dass die beiden sie um mindestens einen Kopf überragten.
»Ich zeige Euch Eure Gemächer«, sagte sie kurzangebunden. »Morgen werde ich Euch in die hiesigen Örtlichkeiten einweisen. Wollt Ihr noch ein Bad nehmen, bevor Ihr zu Bett geht?« Sie rannte stur geradeaus, und es schien sie nicht zu interessieren, ob Rona und Lyn auf ihre Erläuterungen etwas erwiderten.
Als sie nach rund einhundert Schritten einen weiteren Aufgang erreichten, bog sie nach links durch ein Tor, vor dem zwei weitere Wachleute standen, die keinerlei Notiz von ihnen nahmen. Lyn speicherte den gesamten Weg in ihrem zusätzlichen Erinnerungschip, den Lion ihr kurz vor dem Abflug noch implantiert hatte, so konnten wenigstens keine brauchbaren Daten verschwinden. Auf diesem Chip hatte sie auch die Gesichter der Gesuchten gespeichert, die Arnaud und Struan ihr eindrücklich beschrieben hatten.
Blond, kastanienfarben und rothaarig mussten sie sein. Allesamt wahre Schönheiten wie sie selbst, hatte Arnaud ihnen mit einem Augenzwinkern erklärt.
»Ihr werdet in einem gemeinsamen Schlafgemach mit den anderen Frauen untergebracht«, flüsterte Adiba, nachdem sie ihnen erfolglos Brot und Wein zur Stärkung angeboten hatte. »Dann wird Euch wenigstens nicht langweilig sein.« Erst als sie ein weitläufiges Areal betraten, geprägt von dicken, bunt gewebten Teppichen, die überall die Marmorböden bedeckten, und purpurfarbenen Vorhängen an den hohen Fenstern, hatte Lyn eine Vorstellung davon, was ihre Begleiterin mit gemeinsamem Schlafgemach meinte. Etwa fünfzig Frauen schliefen zu mehreren
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