Die Rueckkehr der Templer - Roman
Strapsen trug und die beiden Enden des knielangen, seitlich geschlitzten Hemdes lose über Steiß und Oberschenkel gelegt hatte.
Er machte ein Zeichen, als ob er ein Visier heben müsste, das es zu dieser Zeit überhaupt noch nicht gab, und steuerte seinen unruhig tänzelnden Araberhengst in eine Reihe, direkt hinter Johans Pferd, um vor einer eigens eingerichteten Waffenstation hinter einer langen Schlange von mindestens weiteren einhundert Rittern auf die Zuteilung der Lanzen zu warten.
Nicht alle auf der Festung anwesenden Ordensritter waren zur ersten Attacke eingeteilt. Montbard, der ohnehin nicht offiziell zur |636| Truppe gehörte, war im Gästehaus bei der Königin verblieben, die sich aus der Ferne über den Verlauf des Angriffs unterrichten lassen wollte. Aber auch Berengar von Beirut machte keinerlei Anstalten, mit seiner Truppe die Festung zu verlassen.
Gero überlegte, nachdem er seinen nervösen Braunen beruhigt hatte, wann er jemals so gerüstet zu einem Einsatz aufgebrochen war. In seiner Zeit hatte es keine Kreuzzüge mehr gegeben. In den Jahren zwischen 1303 und 1307 hatten sie vorwiegend Raubritternester ausgehoben, Geldtransporte überwacht und den Papst auf seinen Reisen gegen Angriffe von Plünderern und Feinden der Kirche geschützt. Dabei hatten sie völlig andere Taktiken verfolgt, als bei einem großangelegten Kampf im freien Feld notwendig waren. Tanner jonglierte immer noch in abenteuerlicher Weise mit seiner Lanze herum, während sich Hunderte Ritter vor der Festung reihenweise zu Bataillonen formierten.
Gero ritt noch einmal die Aufstellung seiner eigenen Leute ab und nutzte die letzte Gelegenheit, um Johan und Stephano zu ermahnen, nicht ihr Leben für einen Krieg aufs Spiel zu setzen, der nicht ihr eigener war.
»Ihr wisst, was danach zu tun ist?«
»Es geht um unsere Frauen.« Johan nickte. »Mehr als um alles andere.«
Stephano fasste mit einer Hand an seine Satteltasche. Noch kurz vor Einbruch der Dunkelheit hatte Gero am Abend zuvor Anselm auf den Bazar außerhalb der Festungsmauern geschickt. Dort hatte er den Auftrag gehabt, jedem von ihnen einen braunen Kaftan und ein schwarzes Tuch für einen fatimidischen Turban zu kaufen, damit sie sich zu gegebener Zeit in Sarazenen verwandeln konnten, wenn Tramelay und seine Leute damit beschäftigt waren, in Askalon einzudringen und die Fatimiden auf Abstand zu halten.
Als ob ihn der Teufel gerufen hätte, ritt Tramelay auf einem feurigen, weißen Hengst an Gero vorbei und forderte ihn mit einer herrischen Handbewegung auf, endlich seine Position hinter Marschall de Quily einzunehmen, der die Speerspitze des Angriffs mit rund einhundert Templern führte. Der Marschall, der den gesamten Angriff koordinierte, würde in wenigen Augenblicken zum Abmarsch blasen lassen. Nachdem Gero seine Truppe ins Feld vor der Festung geführt hatte, wo sich sämtliche Reiter nach ihrer Zugehörigkeit formierten, schaute er sich um und blickte in die Gesichter der vorwiegend jungen Männer, |637| die hinter ihm die Hände zu einem letzten Gebet falteten. Nach einer Schweigeminute bekreuzigten sie sich, wobei vereinzelte Ritter ihre kleinen Silberkreuze unter ihren Kettenhemden hervorholten und sie küssten.
Spontan fasste Gero einen Entschluss. Er wusste noch nicht wie, aber er musste es Tramelay sagen. Selbst wenn er diesen Mann hasste wie das Beulenfieber, wollte er junge Männer wie Florentin nicht einfach einem grausamen Tod überlassen.
Als Gero seinen temperamentvollen Araber wendete und an den ähnlich hitzigen, weißen Hengst des Großmeisters heranritt, erkannte er das Erstaunen in den Augen des Reiters. Tramelay leitete die Truppe wie üblich von rechts außen, im Gegensatz zu Gero, den er an vorderster Front in der Mitte der ersten Reihe postiert hatte.
»Was wollt Ihr denn jetzt noch, Bruder Gerard?«, fragte er mit einem ungeduldigen Zug um die Mundwinkel. »Anstatt mich zu behelligen, solltet Ihr eher Jakobus von Tannenberg zur Räson bringen, damit er endlich seine Lanze aufrecht stellt. Ich habe selten so einen ungeschickten Nichtsnutz in meiner Truppe gehabt.
»Meister Bernard.« Gero hatte seine Stimme unbotmäßig erhoben, ohne die Erlaubnis zum Sprechen zu haben, doch er musste sich bei Tramelay Gehör verschaffen, selbst wenn die Aussicht darauf, dass er ihm glauben würde, eher gering stand. Sein Herz ließ ihm keine andere Wahl.
»Ich muss unbedingt mit Euch reden.« Er sah, dass Tramelay ihm trotz seines Unmutes
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