Die Rueckkehr der Templer - Roman
und Lyn übernommen, aber auch sie turtelten mehr, als dass sie die Umgebung im Blick hielten. Mit einem Mal war eine ausgelassene Stimmung angebrochen. Die Aussicht, dem Ziel so nahe zu sein und dabei nicht mehr verdursten zu müssen, ließ alle euphorisch werden. »Lass Struan und Amelie in Frieden«, murmelte Hannah und schmiegte sich schläfrig an Geros harten Körper. Ihre Hand wanderte abwärts, und er atmete tief und konzentriert, als sie begann, seine Erektion zu streicheln.
»Ohne Wasser wäre das kaum möglich gewesen«, scherzte er und lächelte schwach. »Doch wir sollten ein Opfer bringen und keusch bleiben, bis wir alle in Sicherheit sind.«
»Was du nicht sagst«, flüsterte Hannah amüsiert und schüttelte den Kopf. »Glaubst du wirklich, es hilft uns weiter, wenn wir auf Zärtlichkeiten verzichten.«
|697| »Nein, du hast recht«, erwiderte er und zog sie ganz nah zu sich heran.
Am nächsten Tag durchquerten sie im Morgengrauen ein zerklüftetes Tal. Der Weg hindurch war schmal und steinig, und die Felswände ragten seitlich mehr als einhundert Meter hoch. Bis zum Kloster waren es laut Khaled nur noch wenige Meilen, als ein paar herabfallende Steine die Pferde scheuen ließen. Obwohl nichts auf einen Angriff deutete, zogen Gero und die übrigen Männer ihre Waffen. Von einem zum anderen Moment spürte Hannah, wie ihr Herz davonraste.
»Bleibt zurück!«, rief Gero, und mit Struan und Khaled übernahm er eine kleine Vorhut, die sich auf ein breites Plateau zuwagte, das am Ende des schmalen Passes lag.
Ein paar arabisch klingende Flüche hallten durch die Schlucht, und im Nu wurde die Geräuschkulisse zu einem brodelnden Stimmenvulkan.
Zögernd begriff Hannah, dass sie von fremden Reitern umzingelt waren.
Tanner schoss in vollem Galopp an ihr vorbei. »Araber«, brüllte er heiser. Kurz danach folgte Johan. »Mindestens fünfzig Mann«, rief er ihnen zu. »Seht zu, dass ihr verschwindet!«
»Leichter gesagt, als getan«, flüsterte Hannah zu sich selbst und lenkte ihr Pferd in einen seitlichen Felskorridor hinein, um Anselm zu helfen, der sich hektisch um Stephano und das Kamel kümmern musste, das ihn trug.
Mit vereinten Kräften zerrten sie das Tier in das notdürftige Versteck hinein.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Freya, die hinter Hannah aufgesessen war, nachdem sie ihren Verfolgern fürs Erste entkommen waren.
»Am liebsten würde ich Gero und den Männern hinterherreiten«, antwortete Hannah, »aber das wäre in Anbetracht der Lage wohl ziemlich töricht. Sie müssen sich erst einmal selbst verteidigen.«
Als Hannah sich umschaute, sah sie, wie eine ganze Horde von Fatimiden an dem schmalen Zugang vorbeigaloppierten. Johan hatte nicht übertrieben, es waren mindestens fünfzig. Der Hengst schien ihre Panik zu spüren, jedenfalls gehorchte er anstandslos, als sie ihn |698| durch die Furt hindurch in ein unscheinbares Seitental trieb. Anselm folgte ihnen schweigend.
»Und nun?«, fragte Hannah, als sie unvermittelt ein sonnendurchflutetes Plateau erreichten.
»Das Kloster liegt südlich von uns«, keuchte ihr Freya ins Ohr. »Wenn wir nicht nur unser eigenes, sondern auch Stephanos Leben retten wollen, müssen wir nach Süden.«
Gero wusste nicht, ob er überrascht oder maßlos wütend sein sollte, weil weder er noch die anderen die Annäherung der Fatimiden bemerkt hatten. Im Nu waren sie eingekreist.
»Ergebt euch, und legt die Waffen nieder!«, hallte es von den Felswänden. »Dann wird euch nichts geschehen.«
»Eine Lüge«, murmelte Tanner, der anstatt Stephano zusammen mit Anselm in Sicherheit zu bringen, unversehens mit in die Falle getappt war. Natürlich würden die Sarazenen sie erledigen, sobald ihnen danach war.
»Wir können uns nicht ergeben«, sagte Gero, »denn das bedeutet nichts anderes als den sicheren Tod.« Die Entscheidung, um jeden Preis zu kämpfen, wäre einfacher gewesen, wenn Stephano und die Frauen nicht dabei gewesen wären. Wobei, wenn er sich unter seiner verbliebenen Truppe umschaute, entdeckte er nur Amelie, die sich völlig verängstigt an Struan klammerte. Von Hannah, Freya und den beiden Frauen aus der Zukunft fehlte jede Spur, auch Anselm und Stephano schien die Flucht aus dem Kessel gelungen zu sein. Sollten sie es tatsächlich geschafft haben, den Fatimiden zu entkommen?
Resigniert beobachtete Khaled, wie in den zerklüfteten Felsen oberhalb des Tals fatimidische Bogenschützen Aufstellung genommen hatten.
Eine Delegation
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