Die Rueckkehr der Templer - Roman
von zehn Reitern quoll zudem durch den einzig möglichen Ausgang, so dass an Flucht nicht zu denken war. Die feindlichen Truppen waren von zwei Seiten gekommen, somit stand fest, dass man sie verfolgt und beobachtet hatte.
An ihrer Spitze ritt Abu Aziz Maulā. Er saß auf einem prachtvollen, schwarzen Araber, umringt von seinen Offizieren und Fahnenträgern.
»Allahu akbar«, brüllte er ihnen entgegen. »Gott hat uns entsandt, |699| um den Mörder Malik al-Russaks seiner gerechten Strafe zuzuführen. Zudem sind wir gekommen, um die feigen Diebe seiner Schätze zu richten!«
Khaled schnaubte und spuckte verächtlich zu Boden. Dann trat er hervor, um sich dem Fatimidenführer zu stellen.
»Sag, dass du meinen Kopf willst, und lass die anderen gehen!«
Abu Aziz brach in schallendes Gelächter aus. »Denkst du ernsthaft, Assassine, ich wäre so einfältig, dir einen schnellen und gnädigen Tod zu schenken? Ich weiß, dass du und deine Brüder nicht umsonst hier seid. Ich werde dir nicht den Gefallen tun, euch zu töten, bevor ihr mich nicht in eure Geheimnisse eingeweiht habt.«
Khaled dankte Allah, dass Lyn und Rona allem Anschein nach entkommen waren. Er hatte die Ankunft der Verfolger befürchtet, aber niemandem davon etwas gesagt. Es hätte keinen Sinn ergeben, so, wie es nun keinen Sinn ergab, sich gegen eine Übermacht von fünfzig Kriegern zu stellen. Es sei denn, sie wollten schnell sterben.
Wenn sie sich ergaben, hatten wenigstens einige von ihnen die Möglichkeit zur Flucht. Danach würde alleine Allah darüber entscheiden, was mit ihnen zu geschehen hatte.
Dass die fünf Templer seine Überlegungen nicht teilten, verrieten ihre entschlossenen Blicke und wie sie ihre Schwerter und Schilde hielten.
Johan hatte demonstrativ seine Armbrust gespannt.
»Was willst du damit ausrichten?«, fragte ihn Khaled und ließ seinen Blick über die zahllosen Bogenschützen schweifen, die Abu Aziz hatte aufstellen lassen. Dann schaute er auf Amelie. »Denk an das Mädchen! Sie wird die Erste sein, die stirbt.«
Hannah zögerte noch, mit Anselm und Stephano zum Kloster zu reiten, solange sie nicht sicher sein durfte, ob auch den anderen die Flucht gelungen war.
»Wir haben Lyn und Rona verloren«, rechtfertigte sie sich gegenüber Anselm, der vor Sorge ganz bleich war. »Ich habe gesehen, wie sie den Fatimiden entkommen konnten. Aber dann waren sie plötzlich verschwunden. Wir müssen sie suchen!«
»Wir werden uns noch verirren«, jammerte Freya, die ansonsten ganz und gar nicht zaghaft war.
»Werden wir nicht«, erwiderte Hannah und lenkte den Hengst |700| zurück in die Berge, dorthin, wo sie hergekommen waren. »Gero wird uns dort suchen, wo wir uns zuletzt gesehen haben.«
Umso erschrockener reagierte sie, als sie plötzlich den Hufschlag eines weiteren Pferdes hörte. »Das müssen unsere Männer sein«, flüsterte Freya aufgeregt. Hannah war sich da nicht so sicher. »Es ist nur ein Pferd und nicht mehrere.« Hastig drängte sie den Hengst in eine Nische und legte den Zeigefinger auf ihre Lippen, um die anderen zum Schweigen aufzufordern.
Das Pferd trabte vorbei, und obwohl sie enttäuscht war, dass es sich nicht um Gero handelte, erfasste sie eine freudige Erregung. »Rona! Lyn!« Rasch brachte sie den Hengst auf den Weg zurück.
»Wo sind Amelie und unsere Männer?«, fragte sie aufgebracht.
»Nicht weit von hier«, bemerkte Rona tonlos. »Abu Aziz hat sie und das Mädchen in seiner Gewalt. Wenn wir ihnen helfen wollen, müssen wir bis zum Abend warten. Nur in der Dunkelheit können wir uns nahe genug an das Lager heranschleichen, um sie zu befreien.«
»Auch das noch!«, entfuhr es Anselm, der verzweifelt nach einem Platz Ausschau hielt, wo er mit Stephano warten konnte, bis der Weg hinunter ins Tal wieder frei sein würde.
»Um …Himmels willen«, stotterte Hannah, als sie Lyns versteinerte Miene bemerkte. »Was haben sie mit ihnen gemacht?«
»Komm!«, sagte Lyn und forderte Hannah auf, ihr lautlos zu folgen.
Während Anselm sich um Stephano kümmerte, indem er den bewusstlosen Templer im Schatten eines Überhangs lagerte, schlichen Hannah und Freya den beiden Schwestern hinterher.
Als sie sich über die Abbruchkante des Felsens beugten, zu der Lyn sie in geduckter Haltung geleitet hatte, drehte sich Hannah der Magen um. Inmitten von johlenden Fatimiden lag Khaled nackt auf dem steinigen Wüstenboden. Ausgestreckt auf dem Bauch liegend, hatte man ihn an Händen und Füßen an Pflöcke
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