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Die Rueckkehr des Daemons

Die Rueckkehr des Daemons

Titel: Die Rueckkehr des Daemons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo P. Lassak
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dabei kannst du mir alles schildern, auch die Sachen, an die sich dein Gehirn jetzt nicht mehr erinnern will. Du weißt, Sid, Verdrängung heißt das Zauberwort.«
    Sid rutschte unruhig auf der Couch hin und her. Urplötzlich erschien sie ihm ziemlich unbequem. Wie konnte er die Hypnose ablehnen, ohne dass es irgendwie komisch wirkte? Von seiner Flucht aus dem Haus sollte niemand etwas erfahren. Und von Rascal schon gar nicht!
    »Ich weiß nicht, ob ich…«
    Isaac Marblesteen lächelte milde. »Natürlich hast du Angst, Sid. Selbst seinem Psychiater möchte man nicht unbedingt alles anvertrauen, oder? Als ich zehn Jahre alt war, habe ich meinem Vater ein Heft mit Pin-ups gestohlen. Weißt du, was das ist? Fotos von leicht bekleideten Frauen. Aus heutiger Sicht völlig harmlos. Aber in der sittenstrengen Zeit damals wurde so etwas nur unter dem Ladentisch verkauft. Und nur an Erwachsene. Bis heute weiß niemand, wie ich mir mit roten Ohren die Bilder angesehen habe. Außer dir.«
    Aufmunternd zwinkerte Marblesteen zu Sid herüber. Sid musste lachen. Der Kerl war echt in Ordnung. Aber trotzdem…
    »Außerdem wissen die meisten Menschen eines nicht: Auch unter Hypnose kann man lügen. Sonst bräuchten wir auf der ganzen Welt keine Richter, keine Anwälte und auch keine Geschworenen mehr. Jeder Verdächtige müsste sich auf die Couch legen und eine halbe Stunde später hätte man den Schuldigen überführt. Also, bist du dabei?«
    Sid versuchte sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Wenn er Doktor Marblesteen richtig verstanden hatte, konnte er also den Großteil der Nacht für sich behalten und an dem Punkt mit seinem Bericht beginnen, als er die Buchrezension in den Roman zurückgeschoben hatte.
    »Gut!«, willigte er ein. »Was muss ich machen?«
    »Lege dich ganz flach auf meine Liege. Entspann dich!« Der Psychiater ging zu seinem Schreibtisch. Sid hörte, wie er eine Schublade aufzog. Genagelte Ledersohlen rieben über den dicken Teppich. Nasehochziehen.
    Als Isaac Marblesteen in seinem Blickfeld erschien, hatte er einen spiralförmig gefärbten Kegel zwischen Zeigefinger und Daumen geklemmt. An der dicken Seite war ein dünner Faden befestigt.
    »Versuch dich zu entspannen, Sid. Und fixiere einfach das Pendel.«
    Beinahe liebevoll nahm er den Kegel in die andere Hand, bis der Faden straff gespannt war. Als es genau über Sids Augen schwebte, setzte er das Pendel in Gang. Sid fand es leicht, ihm zu folgen. Nach links und rechts und links und rechts…
    »Du wirst müde, Sid«, hörte er Isaac Marblesteen sagen. Links und rechts und links…
    Es funktioniert nicht bei mir, dachte Sid. Nichts tut sich, ich… Links und rechts und…
    »Du schläfst ein!« Die Stimme kroch bis in den hintersten Winkel seines Gehirns, trotzdem konnte er sich ihr leicht widersetzen. Links und rechts und links…
    Es schnipste.
    Erschrocken fuhr Sid hoch, er war nass geschwitzt. Das Pendel war verschwunden. Doktor Marblesteen saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf seinem Ohrensessel, der Block lag ruhig auf seinem Knie, der Bleistift steckte in der Brusttasche des Jacketts.
    »Tut mir leid, dass es nicht funktioniert hat«, stammelte Sid. Sein Kopf dröhnte. Er spürte ein starkes Kratzen im Hals.
    Der Psychiater lächelte. »Es ist immer dasselbe. Beim ersten Mal glauben alle, es klappt nicht. Aber du hast mir alles erzählt. Den Traum und alles, was sonst in deinem Zimmer passiert ist.«
    Schwungvoll setzte sich Sid auf. »Ehrlich? Und… was war das?«
    Isaac Marblesteen hob den Block. Die Seite war fast leer. Nur wenige Zeilen waren beschrieben.
    »Überhaupt nichts. Ein Albtraum. Besonders Angst einflößend zwar, aber vom Inhalt her für deine Therapie völlig ohne Bedeutung.« Er lachte. »Selbst der gute alte Sigmund Freud hätte sich daran die Zähne ausgebissen.«
    Sid war verwirrt. »Aber wer war in meinem Zimmer?«
    Der Psychiater nahm den Bleistift aus der Tasche und zielte damit auf Sid. »Du! In Todesangst hast du dich im Bett gewälzt, deshalb auch das Einnässen. Als du vom Versinken geträumt hast, haben deine Hände nach Halt gesucht. Nach einem Rettungsring. Vielleicht sogar in einer Art Krampf.«
    Er stand auf und reichte Sid die Hand.
    »Es sind einfache Risse im Holz, Sid, ganz sicher. Reine Zufallsprodukte. Keine Zeichen. Du kannst dich beruhigt nach Hause fahren lassen. Wir sehen uns in zwei Tagen wieder! Auf Wiedersehen.«
    Doktor Marblesteen hatte es für Sids Geschmack plötzlich ein

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