Die Rückkehr des Dunkelelf 2 - Kampf der Kreaturen
»Es ist alles nur Spekulation.«
»Dann sollten wir diese elenden Trolle ihrem Schicksal überlassen und uns um Drizzt kümmern, damit wir die Wahrheit erfahren«, schlug Tos'un vor.
»Um meine Entdeckung vollkommen zu enthüllen?«
Tos'un erkannte schnell, was sie meinte, und sein plötzlicher Eifer verschwand wieder. »Was dann?«, fragte er.
»Ich werde weitere Antworten suchen, während wir mit Proffit unterwegs sind«, erklärte Kaer'lic. »Ich muss den Mut finden, mich an Lolths Dienerinnen zu wenden, obwohl ich die Ränke der Spinnenkönigin und das Schicksal fürchte, das jene erwartet, die versuchen, ihre Pläne zu durchschauen.«
»Die Zeit der Unruhen war eine Zeit des größten Chaos in Menzoberranzan«, sagte er. »Das Haus Oblodra versuchte, sich zum Ersten Haus aufzuschwingen und hätte dieses Ziel auch beinahe erreicht, denn ihre psionischen Kräfte funktionierten weiter, während die Magie aller anderen zu versagen schien. Selbstverständlich hat Lolth schließlich das Flehen von Oberin Baenre erhört… ich habe niemals eine solche Katastrophe erlebt, wie sie Oblodra befallen hat!«
Kaer'lic nickte, denn er hatte ihr und den anderen diese Geschichte schon zuvor in allen blutigen Einzelheiten erzählt.
»Es sind verwirrende Zeiten«, sagte sie. »Und als würden meine Ängste wegen Lolths Absichten mit Drizzt Do'Urden nicht genügen, werden wir nun auch noch Zeugen wahrer Macht bei Ork-Schamanen.«
»Du hast Angst vor Obould!«, stellte Tos'un fest.
»Es wäre ratsam, bei ihm vorsichtig zu sein.« Kaer'lic versuchte nicht einmal, es abzustreiten. »Und nicht, weil er plötzlich körperlich so viel stärker und schneller ist. Nein, wir müssen Obould gut im Auge behalten, weil er plötzlich Recht hat!«
»Vielleicht haben wir die Gaben, mit denen Gruumsh ihn bedacht hat, falsch eingeschätzt. Vielleicht haben die Schamanen ihn mit mehr als nur Muskeln und Schnelligkeit versehen«, sagte Tos'un. »Ist es möglich, dass diese Zeremonie ihm auch die Gabe der Einsicht verliehen hat?«
»Zumindest hat er seine Prioritäten verändert«, sagte Kaer'lic. »Er hat seinen Zorn und seine Gier aufgegeben und verfügt nun über mehr Vernunft, als ich je von diesem Schweinsgesicht erwartet hätte. Man muss sich nur ansehen, was wir hier gerade machen – man muss nur sehen, wie einfach und vollständig Obould Proffit und seine Trolle ausnutzt. Wenn Obould die Region sichern und weiterhin Verbündete in den Bergen gewinnen kann und dabei sein Bündnis mit Proffit festigt, könnte es ihm durchaus gelingen, hier im Norden einen Ork-Staat zu schaffen. Kannst du dir vorstellen, dass Obould und seine Leute einen ähnlichen Status erlangen wie Silbrigmond und Sundabar und dass er am Ende sogar Handelsverträge erzwingen kann?«
»Wir reden hier von Orks!«, protestierte Tos'un.
»Sie sind plötzlich zu schlau für Orks«, klagte Kaer'lic. »Wir sollten diese Entwicklung lieber im Auge behalten und Obould derzeit nicht gegen uns aufbringen.«
Erneut waren die beiden Drow über ihre eigenen Schlüsse erschrocken; sie waren es wieder und wieder durchgegangen, aber jedes Mal kamen sie zu dem gleichen verblüffenden Ergebnis.
»Ich wünschte, Ad'non und Donnia hätten sich nicht davongemacht«, jammerte Tos'un. »Im Augenblick wäre es sicher das Beste, wenn wir alle zusammen wären.«
»Um den Rückzug anzutreten?«
»Wenn es nötig sein sollte«, gab der Krieger aus dem Haus Barrison Del'Armgo zu. »Denn wie und wo werden wir in Oboulds Königreich hineinpassen?«
»So weit wie möglich davon entfernt«, antwortete Kaer'lic. »Aber hab keine Angst, wir werden schon unseren Spaß haben. Selbst wenn Obould sein Ziel erreichen und die Region siehern sollte, wie lange wird dieses Ork-Königreich bestehen? Wie lange hatte Obould die Zitadelle Felbarr in seinem Besitz? Es wird schon bald alles wieder zerfallen, und wir werden dabei gewaltigen Spaß haben, solange wir listig und vorsichtig vorgehen.«
Aber noch während die Priesterin diese Worte aussprach, war sie erschüttert von ihrem eigenen Mangel an Überzeugung. Was war beunruhigender – die Frage, welche Macht hinter dem Abtrünnigen Do'Urden stand, oder die Ork-Zeremonie und Oboulds wachsende Fähigkeiten?
»Richtig, man sieht ja, wie viel Spaß wir jetzt haben«, stellte Tos'un sarkastisch fest.
»Ich weiß, die Trolle riechen widerlich«, gab Kaer'lic zu. »Aber wir sollten sie durch die Gänge nach Mithril-Halle führen, wie Obould es will. Wir
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