Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
auszusetzen.
„Sie haben mich an jenem Nachmittag gesehen … als ich aus Mr MacGregors Schlafzimmer kam. Ich habe mit Miss Maudie gesprochen, und sie glaubt mir. Ich habe an jenem Tag wirklich nur sein Zimmer geputzt, egal, wie es ausgesehen haben mag. So etwas würde ich nie tun. Mr MacGregor kam zurück und machte die Tür zu. Er wusste nicht einmal, dass ich da war, das versichere ich Ihnen.“
Larson gab ihr keine Antwort. Kathryn blickte ihn geradeheraus an und wartete auf seine Reaktion.
Er könnte sich in diesen Augen leicht wieder verlieren. Ihre Augen waren so warm und voller Mitgefühl. Er sah die Ehrlichkeit in ihnen. Er wollte wegschauen, aber eine unsichtbare Hand hielt ihn davon ab. Dann geriet die Gewissheit in ihm plötzlich ins Wanken wie eine Kerze, deren Flamme darum kämpfte, nicht zu erlöschen, wenn die Tür aufgeht.
Sagte sie die Wahrheit?
Aber so sehr er es auch versuchte, konnte Larson das nicht mit dem, was er von ihr wusste, in Einklang bringen. Herr, sie hat in einem Bordell gelebt. Ich habe sie dort gesehen. Obwohl sein Blick nicht von ihren Augen wich, war er in Gedanken weit weg von ihr. Und sie ist eindeutig mit einem anderen Mann zusammen gewesen.
Kathryn traten Tränen in die Augen, und sie senkte den Blick. „Sie glauben mir nicht.“
„Welche Rolle spielt es, ob ich Ihnen glaube oder nicht?“
Sie hob das Kinn und kniff leicht die Augen zusammen, als versuche sie, die braune Tönung seiner Brille zu durchdringen. „Für mich spielt es eine sehr große Rolle.“
Unter ihrem durchdringenden Blick wand er sich innerlich. Ein Teil von ihm wollte die Hand heben und seiner Frau die Träne von der Wange wischen, aber stattdessen ballte er die Hand in seinem Handschuh zu einer Faust. Gott hilf mir, ich weiß nicht, was ich im Moment glauben soll. Von MacGregors Schuld an der Situation war er überzeugt. Dieser Mann hatte es zweifellos eingefädelt, dass Kathryn hier auf Casaroja war, und Larson beabsichtigte, den Grund hinter MacGregors plötzlichem Interesse herauszufinden. Er musste dafür nicht lange suchen.
Larson versuchte, trotz seines Zweifels überzeugend zu klingen. „Ich glaube Ihnen, Madam.“
Sie wischte sich die Tränen weg und die Anspannung wich aus ihrem Gesicht. „Danke“, flüsterte sie und neigte dann fragend ihren Kopf zur Seite. „Mir fällt gerade auf …, dass Sie mir nie Ihren Namen genannt haben.“
„Jacob.“
Ihre Mundwinkel zuckten. „Ein biblischer Name. Er passt zu Ihnen.“
„Ich bin nicht sicher, ob das ein Kompliment ist. Jacob hat seinen Bruder getäuscht und ihn um sein Geburtsrecht betrogen, und dann hat er seinen Vater angelogen.“
Ihre Braue zog sich in die Höhe. „Sie kennen sich in der Bibel aus?“
Larson zuckte die Achseln und nahm eine Schaufel, da er etwas brauchte, um seine Hände zu beschäftigen. „Ich habe einige Stellen gelesen.“ Es beunruhigte ihn, wie sehr er es genoss, sich wieder mit ihr zu unterhalten, besonders, da nichts dabei herauskommen konnte.
Sie trat einen kleinen Schritt näher auf ihn zu. „Jacob hatte zwar seine Fehler, aber er war auch ein sehr entschlossener Mann. Ein Mann, der bereit war, lange und hart für das zu arbeiten, was er wollte.“
„Aber seine Mittel waren nicht immer ehrenhaft.“
„Nein, das waren sie nicht. Aber wer kann das schon von sich sagen?“ Sie lächelte, als genieße sie das Gespräch mit ihm ebenfalls. „Ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen. Es war schön, Sie kennenzulernen, Jacob.“
„Ja, für mich auch.“
Larson stand mehrere Minuten an der Tür und schaute ihr nach, wie sie zum Haupthaus zurückging. Sie hatte so aufrichtig ausgesehen. Hatte sie ihm die Wahrheit gesagt? Und wenn ja, was war dann mit dem Bordell? Und mit Matthew Taylor? Das alles ergab einfach keinen Sinn. Er seufzte und ging in den Stall zurück.
Er beschloss, dass er dem Bordell einen Besuch abstatten müsste. Er musste ein für allemal herausfinden, was Kathryn dort gemacht hatte.
Kapitel 18
„J acob ist ein netter Mann“, sagte Gabe, der das andere Ende des Wollbrokatstoffes festhielt.
„Ja, er ist ein netter Mann. Jetzt schwing den Vorhang in die Höhe und über die Leine. Ich zähle bis drei. Fertig?“
Als Gabe nickte, zählte Kathryn bis drei und sie schwangen beide den schweren Vorhang über die Leine. Das dicke Seil, das zwischen ihrem Haus und einer Pappel gespannt war, hielt, aber unter dem Gewicht hing es stark nach unten durch. „Danke, Gabe.“ Sie nahm
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