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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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Danke, Jacob.“
    Er nickte und wandte sich zum Gehen.
    „W-wie wäre es gleich jetzt? Heute Abend … falls Sie Zeit haben?“
    Er schaute sich um und staunte über das Zögern in ihrer Stimme. „Jetzt wäre es gut.“ Er lächelte. „Aber ich will vorher nachsehen, ob Gabe auch noch da ist.“
    „Soll ich einen Kuchen mitbringen? Ich habe heute einen Nusskuchen gebacken. Falls Sie ihn mögen“, fügte sie mit leiserer Stimme hinzu.
    Das war sein Lieblingskuchen. „Ja, Madam. Sehr gern.“

    Larson stand außerhalb der Box und genoss es, Kathryn und Gabe mit dem neugeborenen Kalb zu beobachten. Er bezweifelte, dass er sich je an Gabes kindliche Unschuld gewöhnen könnte. Seine Persönlichkeit stand in einem so starken Gegensatz zu dem, was Larson bei seiner ersten Begegnung mit diesem Mann erwartet hatte. Gabe arbeitete schwer, und seine Kraft kam ihnen oft zugute, wenn die Arbeit mehr verlangte, als Larson geben konnte. Larsons Körper wurde jedoch wieder kräftiger, und Miss Maudies regelmäßige Mahlzeiten mit reichlich Rindfleisch bauten seine Muskeln wieder auf. Seine Arme und sein Brustkorb wurden wieder muskulöser.
    „Das Kalb mag es genau hier hinten, hinter den Ohren.“ Gabe ergriff Kathryns Hand und führte sie, während sie das verwaiste Kalb streichelte. Larson wartete darauf, dass sie Gabe erklärte, dass sie das bereits wisse, aber sie schwieg. Sie lächelte nur und befolgte seine Anweisungen. „Es erinnert mich an ein Kalb, das Sie gehabt haben, Miss Kathryn. Auf Ihrer Ranch.“
    „Ja, das stimmt.“ Ihre Stimme klang seltsam melancholisch, und Larson beobachtete, wie sie die Hand zurückzog und aufstand. Sie verließ die Box und kam zu ihm herüber. Sie schaute sich um. „Hier drinnen wird es ziemlich dunkel.“
    Larson war das nicht aufgefallen. Er hatte sich an die dunkle Tönung seiner Brille gewöhnt und lebte ansonsten ohnehin mit dem Lauf der Sonne, außer wenn er sich wegschlich, um im Lichtschein aus dem Fenster einer Baracke zu lesen. Seit dem Feuer hatte er keine Flamme mehr angezündet, und der Gedanke, das jetzt zu tun, jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Er blickte auf und sah, dass Kathryn ihn beobachtete.
    „Haben Sie hier drinnen eine Laterne, Jacob?“, fragte sie leise und mit einem Lächeln in der Stimme.
    „Da hinten ist eine, glaube ich“, antwortete Gabe und schloss die Boxentür hinter sich. „Ich gehe sie suchen.“
    Larson geriet in Panik, als er sah, dass Gabe mit der Laterne zurückkam. Gabe stellte sie auf eine Werkbank. Larson starrte nach unten und konnte sich nicht bewegen. Er schloss die Augen, sein Herz pochte, seine Hände zitterten. Er ballte die Fäuste an seinen Seiten. Vor diesem unvermeidlichen Moment graute ihm seit Monaten.
    Ein erwachsener Mann, der Angst vor Flammen hatte.
    „Soll ich sie anzünden?“
    Larson fühlte eine Berührung an seinem Arm und schlug die Augen auf. Kathryn stand neben ihm. Er hatte nicht gehört, dass sie sich bewegt hatte. Er nickte. Diese stumme Einwilligung traf seinen Stolz zutiefst, während sie den Docht anzündete.
    Im weichen Schein der Laterne sah Larson ihr sanftes Lächeln und ihr unausgesprochenes Verständnis. Er schämte sich, weil sie diese Schwäche an ihm gesehen hatte. Er trat zu einem Heuballen und setzte sich.
    „Ich hoffe, ihr Männer habt Hunger. Ich habe große Stücke geschnitten.“ Sie reichte jedem von ihnen ein Stück Kuchen und stellte den Korb wieder auf die Werkbank. Gabe aß sein Stück schnell auf, dann ging er in die Box zurück, um nach dem Kalb zu schauen.
    „Darf ich?“
    Larson blickte auf und sah, dass Kathryn seine Bibel auf dem Regal über der Werkbank anschaute, wo er sie am Morgen hingelegt hatte. Er nickte. „Dieser Kuchen ist köstlich, Madam!“
    Angesichts all dessen, was in den letzten sieben Monaten passiert war, staunte er, dass er hier mit seiner Frau saß, ihre Gesellschaft genoss und ihren Nusskuchen aß. Er konnte sich das alles selbst nicht richtig erklären. Wahrscheinlich weil Kathryn nicht mehr wirklich seine Frau war. Vielleicht offiziell auf dem Papier, aber nicht in ihrem Denken. Sie erkannte ihn nicht einmal. Aber wollte er wirklich, dass sie ihn erkannte? Hatte er nicht extra Vorsichtsmaßnahmen getroffen, damit sie ihn nicht erkannte?
    Larson beobachtete sie, wie sie die Seiten der Bibel umblätterte. Er wünschte, er könnte hinübergehen und die Arme um sie legen, wie er es früher getan hatte. Und er besäße die Freiheit und das Recht,

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