Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Moment wusste er, dass er sie für den Rest seines Lebens lieben würde, egal, was Kathryn getan hatte, egal, welche falschen Entscheidungen sie getroffen hatte oder welche Versprechen sie gebrochen hatte. Die Zeit blieb stehen, und plötzlich wurde ihm etwas bewusst. Liebst du mich auch so, Herr? Du hörst nicht auf, mich zu lieben ... egal, was ich tue, nicht wahr?
Eine unhörbare Antwort regte sich in ihm, und als er diese tiefe Liebe begriff, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Er bereute die Jahre, in denen er egoistisch seinen eigenen Weg gegangen war, in denen er Gottes Wort nicht gekannt und ihn das noch nicht einmal gestört hatte. Er hatte es versäumt, Kathryn mit der Sanftheit und Achtung zu behandeln, die sie verdiente.
Er erinnerte sich, wie Abby Isaiah anschaute, wenn Isaiah es nicht merkte, und Larson sehnte sich nach einer Chance, Kathryns Herz neu zu gewinnen. Damit sie ihn auch mit solchen Augen anschauen würde.
Sein Blick fiel kurz auf das Kind, das in ihr heranwuchs. War er mitschuldig an dem, was sie getan hatte? Dass sie auf Abwege geraten war? Hatte seine Sünde irgendwie zu ihrer beigetragen?
Wie in jüngeren Jahren fragte sich Larson, was Gott wohl über ein Kind dachte, das ohne einen anständigen Namen geboren war. Wurden die Sünden des Vaters und der Mutter an das Kind weitergegeben? Er wusste, dass die öffentliche Schande ihrer Verfehlung auf jeden Fall an das Kind weitergegeben wurde, aber rechnete Gott dem Kind die Sünde an? Die verächtlichen Blicke, mit denen die Stadtbewohner ihn und seine Mutter bedacht hatten, die Namen, die sie ihnen gegeben hatten, waren für immer in sein Gedächtnis eingebrannt. Das waren dieselben Menschen gewesen, die sonntags zur Kirche gingen. Darunter hatte er viele bekannte männliche Gesichter gesehen ...
„Also … glauben Sie, Sie würden gern gehen, Jacob?“
Kathryns Frage holte ihn in die Gegenwart zurück. Sie hatte den Kopf auf eine Seite gelegt und wartete offensichtlich auf eine Antwort von ihm.
„Ah … natürlich“, hörte er sich sagen. Sie lächelte und er geriet in Panik. Wozu hatte er gerade Ja gesagt?
„Dann warte ich am Sonntagmorgen hier auf Sie. Und Sie fragen Gabe, ob er auch mit uns zur Kirche kommen will?“
Kirche? Larson musste sich ein Lachen verkneifen. Das letzte Mal, dass er in der Kirche gewesen war, war vor Jahren mit Kathryn gewesen, und er hatte jede Minute davon verabscheut. Isaiah hatte also doch recht. Der Herr hatte Humor.
Er schaute Kathryn in die Augen und sah die Hoffnung darin. Er sah auch seine Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die er nicht ändern konnte. Aber jetzt hatte er eine neue Chance, und am kommenden Sonntag würde er mit seiner Frau zur Kirche fahren.
Kathryn stieg aus Donlyn MacGregors Kutsche und sah zu dem Restaurant und dann wieder zu dem Fahrer zurück. „Sind Sie sicher, dass wir hier richtig sind?“
„Ja, Madam. Es ist genau acht Uhr. Mr MacGregor wartet drinnen bereits auf Sie.“
Der Hoteldiener öffnete die Restauranttür, und Kathryn dankte ihm mit einem Kopfnicken. Sobald sie im Foyer stand, wurde ihr sofort bewusst, dass das nicht das Geschäftstreffen war, das sie erwartet hatte. Die Frauen unter den Gästen trugen Kleider aus feiner Seide, und die Männer Anzüge, die dem ähnelten, den sie für Mr MacGregor geändert hatte. Kathryn berührte die Baumwolle an ihrem eigenen selbst gesponnenen schwarzen Kleid, während ihre Stiefel in dem weichen Perserteppich versanken.
„Mrs Jennings, wie freundlich von Ihnen, sich mit mir zu treffen, und Sie kommen genau rechtzeitig.“ Donlyn MacGregor tauchte neben ihr auf und schob ihren Arm durch seinen. Er trug den Anzug, den sie vor Wochen für ihn geändert hatte. „Sie sehen heute Abend sehr gut aus.“
„Mr MacGregor, ich glaube kaum, dass dies der richtige Ort ist für …“
Ein Kellner erschien und verbeugte sich leicht. „Hier entlang, Sir, Madam.“ Er führte sie von dem Raum weg, dessen Tische mit Kerzen erhellt waren, und durch einen Gang in eine private Nische, durch deren Fenster man einen Blick über die Berge hatte. Der Abendhimmel leuchtete in den schönsten Farben. „Ich bin gleich wieder da, Sir.“
Kathryn war dankbar, dass ihr die Verlegenheit erspart blieb, durch das Restaurant zu gehen. Sie zog ihren Arm vorsichtig von MacGregor zurück. „Mr MacGregor, ich dachte, ich hätte deutlich gesagt, dass ich heute Abend nicht mit Ihnen essen will.“
„Ach.“ Er hielt einen Finger hoch.
Weitere Kostenlose Bücher