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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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steif, als er sie vorsichtig auf die Arme nahm.
    „Es ist gut, Kind“, flüsterte er, als er sie aus dem Gebäude trug. Sie schaute ihn an, sagte aber nichts.
    Kathryn holte die beiden ein. „Sadie braucht einen Arzt. Sie hat mir gesagt, dass sie lief, um den Wagen zu erwischen, der zum Bordell zurückfuhr, als jemand sie von hinten packte und sie hier herein zerrte. Sie hat gesagt, dass sie nicht schlimm verletzt ist, aber ich bin nicht sicher, ob …“
    Larson nickte verstehend. „Ich bringe sie in die Stadt zu Dr. Hadley.“
    „Ich komme mit.“
    „Nein, Kathryn, du bleibst hier. Ich werde fast die ganze Nacht weg sein, und du musst dich ausruhen.“ Er verkraftete es im Moment nicht, mit ihr zusammen zu sein. Das Wissen, dass er sie nie wieder haben könnte, brachte ihn fast um. „Ich kümmere mich um Sadie. Darauf gebe ich dir mein Wort.“
    Er trug Sadie hinter den Stall zum Wagen, der noch mit Heu gefüllt war, und legte sie hinten hinein. Ein starkes Misstrauen sprach aus ihren dunklen Augen, als sie vor ihm zurückwich. Er spannte schnell das Gespann an und wollte aufbrechen. Kathryn deckte das Mädchen mit einer Decke zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr, worauf das Mädchen ihr ebenfalls im Flüsterton antwortete.
    Bevor Larson vorne auf den Wagen steigen konnte, legte Kathryn eine Hand auf seinen Arm. „Sadie sagt, dass sie dich schon einmal in der Stadt gesehen hat … im Bordell.“ Eine unmissverständliche Frage schwang in ihrer Stimme mit.
    Die Ironie dieses plötzlichen Rollentausches hätte Larson unter anderen Umständen vielleicht komisch gefunden, aber in diesem Moment nicht. „Ich war nicht aus diesem Grund im Bordell, Kathryn. Das kannst du Sadie selbst fragen.“
    „Das habe ich getan. Sie sagt, du hast dich nach mir erkundigt.“
    Sein Mund wurde trocken. Gott, ist das deine Art, mich zu zwingen, die Wahrheit zu sagen? Ich bin noch nicht bereit. Ich bin einfach noch nicht dazu bereit. Er suchte nach einer Möglichkeit, ihre Frage zu beantworten und ihr gleichzeitig auszuweichen. „Das stimmt. Ich war dort und habe nach dir gefragt.“ Sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Er wünschte, er könnte Kathryns Gesicht besser sehen, um ihre Reaktion einzuschätzen. „Das war, nachdem ich dich hier auf Casaroja kennengelernt hatte. Ich hatte gehört, dass du im Bordell in der Stadt gearbeitet hättest, und …“
    „Und du wolltest wissen, ob das stimmt oder nicht.“
    Er wand sich bei ihrem kühlen Unterton. „Ja“, antwortete er schließlich.
    „Und was hast du herausgefunden?“
    Er schüttelte den Kopf. „Sadie wollte mir damals nichts sagen.“
    Kathryn schaute ihn lange an. Larson hätte viel darum gegeben, ihre Augen sehen zu können. „Das weiß ich, Jacob. Sadie hat mir erzählt, dass sie dich ohne Antwort weggeschickt hat.“ Ihr Tonfall wurde weicher, aber ihre Frage war unmissverständlich. „Aber ich will von dir wissen: Was hast du seitdem herausgefunden?“
    Larson wusste, was sie von ihm hören wollte. Das Gleiche, was er an jenem Tag im Stall gesagt hatte, als es darum gegangen war, dass sie aus MacGregors Schlafzimmer gekommen war. Dass er an ihre Unschuld glaube, vollkommen und ohne Vorbehalte. Aber er konnte sie nicht anlügen. Nicht schon wieder.
    Er schluckte schwer, weil seine Kehle wie zugeschnürt war, und maß seine Worte ab, um sie richtig zu formulieren. „Ich habe herausgefunden, dass es für mich keine Rolle spielt, ob du früher dort gearbeitet hast oder nicht. Gott hat …“ Seine Stimme versagte, als er die Wahrheit erkannte. „Gott hat mir eine Schuld vergeben, die ich ihm nie zurückzahlen kann“, flüsterte er. „Wer bin ich, dass ich von jemand anderem eine Zahlung verlange, nachdem mir so viel vergeben wurde?“ Larson wollte nur ein letztes Mal ihr Gesicht berühren, aber er wagte es nicht. „Du bist mir keine Erklärung schuldig, Kathryn. Vielmehr muss ich mich bei dir entschuldigen. Es tut mir leid.“
    Als sie ihm keine Antwort gab, ließ er den Kopf hängen. Das war nicht die Antwort, die sie gern gehört hätte, aber es war die Wahrheit. Wenigstens teilweise. Er drehte sich um, um auf den Kutschbock zu steigen, erstarrte aber, als sie ihn am Arm berührte.
    Er blieb sprachlos stehen, als Kathryn die Arme hob, sein Gesicht zu ihrem nach unten zog und ihn sanft auf seine vernarbte Wange küsste.

    „Bringen Sie Sadie hier herein“, sagte die rothaarige Frau leise. „Die anderen haben sich gerade schlafen gelegt.“
    Larson

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