Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
aufstehen, aber Maudie drückte ihn wieder nach unten.
„Bleiben Sie noch eine Minute hier sitzen und warten Sie, bis die Salbe eingezogen ist. Ich wasche mir die Hände. Ich bin bald zurück.“
Larson setzte sich wieder rittlings auf den Holzstuhl und lehnte die Arme über die Stuhllehne. Die Frau hatte nichts über seine Narben gesagt. Selbst als er ihr Gesicht sehen hatte können, hatte er keinen Schock und kein Mitleid darin entdeckt. Sie war eine gute Frau, auch wenn sie in Bezug auf MacGregors Charakter fehlgeleitet war. Die Liebe machte Menschen oft für die wahre Seite eines anderen Menschen blind.
Er nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen, dann setzte er sie wieder auf. Die Tür ging auf und sein Kopf schoss in die Höhe.
Kathryns Augen wurden groß. „Oh, Jacob, Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du hier bist.“ Sie warf einen Blick auf seinen Körper und schaute dann schnell weg.
Larson stand auf und nahm eilig sein Hemd vom Tisch. Er versuchte, es anzuziehen, und wollte gern wissen, ob sie ihn anschaute, aber das Baumwollhemd blieb an der feuchten Salbe kleben. Er wurde verlegen und fluchte leise.
Sie hielt den Blick auf den Boden gerichtet. „Du bist also endlich gekommen, um dich mit Miss Maudies Salbe einreiben zu lassen.“
„Das ist ja wohl nicht zu übersehen“, sagte er etwas zu grob. Obwohl er und Kathryn schon lange verheiratet waren, hatte er sich noch nie so nackt vor ihr gefühlt. Als es ihm endlich gelungen war, in sein Hemd zu schlüpfen, hielt Larson es vorne zu.
„Nun … ich … hoffe, es hilft dir.“ Immer noch mit gebeugtem Kopf wandte sie sich zum Gehen.
„Kathryn, es tut mir leid“, sagte er, aber seine Stimme klang rau und hart. „Ich wollte dich nicht so anfahren.“
Sie stand mit dem Rücken zu ihm und hatte die Hand auf der offenen Tür liegen.
Plötzlich wollte Larson einem inneren Impuls folgen, durchs Zimmer gehen, das Gesicht seiner Frau in die Hände nehmen und sie sehen lassen, wer er war. Der Mann, der er jetzt war. Aber der mögliche Ausgang dieses Schritts machte ihn innerlich schwach. Würde sie ihn, selbst wenn er eine Möglichkeit fände, Kathryn das zu geben, was ihr Herz sich wünschte, je wieder mit einer solchen Liebe ansehen wie früher?
Nachts im Bett hatte sie immer mit dem Finger sein Kinn nachgefahren und ihn im Schatten betrachtet, als habe sie versucht, sich seine Gesichtszüge zu merken. Würde sie jetzt die ungleichmäßigen Züge seines entstellten Gesichts nachfahren und sie sich merken? Larson sah nach unten und drückte die Augen fest zu. Der Schmerz in seiner Brust zog bis zu seiner Kehle hinauf.
„Kathryn“, flüsterte er heiser. „Schau mich an.“
Sie schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Jacob. Ich hätte nicht hereinkommen sollen.“
„Bitte dreh dich einfach um.“
Sie drehte sich in seine Richtung, schaute aber immer noch auf den Boden.
Oh, Gott, sie ist so schön. Und sie ist meine Frau. Meine Frau, Herr! Warum hast du sie mir weggenommen? Sein Gedächtnis erlaubte ihm einen klareren Blick als seine Augen, und er sah ihren Körper schön geformt, voll Leben, der früher perfekt zu seinem gepasst hatte. Er erinnerte sich daran, wie es war, als ihr Mann mit ihr zusammen zu sein, und er drückte die Augen fest zu, um die Macht dieser Erinnerung zu unterdrücken.
Eine schweigende Aufforderung aus seinem Inneren gebot ihm, Kathryn wieder anzuschauen.
Larson öffnete langsam die Augen. Das Erste, was ihm auffiel, waren ihre Hände, klein und weiblich, die sie schützend über ihrem Kind gefaltet hatte. Sie zitterten. Das Zittern schien an ihren Armen hinaufzuziehen, bis ihr ganzer Körper erschauerte. Sie schien Angst zu haben. Aber wovor? Vor ihm? Warum sollte sie vor ihm Angst haben? Er schaute genauer hin. Oder war es etwas anderes? Er sah, wie sich ihr Brustkorb schnell hob und senkte. Ihre Augen wanderten zu ihm und dann wieder weg.
Wagte er zu hoffen …
Larson durchquerte das Zimmer, und obwohl Kathryn nicht aufschaute, spürte er, wie sich ihre Spannung bei jedem Schritt, den er ging, mehr aufbaute. Als er vor ihr stand, zitterten seine Hände genauso stark wie ihre. Besteht die Möglichkeit, dass sie einen Mann, der so aussieht wie ich, lieben kann? Einen Mann, der ihr so wenig bieten kann? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Wieder beherrschte diese leidenschaftliche Bitte sein ganzes Denken.
Gott, mach, dass sie mich immer noch will.
Als er nur noch wenige Zentimeter vor
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