Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
die Stirn. „Mrs Jennings, dieses Gespräch ist von persönlicher Natur. Vielleicht kann dieser Mann draußen warten.“
Larson ärgerte sich über Kohlmans Tonfall. „Mein Name ist Jacob Brantley, und Mrs Jennings möchte, dass ich bleibe.“
Er hätte nicht erwartet, dass er so stark auf Kohlman reagieren würde, da seit ihrer letzten Begegnung so viel Zeit vergangen war. Larson wusste, dass dieser Mann sich in erster Linie um seine Bank kümmerte, aber aus irgendeinem Grund regte sich eine starke Abneigung in Larson, wenn er daran dachte, dass Kohlman sein Land versteigern ließ. Er warf einen Blick auf die Uhr an der Wand. Morgen um diese Zeit wurde das Land, für das er und Kathryn in den letzten zehn Jahren so schwer gearbeitet hatten, an den Höchstbietenden versteigert. Und irgendwann in den letzten Monaten hatte Kohlman die Papiere unterzeichnet, die das in die Wege geleitet hatten.
Larson führte Kathryn zu einem der zwei Stühle, die vor Kohlmans Schreibtisch standen. Kathryn drehte sich um. Seine Augen folgten ihrem Blick zu einem Mann, der aus dem Fenster schaute. Der Mann trug einen maßgeschneiderten, grauen Anzug und erinnerte Larson, wenigstens von hinten, an die Geschäftsleute, die er vor Jahren im Osten gesehen hatte.
„Wie Sie wünschen. Dann können wir anfangen“, schnaubte Kohlman mit unübersehbarem Missfallen. „Mrs Jennings, wenn Sie sich bitte setzen würden. Mr Childers, wenn Sie bitte zu uns treten würden.“
Der Mann am Fenster drehte sich um, und Kathryn entfuhr ein überraschter Aufschrei. „Mr Childers!“
Sie stand auf und eilte zu ihm. Er umarmte sie wie eine Tochter. Larson beobachtete diese Szene. Er erinnerte sich nicht, diesen Mann je gesehen zu haben. Aber als er Childers genauer ansah, erinnerte er ihn irgendwie an William Cummings, Kathryns Vater.
„Kathryn, Kind.“ Mr Childers’ Lächeln war sanft und freundlich. „Nun, wie ich sehe, bist du kein Kind mehr.“
Kathryn umarmte ihn wieder und trat dann zurück. „Was führt Sie den weiten Weg aus Boston hierher?“
„Du, meine Liebe. Du führst mich hierher.“ Sein Lächeln verblasste, und Traurigkeit lag in den feinen Falten, die sein Gesicht durchzogen. „Dein Vater hat mich geschickt.“
Kathryns Gesicht verriet gleichzeitig Freude und Schreck. Larson trat einen Schritt vor und konnte sich nicht vorstellen, dass Cummings sich nach so vielen Jahren endlich entschieden haben sollte, eine Beziehung zu seiner Tochter aufbauen zu wollen.
Man stellte sich einander vor. Larson schüttelte Childers die Hand, und dann führte Childers Kathryn zu ihrem Stuhl zurück und nahm ihr gegenüber Platz.
„Wie geht es Vater? Ich habe ihm vor einem Monat geschrieben, da ich dachte, dass er mich vielleicht wiedersehen möchte, jetzt, da …“
Larsons Kehle zog sich zusammen, als Kathryn ihren Satz nicht beendete. Jetzt, da sie allein und schwanger ist und ihr Mann, mit dem er nie einverstanden war, tot ist. Sie hatte einen hohen Preis dafür bezahlt, dass sie ihn geheiratet hatte. Sie hatte so vieles zurückgelassen, um seinem Traum zu folgen. Einem Traum, der jetzt in Scherben lag.
„Dein Brief an deinen Vater ist, ehrlich gesagt, der Anlass für meinen Besuch.“ Childers seufzte schwer. „Als wir deinen Brief erhielten, habe ich sofort Kontakt zur Bank hier in Willow Springs aufgenommen, und ein Angestellter war so freundlich, mir zu bestätigen, dass du wirklich noch hier lebst. Ich kam heute Morgen mit der Postkutsche an und ging direkt hierher zur Bank, wo Mr Kohlman so freundlich war, nach dir zu schicken.“
Childers schaute Kohlman an, der hinter seinem Schreibtisch saß und die Hände auf seinem dicken Bauch gefaltet hatte. „Danke, dass wir Ihr Privatbüro benutzen dürfen, Mr Kohlman. Wie Sie schon sagten, ist dieses Gespräch von vertraulicher Natur, und ich danke Ihnen dafür, dass vom Inhalt dieses Gesprächs außer den Anwesenden niemand etwas erfährt.“ Er wandte sich wieder an Kathryn. „Dein Vater hat dir einen Brief geschrieben, Kathryn. Ich weiß, dass er ihn dir gern selbst überbracht hätte.“
„Lebt Vater noch in Boston? Geht es ihm gut?“
Childers’ nahm Kathryns Hände liebevoll in die seinen und schüttelte den Kopf. In diesem Moment wusste Larson, was der Grund für Childers Besuch war.
„Dein Vater starb im letzten Dezember, Kathryn. Die Ärzte sagen, er hatte ein schwaches Herz. Er war nicht lange krank.“
Larson sah, wie der Schock Kathryns Körper erfasste, und
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