Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Aber einige der Pflanzen, die hier draußen wachsen, hatte ich nie zuvor gesehen. Sie sind anders als die Pflanzen im Süden. Der Doc zeigte mir, wie man sie mischt, genauso wie meine Großmutter das getan hatte.“ Seine Mundwinkel zogen sich leicht nach oben. „Das wurde also meine Arbeit. Und das war eindeutig besser, als Baumwolle zu pflücken und einen Pflug zu ziehen.
Die Menschen kamen seit Jahren in seine Praxis. Er kümmerte sich um sie. Er schickte mich los, um den Familien außerhalb der Stadt ihre Medikamente zu bringen, wenn er nicht selbst zu ihnen gehen konnte. Der Doc hat mich gut behandelt. Er war mein Freund. Von ihm lernte ich lesen und schreiben und wie man richtig mit den Leuten in der Stadt spricht.“ Der tiefe Klang von Isaiahs Stimme unterstrich die Stille. „Ich schaute ihm zu und lernte von ihm, und aus irgendeinem Grund kamen die Leute auch dann noch in die Praxis, als Doc Lewis gestorben war. Ich hörte ihnen zu, wenn sie beschrieben, wo sie Schmerzen hatten, und mischte dann das Mittel zusammen, das der Doc ihnen gegeben hätte.“
Larson sah, wie ein Lächeln über Isaiahs Gesicht zog und dann langsam verschwand.
„Eines Tages wurden zwei Familien, die neu in der Stadt waren, krank. Die anderen Leute fanden heraus, dass sie bei mir gewesen waren, und glaubten, ich sei der Grund, warum es ihnen schlecht ging. Sie glaubten, ich hätte sie vergiftet.“ Seine gedämpfte Stimme verriet seine aufgewühlten Gefühle. „Einige Männer der Stadt … besuchten mich eines Nachts. Als ich wieder aufwachte, lag ich im Schmutz. Ich war nackt und hatte eine Schlinge um den Hals. Zuerst dachte ich, sie hätten einen Ast genommen, der nicht stark genug war.“ Er schüttelte den Kopf. „Aber dieser Ast sah aus, als wäre er abgesägt worden.“
Larson bemerkte, dass die Hüttentür langsam aufging. Abbys schattenhafte Silhouette rührte sich nicht.
„Die Familien starben. Alle bis auf eine Frau. Ich weiß das, denn sobald ich konnte, holte ich Medikamente aus der Praxis und ging nachts zu ihren Häusern. Als ich dort ankam, fand ich die Frau, die kaum noch lebte.“ Isaiah schüttelte den Kopf. Das Dämmerlicht des frühen Morgens verlieh seiner dunklen Hautfarbe einen bronzenen Glanz. „Niemand war bei ihr. Keine Menschenseele. Sie war an Cholera erkrankt. Die Krankheit zog durch die Stadt und forderte viele Menschenleben.“
Larsons Blick wanderte von Isaiah zu Abby, die im Türrahmen stand. Ihr liefen stumme Tränen über die Wangen.
Isaiah seufzte. „Ich wusste nicht, ob ich ihr helfen könnte, aber ich wusste, dass ich sie nicht einfach sterben lassen wollte. Und mir war klar, dass diese Männer, falls sie mich noch einmal fänden, mich ganz sicher hängen würden. Deshalb nahm ich die Frau mit und ging zu einer alten Hütte in der Nähe einer Bergwerksstadt, die der Doc und ich einmal gefunden hatten, als wir unterwegs gewesen waren. Dank Gottes großer Barmherzigkeit wurde die Frau gesund. Schließlich brachte ich sie nach Hause zurück.“
„Aber ich wollte nicht dort bleiben“, flüsterte Abby, die jetzt die Tür ganz aufmachte. Sie ging zu Isaiah und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Er hob eine Hand und legte sie auf ihre. „Ich hatte mein Zuhause bereits gefunden.“
Larson schaute die beiden stumm an. Auf Abbys kleiner weißer Hand lag Isaiahs große schwarze Hand. Sie waren ein völlig ungleiches Paar, und sie hatten gegen so viele Widerstände kämpfen müssen. Seine Kehle zog sich zusammen, als er sah, welche tiefe Liebe zwischen ihnen bestand. Wenn die beiden ihn nicht schon so gut gekannt hätten, hätte er sich vielleicht unbehaglich dabei gefühlt, sie in einem so zärtlichen Moment zu beobachten.
Aber er konnte an nichts anderes denken als an Kathryn und fragte sich, ob sie ihn je mit einer solchen Intensität lieben könnte. Noch wichtiger jedoch war die Frage, ob er je ein Mann werden konnte, der eine solche Liebe verdiente.
Kapitel 7
K athryn spähte durch das Fenster der Blockhütte auf den eindrucksvoll aussehenden Mann, der auf der anderen Seite der Tür stand. Sein Kopf war mindestens eine Handbreit höher als der Türrahmen und sein kräftiger Körperbau wirkte einschüchternd.
Er klopfte wieder und sie zuckte zusammen. Was konnte dieser Mann wollen? Und das so früh am Morgen. Die Sonne war noch gar nicht richtig aufgegangen. Fast ohne zu denken, legte sie eine Hand über ihren immer noch flachen Bauch, um das Kind in sich zu beschützen. Herr,
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