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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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legte und sie sich voneinander verabschiedeten, hatte seine Weisheit in Larson tiefe Wurzeln geschlagen.
    „Du wurdest diesen Weg mit einer bestimmten Absicht geführt, Larson. Diesen Weg hättest du dir selbst nicht ausgesucht. Das weiß ich.“ Sein Lachen vermischte sich mit einem Seufzen. „Ich hätte mir das meiste von dem, was in meinem Leben passiert ist, auch nicht ausgesucht. Aber ich habe gelernt, darauf zu vertrauen, dass mein Herr Jesus von dort, wo er ist, alles besser sehen kann, als ich es von hier aus sehe … so schwer es mir manchmal immer noch fällt.“
    Isaiah zog Larson in seine Arme. Larson erwiderte die Umarmung herzlich und konnte sich ein Lächeln darüber, wie unwohl er sich früher dabei gefühlt hätte, einen Mann zu umarmen, nicht verkneifen. Vor Rührung war seine Kehle wie zugeschnürt.
    Vom Stand der Nachmittagssonne her schloss Larson, dass ihm noch drei Stunden Tageslicht blieben. Er und Isaiah hatten gestern ungefähr vier Meilen zurückgelegt, und heute müsste er an seine körperlichen Grenzen gehen, um drei Meilen zu schaffen. Er kam nur mühsam und langsam voran, und es verletzte seinen Stolz, als er sich daran erinnerte, dass er früher über zwanzig Meilen am Tag gelaufen war, ohne besonders müde zu werden. Er beugte sich nach unten und massierte sein rechtes Bein. Es tat ihm zwar weh, aber er wollte unbedingt noch eine gute Wegstrecke zurücklegen.
    Kurz vor Einbruch der Nacht blieb er stehen. Sein Bein pochte vor Schmerzen. Er schob den Rucksack von seinen Schultern und sank zu Boden. Nach einem schnellen Essen, das aus Abbys Keksen und Dörrfleisch bestand, füllte er seine Wasserflasche an einem Bach auf, der aufgrund der Frühjahrsschmelze rauschend den Berg hinabströmte. Isaiah hatte ihm erklärt, dass dieser Wasserlauf den See vor ihrer Hütte speiste und dann bis in die tiefer gelegenen Städte am Fuß der Rocky Mountains lief. Larson tauchte seinen Finger kurz in das eisige Wasser und sah zu, wie es flussabwärts floss. Er fragte sich, ob dieses Wasser auch den Fountain Creek hinter seiner Blockhütte speiste.
    Er hob die Flasche, trank einen kräftigen Schluck von seinem Gänsewein und erinnerte sich an den Tag, an dem er dieses Wort das erste Mal gegenüber Kathryn verwendet hatte.
    „Wie nennst du das?“ , hatte sie grinsend gefragt.
    „Gänsewein.“ Er hatte eine feuchte Strähne ihrer blonden Haare von ihrer Schulter geschoben und ihr ungläubiges Grinsen genossen. „Es fließt aus den Bergen, frisch aus dem Herzen der Erde und ist kristallklar.“ Sie hatte diesen Begriff seitdem oft verwendet.
    Larson ging zu der Stelle zurück, an der er seinen Rucksack gelassen hatte, und zog die eingewickelte Medizinflasche aus der Seitentasche. Er zog seine Hose und seine lange Unterhose aus und rieb die dunkelbraune Mischung auf seine schmerzenden Muskeln. Die empfindliche, gerötete Haut wölbte und runzelte sich unter seinen Fingern. Er verzog schmerzlich das Gesicht und wünschte sich wieder Abbys heilende sanfte Berührung und die Gespräche mit Isaiah.
    Er zog sich wieder an, rollte sein Schlafzeug aus und legte sich hin. Er hätte gern weiter in der Bibel gelesen, die Isaiah und Abby ihm gegeben hatten, aber das Licht wurde schwächer, und er rührte die Zündhölzer in seinem Rucksack nicht an. Die Kälte des Bodens drang bis zu seinen Knochen durch, aber er achtete nicht darauf.
    Stattdessen dachte er zum ersten Mal darüber nach, wie Kathryn wohl als ältere Frau aussehen würde, eine Frau in Abbys Alter. Als Abby ihn eines Nachmittags versorgt hatte, hatte er ihre Gesichtszüge eingehend betrachtet und war schnell zu dem Schluss gekommen, dass sie in jüngeren Jahren eine Schönheit gewesen sein musste. Abby besaß immer noch viel Anmut, aber ihre Schönheit kam jetzt mehr von innen.
    Er schloss die Augen, und Kathryns Gesicht tauchte vor ihm auf. Ihre warmen, braunen Augen und ihre honigfarbenen Haare, ihre seidene Haut. Er schätzte ihre äußere Schönheit schon lange, aber er vermutete, dass Kathryns Schönheit eines Tages auch eine solche Tiefe annehmen würde wie Abbys, und bei diesem Gedanken wurde ihm warm ums Herz. Er sehnte sich nach Kathryn mit jeder Faser seines Körpers.
    Hoffnung keimte in ihm auf, dass er eines Tages eine so innige Beziehung mit Kathryn führen würde, wie es Isaiah und Abby taten. Wenn Kathryn nur an seinem Äußeren vorbeischauen könnte, auf das, was darunterlag!
    Er drehte sich langsam auf den Rücken, um den

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