Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
mir, Annabelle, aber genau so habe ich dich gesehen, bis Gott mir die Augen geöffnet hat.“
Ein Lächeln spielte um Annabelles Mund. „Du bist ehrlich. Das ist für den Anfang schon eine ganze Menge.“ Ihr Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Ich denke, wir könnten richtig gute Freundinnen werden, Kathryn Jennings.“
Kathryn lachte überrascht. Dann stellte sie ihre Säcke ab und umarmte Annabelle. Der Samen der Freundschaft war aufgegangen.
Am nächsten Morgen beeilte sich Kathryn, um mit ihrer Arbeit in der Herrenschneiderei fertig zu werden. Sie schaute auf die Uhr und wusste, dass Myrtle sie bald erwarten würde. Sie hatte noch eine letzte Anprobe und der Kunde wartete im Hinterzimmer. Sie blieb an der Tür stehen, um kurz durchzuatmen.
Ein scharfer Schmerz durchbohrte ihren Unterleib, und sie klammerte sich an den Türrahmen. Annabelle hatte gesagt, dass sie bald die Bewegungen des Babys spüren würde … leichte, angenehme Bewegungen. Aber die Schmerzen, die sie jetzt hatte, passten nicht im Geringsten zu dieser Beschreibung. Sie vergingen jedoch bald, und Kathryn beruhigte sich wieder.
Sie holte tief Luft, dann öffnete sie die Tür und trat ein. Ihre Kehle schnürte sich zusammen.
„Mrs Jennings, was für eine angenehme Überraschung.“ Donlyn MacGregor durchquerte den Raum und blieb vor ihr stehen. Er ergriff ihre Hand und drückte leicht die Lippen auf ihre Haut. „Ich habe gehört, dass Sie in die Stadt gezogen sind. Obwohl ich sagen muss, dass es mich betrübt hat, unter welchen Umständen dies geschah. Es tut mir leid um Ihr Vieh und dass Sie Ihre Ranch verlieren.“ Seine dunkle Stirn zog sich in Falten. „Wenn ich darf, würde ich gern …“
„Danke, Mr MacGregor.“ Kathryn hatte genug gehört. „Aber ich habe sie noch nicht verloren. Ich arbeite noch …“ Doch dann fiel ihr ein, dass Matthew Taylor gesagt hatte, dass MacGregor das ganze Land aufkaufte, und sie brach mitten im Satz ab. „Ich arbeite noch an einer Lösung.“
Etwas, das vage Ähnlichkeit mit Mitgefühl hatte, trat in seine grauen Augen, die perfekt zu dem Stoff des modischen Jacketts und der Hose passten, die er trug. „Dann bitte ich vielmals um Entschuldigung, Mrs Jennings. Ich habe mich geirrt. Ich hatte den Eindruck, Sie hätten alles von Ihrer Ranch verkauft.“
Sie wies ihn an, wo er sich hinstellen sollte, und zog das Nadelkissen aus ihrer Schürze. Donlyn MacGregor setzte eine gespielt besorgte Miene auf, als er die Nadeln in ihrer Hand sah. Normalerweise hätte Kathryn vielleicht gelächelt, aber nicht unter diesen Umständen.
„Ich habe alles, was zum Ranchbetrieb gehörte, verkauft, Mr MacGregor, aber ich habe die Absicht, das Land und das Haus zu behalten. Jetzt drehen Sie sich bitte zur Seite.“ Als sie die Jacke in Augenschein nahm, fand sie schnell heraus, wo der Schneider einen Fehler gemacht hatte. Es war ein Fehler, der einem leicht unterlaufen konnte. Er hatte einfach MacGregors schlanke Taille nicht genug berücksichtigt. Die Seitensäume der Jacke und der Bund der Hose waren beide zu großzügig angelegt.
Da sie so nahe vor ihm stand, konnte Kathryn den würzigen Geruch seines Rasierwassers riechen. „Bitte knöpfen Sie die Jacke zu.“
„Wie Sie wünschen, gnädige Frau“, versuchte er es mit Humor.
„Strecken Sie bitte die Arme aus“, sprach sie weiter, ohne auf seine Bemerkung einzugehen. Sie zog Nadeln aus dem Kissen und hielt sie zwischen ihren Lippen fest. Kathryn stand vor ihm und steckte den Stoff an beiden Seitensäumen der Jacke fest. „Wie fühlt sich das an?“
„Das fühlt sich … perfekt an.“
Kathryn hörte den Spott in seiner Stimme und fühlte, dass er sie nicht aus den Augen ließ. Matthew Taylor hatte nichts erwähnt, aber plötzlich fragte sie sich, ob MacGregor eine Frau hatte, die zu Hause auf ihn wartete. Ungeachtet dessen bezweifelte sie stark, dass einen Mann wie ihn eine Ehe hindern könnte, mit anderen Frauen zu flirten.
Aus einer Laune heraus beschloss sie, ihm auf den Zahn zu fühlen.
„Jetzt lassen Sie die Arme leicht sinken“, sagte sie mit den Nadeln, die sie zwischen den Zähnen festhielt. Sie wusste aus ihren früheren Begegnungen mit ihm, dass er seine Anzüge eng sitzend trug. „Vielleicht wollen Sie, dass Ihre Frau das sieht, bevor wir es endgültig ändern?“ Sie war froh, dass die Frage ruhiger klang, als ihr zumute war.
Als er nicht sofort antwortete, steckte Kathryn die Änderungen mit einer letzten Nadel fest und richtete
Weitere Kostenlose Bücher