Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
sich dann auf. Sein Gesichtsausdruck ließ sie erstarren. Sie trat einen halben Schritt zurück.
Seine Augen sahen sie einen Moment lang scharf und durchdringend an und wandten sich dann abrupt von ihr ab. Sie hatte den untrüglichen Eindruck, dass sie sich auf verbotenes Terrain vorgewagt hatte. Wenn Kathryn es nicht besser gewusst hätte, hätte sie aus der Art, wie er an seinem Jackenärmel zupfte und ihren Blick vermied, gefolgert, dass er sich nicht wohlfühlte. Aber dieser Eindruck trog bestimmt. Der Mann war glattzüngig und durchtrieben.
Er drehte sich wieder zum Spiegel herum, betrachtete den Anzug und zupfte leicht an jedem Ärmel. „Das wird bestimmt perfekt werden. Danke, Mrs Jennings.“ Ein leichter Unterton lag in seiner Stimme, als er ihren Namen aussprach, und Kathryn konnte das Gefühl nicht von sich abschütteln, dass er sie irgendwie zurechtwies.
Eilig markierte sie die Linien der verjüngten Säume mit einer Nadelreihe und tat das Gleiche bei der Hose. „Der Anzug ist nächste Woche fertig.“ Sie schloss die Tür, damit er sich umziehen konnte.
Sie räumte ihre Sachen weg, verließ den Laden und war schon auf halbem Weg zu Myrtles Restaurant, als sie eine Berührung auf ihrem Arm fühlte.
„Mrs Jennings.“
Sie drehte sich um. Als sie ihn sah, beschleunigte sie ihre Schritte.
MacGregor hielt neben ihr Schritt. „Mrs Jennings, bitte … nur einen Moment.“
„Ich komme zu spät zur Arbeit, Mr MacGregor.“
„Aber Sie kommen doch gerade aus der Arbeit.“
„Brauchen Sie noch etwas?“
Dieses Mal lächelte er und seine Augen funkelten. Offensichtlich hatte er sich von dem, was ihn vorher gestört hatte, erholt. Sie ging schneller, hörte aber sein leises Lachen hinter ihr.
„Nein, Mrs Jennings. Bitte, ich habe nur eine Frage an Sie. Eine Art Vorschlag. Nichts Unehrenhaftes“, fügte er schnell hinzu. „Es geht darum, dass ich Ihnen helfen will, die Ranch zu behalten.“
Ihre Schritte wurden langsamer, aber gleichzeitig zog sie einen Schutzwall um sich hoch. „Sie wollen mir helfen, meine Ranch zu behalten.“
„Ja und nein. Ich bin Geschäftsmann, Mrs Jennings. Kein Philanthrop. Ich will eine Gegenleistung für meine Investition.“
Sie blieb stehen und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Das hätte sie kommen sehen müssen.
Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Das hatte ich nicht gemeint, Mädchen. Obwohl ich immer bereit bin, darüber zu verhandeln.“
Eines musste sie ihm lassen: Dieser Mann besaß Charme. Aber bei Weitem nicht so viel, dass er sie reizen könnte. Oder ihr Vertrauen gewinnen könnte. „Guten Tag, Mr MacGregor.“
„Wollen Sie sich meinen Vorschlag nicht wenigstens anhören?“, rief er ihr nach.
Kathryn ging weiter, obwohl sie spürte, dass er sie nicht aus den Augen ließ. Das Klingeln der Glocke, als sie Myrtles Restaurant betrat, klang wie süßes Siegesgeläut. Sie hängte ihren Mantel auf und trat an den Rand des vorderen Fensters. MacGregor stand immer noch dort, wo sie ihn stehen gelassen hatte. Gedankenverloren legte sie ihre Hand auf den Bauch und dachte an das Kind, das unter ihrem Herzen heranwuchs.
Alles, was sie über diesen Mann wusste, war nicht dazu angetan, ihm zu vertrauen. Aber Gott stehe ihr bei, sie wollte die Ranch so verzweifelt behalten, den letzten Rest von Larson und dem Leben, das sie miteinander geführt hatten! Sie wollte die Ranch als Vermächtnis für ihr geliebtes Kind erhalten, sodass sie für einen Moment tatsächlich daran dachte, Mac Gregor nach seinem Angebot zu fragen.
An diesem Abend schob Kathryn ihren Schlüssel in das Schloss der Hintertür zur Herrenschneiderei, als jemand sie sachte an der Schulter berührte. Sie wäre vor Schreck fast aus der Haut gefahren.
In dem kurzen Moment, den sie brauchte, um sich umzudrehen, stellte sie sich vor, es wäre Larson, und eine Flut von Gedanken und Erinnerungen erfüllte diesen hoffnungsvollen Moment. Warum hatte sie nicht daran gedacht, ihm eine Nachricht in der Hütte zu hinterlassen? Er hatte sie wahrscheinlich tagelang gesucht, und wie sollte er auf die Idee kommen, sie ausgerechnet hier zu suchen? Dann malte sie sich aus, dass sie ihm erzählen wollte, dass sie endlich ein …
Im schwachen Schein des Halbmondes erkannte Kathryn die Silhouette, die vor ihr stand, und der Hoffnungsfunke in ihrer Brust erlosch.
„Betsy hat mich geschickt, um mehr Whiskey zu holen. Deshalb dachte ich, ich laufe schnell zu dir und schaue, ob du schon zu Hause bist. Hast
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