Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
Kathryn das können?
Er blieb stehen, schloss kurz die Augen und wünschte, er könnte die einfachen Worte von Isaiahs Gebeten nachsprechen. Er fühlte sich sehr verwundbar. Alle seine Bitten traten in den Hintergrund bis auf eine.
Gott, schenke, dass sie mich immer noch will.
Er ging weiter zur Hütte und seine Augen wanderten zum rauchlosen Kamin hinauf. Ein leichter Nieselregen fiel durch die kräftige Blautanne, die er in ihrem ersten Frühling hier gepflanzt hatte. Die Erinnerung an diesen Tag gab ihm Hoffnung. Larson zog seine Strickmütze tiefer über seinen Kopf und stellte seinen Jackenkragen hoch, sodass er bis zu seinem spärlichen Bart reichte. Zum Teil tat er das, um die immer noch sehr empfindliche Haut an seinem Hals vor der Kälte und Feuchtigkeit zu schützen, aber hauptsächlich, um ihren ersten Schock ein wenig abzumildern.
Vorsichtig schob er die Hüttentür auf und trat ein. „Kathryn?“
Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Verlassen. Leer. Staub lag auf den Holzdielen. In der hinteren Ecke hörte er ein eilig kratzendes Geräusch. Die Tür zum Schlafzimmer war zu. Er durchquerte den Raum und öffnete sie. Bis auf ihr Ehebett war das Zimmer leer. Bilder von seiner letzten Nacht mit Kathryn in diesem Raum schossen ihm durch den Kopf. Angst und Besorgnis drehten ihm fast den Magen um.
Er verließ die Blockhütte und sah im Stall nach. Er war leer. Er rief ihren Namen, aber seine Stimme verlor sich im Wind, der zwischen den Bäumen wehte. Schwer atmend schwang er sich, ohne auf seine Schmerzen zu achten, wieder in den Sattel.
Am späten Nachmittag schmerzte Larsons erschöpfter Körper von dem anstrengenden Ritt zurück nach Willow Springs und der ungewohnten Überlastung. Falls ihm irgendjemand sagen könnte, was aus Kathryn geworden war, wäre das Jake Sampson im Mietstall. Er hatte seit Jahren mit ihm zu tun, und Jake wusste über die ganze Stadt Bescheid, egal ob ihn die Angelegenheiten der Leute etwas angingen oder nicht.
Die Stalltüren standen offen. Larson ging hinein und erblickte Sampson, der bei der Schmiede über einem Amboss gebeugt war und rot glühendes Eisen beschlug. Larson blieb abrupt stehen.
Er beobachtete den Rhythmus von Jakes Körper bei der Arbeit, die Muskeln, die sich anspannten und an seinem Oberarm hervortraten, während er den Hammer mit geübtem Geschick nach unten brachte. Larson konnte ihn nur anstarren. Ein unversehrter Körper, gesund und ohne Narben, war ein Meisterwerk. Das hatte er bis jetzt, da es zu spät war, nie wirklich geschätzt.
Er trat einen Schritt vor. „Jake?“
Jake drehte nicht den Kopf. Larson ging einen Schritt weiter, rief wieder und winkte dieses Mal.
Jake hob leicht den Kopf. Er begrüßte ihn mit einem Kopfnicken. „Ich bin hier gleich fertig. Dann bin ich für Sie da, Sir.“
„Jake?“, wiederholte Larson.
Jake blickte wieder auf und unterbrach seine Arbeit. Mit dem Hammer in der Hand ging er einen Schritt durch den Rauch, der ihn einhüllte, und trat ins Sonnenlicht hinaus. „Haben Sie ein Pferd, für das Sie einen Platz zum Unterstellen brauchen, während Sie in der Stadt sind, Mister? Ich verlange fünfzig Cent pro …“ Sein Blick fiel auf Larsons Gesicht und sein Lächeln erstarb. Er wandte sich ab, aber nicht schnell genug, um seine verzogene Miene zu verbergen.
Die Abscheu, die Larson in Jakes Augen sah, löste einen unerträglichen Schmerz in seinem Herzen aus. Er konnte es nicht glauben. Er senkte das Gesicht, trat einen Schritt zurück in den Schatten und kämpfte darum, die Haltung zu bewahren. Jake hatte ihn nicht einmal erkannt. Wie war das möglich? War er jetzt ein so anderer Mann? Ein Gedanke durchbohrte ihn. Wenn Jake ihn so anschaute, wie würde Kathryn ihn dann sehen? Von dem Mann, der er gewesen war, war doch sicher genug übrig, um Jakes Erinnerungen zu wecken. Er wollte sich am liebsten umdrehen und weggehen, aber er dachte an Kathryn und wusste, dass er sie finden musste.
Larson nahm seinen letzten Mut zusammen, trat vor und schaute Jake Sampson direkt in die Augen.
Jake wischte seine Hände an einem schmutzigen Tuch ab, hielt aber das Gesicht nach unten, als wäre er fest entschlossen, ihn nicht wieder anzuschauen. „Was genau brauchen Sie, Sir? Ich helfe Ihnen gern, wenn ich kann.“
Larson gab keine Antwort. Stattdessen wünschte er sich mit aller Kraft, dass sein alter Freund ihn anschaute und ihn erkennen würde.
Als Jake endlich wieder aufblickte, war seine Miene eine
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