Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
betagte Stute leisten können und hatte sogar noch ein paar Dollar übrig. Er beugte sich vor und fuhr mit seiner Hand, die in einem Handschuh steckte, über ihr mattes Fell und war dankbar für jede mühsame Meile, die sie ihm das Laufen erspart hatte. Dann dankte er Gott im Himmel wieder dafür, dass er ihm Isaiah und Abby geschenkt hatte.
Er zog vorsichtig die Lederhandschuhe aus und betrachtete seine entstellten Hände. Er beugte vorsichtig die Finger und verzog bei dem unangenehmen Gefühl, das in seinen rechten Arm schoss, das Gesicht. Die Haut war fast verheilt, aber sie spannte sich schmerzhaft über seinem Handrücken. Ähnlich wie über seinen halben Körper. Er hatte dem Tod zwar den Sieg verwehrt, aber in diesem Kampf hatte er bleibende Narben zurückbehalten.
Eine starke Angst ergriff ihn: Wie würde Kathryn reagieren, wenn sie ihn das erste Mal so sah? Er zog die Handschuhe wieder an.
Seine Sehnsucht, sie zu sehen, und in den Armen zu halten, war mit jeder Meile stärker geworden. Aber mit seiner Vorfreude vermischte sich eine Vorahnung, die weit mehr nach Angst schmeckte als nach einer Feierstimmung. Er setzte sich auf dem Sattel zurecht und betrachtete den gewundenen Pfad vor sich, der ihn in den letzten fünf Monaten sowohl im Schlafen als auch im Wachen verfolgt und getröstet hatte.
Er hatte diesen Moment tausendmal durchlebt, und trotzdem jagte er ihm eine Gänsehaut über den Rücken.
Wenn er ihr vielleicht ein besserer Ehemann gewesen wäre, wenn er sie besser versorgt hätte, oder wenn er ihr das hätte geben können, was sie wirklich wollte, würde er vielleicht mit anderen Gefühlen heimkehren. Die Wahrheit über ihre Ehe konnte er genauso wenig leugnen wie die Narben, die seinen Körper entstellten. Die Schuld daran lag hauptsächlich bei ihm. Hatte Gott ihm diese Erkenntnis nicht in den letzten Monaten ins Herz geschrieben?
Nachdem er mehrere Stunden lang geritten war, schlug Larsons Herz höher, als er um die Biegung auf dem Weg bog und das bekannte Bild vor ihm auftauchte. Geschützt zwischen den Espen und den Weiden, an denen der Frühling neue Blätter sprießen ließ, im Schatten der majestätischen Berge, stand die Blockhütte, die immer sein Zuhause wäre.
Sein Magen zog sich erwartungsvoll zusammen, als er nach einer Bewegung bei der Hütte Ausschau hielt. Er hatte noch keine Spur von den Rindern gesehen, aber sie waren vielleicht schon durch den Pass zu den tiefer gelegenen Weiden getrieben worden. Er runzelte die Stirn, als er an Kathryns unbestelltem Garten vorbeiritt. Normalerweise hatte Kathryn den Garten um diese Jahreszeit schon auf die Gemüseaussaat vorbereitet. Sie war höchstwahrscheinlich durch die Rancharbeit überlastet. Dass er sie so schlecht versorgt hatte, verstärkte seine Schuldgefühle noch mehr.
Eine mögliche Erklärung, warum alles so vernachlässigt aussah, schoss ihm durch den Kopf. Seine Gefühle wehrten sich dagegen, aber eine schwere Last lag auf seiner Brust. Wenn Matthew Taylor und die Rancharbeiter die Ranch nicht hatten halten können? Wenn sie das Land, für das er so schwer gearbeitet hatte, verloren hatten? Aber als er sich an Taylors Können erinnerte, schwand Larsons Unbehagen wieder. Taylor war ein fleißiger Arbeiter und ein ehrlicher Mann. Er hätte Kathryn auf jede nur erdenkliche Weise geholfen, davon war Larson fest überzeugt. Taylor war ein Mann, dem er vertrauen konnte.
Während er näher heranritt, wehte ein leichter Wind vom Berg herab und pfiff durch die Zweige über seinem Kopf. Die Hüttentür ging knarrend auf. Sein Kopf fuhr in die Höhe. Ein Adrenalinstoß durchfuhr ihn.
„Kathryn?“, keuchte er heiser. Obwohl Abbys Tee Wunder gewirkt hatte, ähnelte seine Stimme einer Spieluhr, deren Inneres zerkratzt und verkohlt war. Dieser Vergleich zehrte stark an seinem Selbstvertrauen.
Er glitt von seinem Pferd und warf einen Blick hinter sich auf den Stall. Gespenstisch still.
Es dauerte eine Minute, bis er sein Gleichgewicht fand und in seinen Gliedmaßen wieder etwas fühlte. Sein rechtes Bein schmerzte, und er war versucht, nach seinem Stock zu greifen, der an seinen Sattel gebunden war. Doch er hielt inne, da er nicht wollte, dass Kathryns erster Eindruck von ihm der eines Krüppels wäre. Bei jedem mühsamen Schritt auf die Hütte zu kämpfte er gegen den Drang an, sich wie ein minderwertiger Mann zu fühlen. Würde er sich je wieder anschauen können, ohne zusammenzuzucken? Aber die wichtigere Frage war: Würde
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