Die Rückkehr des Fremden (German Edition)
abwehrend die Hand hoch. „Ich verstehe, was du meinst. Du musst die Gerüchte nicht wiederholen.“
„Du wohnst im Hinterzimmer einer Herrenschneiderei und schläfst auf einer Liege. Ich kann dir etwas Besseres bieten, Kathryn. Lass es mich versuchen.“
Als sie in Matthews warme, braune Augen sah und ihr vaterloses Kind fühlte, das sich in ihr bewegte, wäre es ein Leichtes gewesen, ihm eine Chance zu geben. Matthew war wirklich ein guter Mann. Dass Larson ihn über sechs Jahre lang beschäftigt hatte, bestätigte das. Sich Larsons Vertrauen zu verdienen war nicht leicht. „Ich schätze das, was du mir anbietest, sehr, Matthew, aber … ich fühle immer noch, dass Larson bei mir ist. Hier drinnen“, flüsterte sie und legte eine Hand auf ihr Herz und hoffte, er würde sie verstehen. „Es ist so, als wäre er nicht wirklich tot.“
„Aber er ist tot, Kathryn. Du hast seine Jacke in der Hand gehalten. Du hast seine Leiche gesehen. Und ich auch. Er kommt nicht zurück.“
Ihre Kehle schnürte sich zusammen. „Das weiß ich. Aber nur weil ich meinen Mann beerdigt habe, heißt das nicht, dass ich bereit wäre, das zu beerdigen, was uns miteinander verband, das Leben, das wir miteinander führten. Und ihn vollständig zu vergessen.“
„Ich bitte dich nicht, ihn zu vergessen. Ich bitte dich nur, dir zu überlegen, was das Beste für dich und für dein Kind ist. Einige Leute sagen …“
„Warum sollte mich interessieren, was Leute hinter meinem Rücken sagen? Wenn du ihre Gerüchte korrigieren würdest, statt dazu zu schweigen, würden sie vielleicht …“ Sie brach ab, als sie die Anschuldigung hörte, die sich in ihren Tonfall geschlichen hatte. „Oh, Matthew, es tut mir leid.“ Sie atmete aus. „So habe ich es nicht gemeint. Ich bin einfach noch nicht bereit für so etwas. Vielleicht bin ich das auch nie.“
Kathryn sah die Gefühle – die Liebe – in seinen Augen, aber sie konnte diese Liebe nicht erwidern. Wenigstens jetzt nicht. Sie sah auch etwas, das tiefer ging: eine Geduld, die verriet, dass er sie verstand. Er zog sie an sich. Kathryn wehrte sich nicht gegen seine Umarmung.
Wie konnten sich Matthew Taylors Arme so gut anfühlen, wenn sie immer noch ihren Mann liebte? Irgendwie kam es ihr wie Verrat an Larson vor.
„Wenn du dazu bereit bist“, flüsterte er an ihr Ohr, „bin ich da.“
Sie fühlte seinen Kuss auf ihrer Stirn und nickte, obwohl sie bezweifelte, dass sie je dazu bereit wäre.
Nachdem er Augenzeuge seiner eigenen Beerdigung gewesen war und gesehen hatte, wie seine Frau ihn auf eine Weise betrogen hatte, die er nie für möglich gehalten hätte, verbrachte Larson die nächsten zwei Wochen damit, sie zu suchen. Da er kein Geld hatte, um sich etwas zu essen zu kaufen, nahm er eine Arbeit auf einer kleinen Ranch am Stadtrand an, wo er die Ställe ausmistete. Es war eine Arbeit, bei der man nicht viel denken musste, was ihm ganz gelegen kam. Jeder seiner Gedanken kreiste ohnehin nur um eines: Kathryn zu finden.
Willow Springs war zwar nicht groß, aber er zögerte, viele Fragen zu stellen und dadurch zu viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sobald sie einen Blick in sein Gesicht warfen, reagierten die Leute entweder mit Ekel oder mit Schock und benahmen sich dann so, als wäre er nicht da. Jakes Reaktion schmerzte ihn immer noch, und die Erinnerung daran, wie vertraut Taylor mit Kathryn an jenem Nachmittag auf dem Friedhof umgegangen war, verstärkte seine Enttäuschung und seine Unsicherheit nur noch mehr.
Jedes Mal, wenn Larsons Gedanken zu dem Kind in Kathryns Bauch wanderten, mit dem er nichts zu tun hatte, schnürte sich seine Kehle zusammen. Wie hatte sie ihn so schnell vergessen können?
Trotzdem suchte er sie. Er war nie ein geduldiger Mensch gewesen, aber anscheinend musste er das jetzt lernen. Jeden Tag ging er, nachdem er mit seiner Arbeit auf Johnsons Ranch fertig war, durch die Straßen und Gassen der Stadt, beobachtete die Hotels und Pensionen und hoffte, sie zu sehen.
Eines Abends befand er sich müde von der Arbeit und mutlos von seiner erfolglosen Suche auf dem Rückweg zur Ranch. Auf der anderen Straßenseite klingelte eine Glocke und Larson schaute hinüber, um zu sehen, woher das Klingeln kam. Er erstarrte.
Es war dunkel, aber er erkannte sie sofort. Eine Mischung aus Sehnsucht und Bitterkeit durchströmte ihn. Er drückte sich in den Schatten des leeren Gehwegs.
Kathryn schloss die Restauranttür ab und überquerte dann die Straße. Sein Puls
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