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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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geht aufs Haus.“ Dann kicherte sie.
    Larson schaute in die Richtung, in die sie deutete. Ein großer, schlanker Mann, der am Serviertisch stand, nickte ihm zu. Larson bedankte sich mit einem Kopfnicken bei ihm und fragte sich, warum der Mann ihm so bekannt vorkam. Er sah ein bisschen so aus wie der verstorbene Präsident Lincoln, groß und drahtig, ein wenig jünger als Larson, mit einem Gesicht, das eine stille Stärke und Ruhe ausstrahlte. Dann begriff Larson, wo er ihn schon gesehen hatte. Bei seiner eigenen Beerdigung!
    „Ist dieser Mann der Pfarrer?“, fragte er das Mädchen.
    „Ja, Sir, und er ist mein Papa. Ich heiße Lilly“, verkündete sie mit strahlenden Augen. „Probieren Sie den Kaffee. Die Leute sagen, meine Mama macht den besten Kaffee in ganz Willow Springs.“
    Larson wollte gerade einen Schluck trinken, als ihm der unregelmäßige Gang des Kindes auffiel. Er schaute nach unten, wo ihr Baumwollkleid bis knapp über ihre Knöchel fiel. Die Sohle ihres rechten Stiefels war deutlich dicker als die linke. Wie hatte ihm das vorher entgehen können? Er trank einen Schluck Kaffee. Er war aromatisch und stark und tat seinem Hals gut.
    Als ihm plötzlich auffiel, dass er nicht mehr zugehört hatte, drehte er sich halb auf seinem Stuhl herum, um sich zu vergewissern, dass Kathryn immer noch hinter ihm saß. Die Stimmen der Frauen waren leiser geworden.
    „Ja, sehr gut gesagt, meine Liebe“, sagte die ältere Frau gerade. „Wir haben alle Umstände in unserem Leben, die wir gern ändern würden. Und ich muss sagen, wenn wir könnten, würden wir uns alle unsere Gegner lieber selbst aussuchen. Aber ich bezweifle, dass das viel ändern würde, denn am Ende lernen wir anscheinend alle die gleichen Lektionen.“
    Der Tonfall der älteren Frau war weicher und nachdenklicher geworden. Larson schalt sich im Stillen, dass er die andere Hälfte des Wortwechsels verpasst hatte.
    „Ich habe keine weiteren Fragen an Sie, meine Liebe. Mein Arbeitgeber hat Ihren Brief und Ihre Qualifikationen gelesen, und ich bin sicher, dass er meiner Entscheidung zustimmt.“
    Ein längeres Schweigen folgte. „Verstehe ich Sie richtig, Miss Maudelaine?“ Kathryns Stimme verriet ihre Überraschung. „Sie sagen also, dass ich die Stelle als Haushälterin habe?“
    Die ältere Frau lachte. „Ja, Sie haben die Stelle. Es sei denn, Sie möchten lieber die Stelle als Stallbursche haben, aber ich glaube kaum, dass das etwas für Sie ist … besonders nicht in Ihrem Zustand“, fügte sie leise hinzu.
    Larson hörte den sanften Tadel in der Stimme der Frau und begriff, dass Kathryn in ihrer Bewerbung ihren „Zustand“ offensichtlich nicht erwähnt hatte. Er lehnte sich weiter zurück und fragte sich, wie Kathryn darauf reagieren würde, dass sie bei einer Lüge ertappt worden war.
    „Danke, Miss Maudelaine. Entschuldigen Sie bitte, dass ich in meinem Brief an Sie nicht erwähnt habe, dass ich schwanger bin.“ Ihre Stimme klang zerknirscht. „Ich wollte nicht, dass das Ihre Entscheidung beeinflusst, aber ich hätte von Anfang an ehrlich zu Ihnen sein sollen. Es war falsch von mir, Ihnen diese Information vorzuenthalten. Wenn Sie Ihre Meinung ändern …“
    „Ich nehme Ihre Entschuldigung an, meine Liebe. Ich muss zugeben, dass ich ein wenig überrascht war, als ich Sie sah. Aber ich glaube, dass Sie fleißig sind und Ihre Arbeit gut machen. Ich habe bereits mit Ihren jetzigen Arbeitgebern gesprochen, und Sie haben nur höchstes Lob für Ihre Arbeit. Was die Betreuung des Kindes angeht, überlasse ich Ihnen, das zu regeln, wenn es so weit ist. Ich denke, Sie werden mir recht geben, dass Ihr Gehalt sehr großzügig ist und Ihnen die Möglichkeit bietet, jemanden zu bezahlen, falls Sie Hilfe bei der Betreuung brauchen. Schreiben Sie mir Ihre Adresse auf, und ich schicke jemanden, um Ihre Sachen abzuholen. Ich hätte es gern, wenn Sie noch in dieser Woche anfangen, falls das möglich ist.“
    Larson spürte Kathryns Zögern und konnte sich vorstellen, was sie dachte. Sie konnte dieser kultivierten Frau schlecht sagen, dass sie ihre neue Angestellte im Bordell der Stadt abholen sollte.
    „Ich kann am Montag anfangen“, sagte Kathryn schließlich. „Aber ich finde sicher allein zu Ihnen, wenn Sie mir den Weg beschreiben.“
    Wieder folgte eine Pause. „Mein Kind, Sie wissen wohl nicht, wo Casaroja ist?“
    Bei der Erwähnung dieses Namens zog sich Larsons Magen zusammen. Jeder Muskel in ihm spannte sich an. Nicht Casaroja. Herr,

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