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Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Die Rückkehr des Fremden (German Edition)

Titel: Die Rückkehr des Fremden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Alexander
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eine Arbeit? Sollen wir mit den Damen in der Kirche Quiltdecken nähen? Oder vielleicht stellt uns Mrs Hochstetler in ihrem Laden ein. Ich habe gehört, dass sie Personal suchen.“
    Kathryn lächelte über Annabelles komischen Tonfall. Dann seufzte sie und strich ihrer Freundin eine widerspenstige rote Strähne aus der Stirn. Dieses Gespräch hatten sie schon öfter gehabt. „Gott sieht dich ganz anders, Annabelle. Er hat dich nicht geschaffen, damit du so lebst, damit du diese Arbeit tust.“
    „Glaubst du, mir macht diese Arbeit Spaß?“ Annabelles Augen wurden für einen Moment hart. Dann schüttelte sie den Kopf. „Es tut mir leid, Kathryn. Ich weiß, dass du es gut meinst.“
    „Mir tut es auch leid. Ich wollte damit nicht sagen, dass du …“ Sie seufzte. „Ich wollte damit nur sagen: Ich habe dort, wo ich arbeite, freie Kost und Logis. Ich bekomme einen guten Lohn. Ich will dir das geben. Bitte nimm es.“
    Annabelle traten Tränen in die Augen. „Nimm es für das Land, das du nicht verlieren willst.“
    Diesen Gedanken hatte Kathryn auch schon gehabt. Aber sie hatte das Gefühl, dass Gott sie aufforderte, Annabelle das Geld zu geben, und sie konnte sein Wort nicht ignorieren, egal, wie hoch der Preis dafür war. „Wenn ich die Ranch verliere, dann nicht wegen dieser kleinen Summe. Ich werde versuchen, das Land zu behalten. Oder wenigstens den Hof und die Wasserrechte.“ Kathryn legte eine Hand auf ihren Bauch. „Aber selbst wenn das nicht gelingt, habe ich etwas viel Besseres, und dieses Geschenk werde ich nicht einmal gegen die schönste Ranch im ganzen Colorado-Territorium eintauschen.“
    Eine Träne lief über Annabelles Wange, aber sie wischte sie nicht weg.
    Kathryn wurde weich ums Herz, als sie das sah. „Du hast keine Ahnung, was du mir gegeben hast, nicht wahr?“ Sie schluckte und bemerkte, dass ihr Puls schneller schlug. „Ich spreche nicht viel über meinen verstorbenen Mann. Das liegt nicht daran, dass ich ihn nicht lieben und ihn nicht furchtbar vermissen würde. Ich liebe ihn und vermisse ihn, aber … aber wenn uns Menschen, die wir lieben, genommen werden, entsteht dadurch ein so tiefes, klaffendes Loch, dass man am liebsten überhaupt nicht daran denken möchte. Mein Mann war ein sehr liebevoller Mann.“
    „Ich nehme an, dass er auch gut aussah.“
    Kathryn dachte an Larson und nickte. Ihr Lächeln kostete sie viel Kraft. „Ja, er sah sehr gut aus. Er hatte die klarsten blauen Augen, die ich kenne. Seine Augen konnten einem bis auf den Grund der Seele sehen.“ Ihre Kehle zog sich zusammen. „Aber er hat als Kind viel durchgemacht. Er hat Schmerzen ertragen müssen, die ich nicht einmal ansatzweise verstehen konnte … bis Gabe mich damals zu dir brachte.“ Sie schaute zu Gabe hinaus, der schweigend beim Wagen stand. „Ich dachte, er hätte einen Fehler gemacht, als er mich dorthin brachte. Aber Gott hat seine Schritte gelenkt.“ Sie drückte Annabelle die Hand. „Du hast mir geholfen zu erkennen, wer Larson wirklich war. In meiner Ehe war ich so sehr damit beschäftigt, mir meinen Mann so zu wünschen, wie ich ihn gerne hätte, dass mir völlig entging, was für ein wunderbarer Mann er schon war. Er war genau der Mann, den Gott für mich bestimmt hatte.“
    „Larson“, flüsterte Annabelle. „Ich habe mich schon gefragt, wie er wohl hieß.“ Sie warf einen Blick zum Wagen, dann biss sie die Zähne zusammen und atmete zitternd aus. „Ich werde dich vermissen, Kathryn.“ Schluchzend wischte sich Annabelle mit dem Handrücken die Tränen weg, dann schaute sie Gabe an. „Aber der gute alte Gabe wird hierbleiben und auf mich aufpassen. Nicht wahr, Freund?“
    Kathryns Blick wanderte zu Gabes Gesicht, und ihr stockte der Atem. Die Liebe in seinen Augen – die absolute Reinheit und Intensität seiner Liebe – verschlug ihr die Sprache.
    „Gabe ist gestern Abend wieder genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht. Ich weiß nicht, wie du in dieses Zimmer kamst, aber danke. Dieser Mann hätte mich bestimmt getötet.“ Annabelle ging zu ihm und legte die Hand auf Gabes Arm.
    Seine große Hand legte sich auf ihre und bedeckte sie völlig.
    Kathryn trat einen Schritt vor und betrachtete die Blutergüsse auf Annabelles Gesicht und die blauen Flecken an ihrem Hals und ahnte bereits, welche Antwort sie auf ihre Frage bekommen würde. „Wer hat dir das angetan?“
    Annabelle zuckte die Achseln. „Das spielt jetzt keine Rolle mehr.“ Als sie Kathryns Miene sah, fügte sie

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