Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rueckkehr des Henry Smart

Die Rueckkehr des Henry Smart

Titel: Die Rueckkehr des Henry Smart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roddy Doyle
Vom Netzwerk:
unmittelbar daneben.
    – Ist ihm recht geschehen, ja?
    – Yeah, sagte ich. – Vermutlich.
    Er sah zu, wie ich das Bein anschnallte.
    – Das können wir machen, sagte er. – Wir können zeigen, wie er irgendwelche üblen Dinger dreht, für die er die Kugel verdient hat. Das ist machbar.
    Ich legte meine Decke zusammen und schob sie unter die Wand des Tipis.
    – Ich hab eine Altmännerblase, sagte ich. – Bin gleich wieder da.
    – Dann kannst diesmal ja du auf eine Leiche pinkeln.
    – Wenn ich eine sehe.
    – Da draußen gibt’s genug, sagte er.
    Ich ging nicht weit. Aber Ford war weg, als ich wiederkam. Die Sonne war aufgegangen und brannte, und der Boden sah aus, als wären die Pferde noch einmal kreuz und quer drübergetrabt.
    – Was für ein Datum haben wir? fragte ich einen Typen, der gerade vorbeikam.
    Ich hatte ihn schon mal gesehen, fiel mir ein, in der kleinen Studiowüste hatte er beim Dreh von
Fort Apache
einen Kaktus herumgetragen.
    – Datum?
    – Yeah.
    – Weiß nicht genau, sagte er. – Ey, Duke ...
    Ein großer Kerl ...
    Ich war auch groß, das begriff ich plötzlich. Ich straffte die Schultern und versuchte mir nicht einzugestehen, wie weh es tat.
    Der Große war offenbar ein Offizier. Sein Hut war anders, sein Schnurrbart gepflegt. Sie hatten ihn älter gemacht. Seine Haare waren nicht echt grau. Vielleicht war auch das Haar selbst nicht echt.
    – Was kann ich für Sie tun? fragte er.
    Er war ein Riese, aber nur zur Hälfte – ein großer Oberkörper, der auf den Beinen und dem Hintern von einem kleineren Mann balancierte.
    – Was für ein Datum haben wir? fragte der Kaktusbubi.
    – Herrje, sagte Duke. – So was brauch ich nicht zu wissen, dafür hab ich meine Leute.
    Ich sah zu, wie Duke über den Hund stieg.
    – Ist das Duke Wayne? fragte ich.
    Der Name war mir wieder eingefallen. Ford hatte ihn oft erwähnt.
    – Ist er, sagte der Kaktus.
    Ich sah zu, wie Wayne ein paar Stufen hochstieg. Ein bisschen Großtuerei war dabei, aber in diesem Augenblick wirkte er leicht und zielbewusst. In einer fliegenden Kolonne von 1920 hätte er sich gut gemacht.
    Jetzt sah ich einen Mann, den ich erkannte.
    – Wie geht’s, Gypo?
    Es war der Typ, den ich im
Informer
gesehen hatte. Gypo Nolan. Älter und breiter geworden, aber unverkennbar. Er war verkatert, noch halb benebelt. Er schaute mich an wie einer, der versucht, durch tiefes Wasser zu sehen.
    – Sag mal, was haben wir für ein Datum? fragte der Kaktus.
    – Verpiss dich, sagte Gypo.
    Das klang irisch, aber er tat nur so. So hatte er im
Informer
geredet. Er ging in einer Staubwolke die Stufen hoch. Wayne war sie hochgetänzelt, Gypo versuchte, sie in Grund und Boden zu trampeln. Er folgte Wayne durch eine offene Brettertür. Dahinter war nichts, nur wieder Wüste.
    – Wie heißt Gypo wirklich? fragte ich.
    – Vic, sagte der Kaktus. – Victor McLaglen.
    – Kein Ire.
    – Nein, sagte der Kaktus. – Aber er hält sich für einen. Pappy hat ihm gesagt, dass er einer ist, und Vic hat ihm das abgenommen. In Wirklichkeit ist er Engländer, glaube ich.
    Hinter mir hörte ich das Akkordeon. Durch den Staub lief ein magerer Junge, und vor ihm her ging Danny Borzage und spielte auf seiner Quetschkommode
The Streets of Laredo.
Ford kam durch die Tür, die in die Wüste führte, und es war, als hätte einer das Akkordeon totgeschossen und sofort wiederbelebt: Aus den
Streets of Laredo
wurde
Bringing in the Sheaves
. Danny ging auf seinen Chef zu. Ford blieb vor dem mageren Jungen stehen, schob ihm die Mütze ein paar Zoll nach oben, guckte sie an und ließ sie so. Die Stirn des Jungen war rot von der Sonne, so rot wie sein Haar.
    – Fertig? fragte Ford.
    – Ja, Onkel Jack, sagte der Junge.
    – Du kannst deinen Text?
    – Ja.
    – Recht so, sagte Ford.
    Das Akkordeon saugte den Staub an und brachte ihn in Form. Die rote Luft tanzte um Ford herum. Der Lärm, der plötzlich freie Raum vor der Kamera, das jähe weiße Licht, die Konzentration der nassen, schmutzigen Gesichter – alles war bereit für den Dreh und wartete nur noch auf Fords Kommando.
    Vor mir blieb er stehen.
    – Kopfschuss geht nicht, sagte er.
    – So war es aber.
    – Und wenn schon. Das ist eine Geschichte und nicht das Evangelium nach Lukas, Himmelnochmal.
    Dann brüllte er mir ins Gesicht:
    – Kommando zurück!
    Aber das galt nicht mir. Die Scheinwerfer gingen schlagartig aus, und hinter Mauern und Zäunen kamen Männer hervor, die sich da versteckt hatten.
    – Los,

Weitere Kostenlose Bücher