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Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Die Rückkehr des Sherlock Holmes

Titel: Die Rückkehr des Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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am Bordstein entlangscheuerte. Der Wagen, den ich gesehen hatte, hatte vor unserer Tür haltgemacht.
    »Was mag der nur wollen?« stieß ich hervor, als dem Wagen ein Mann entstieg.
    »Wollen! Der braucht uns. Mein armer Watson, wir werden Mäntel, Halsbinden und Galoschen und sämtliche anderen Hilfsmittel brauchen, die der Mensch je im Kampf gegen das Wetter erfunden hat. Warten Sie aber noch! Die Kutsche fahrt wieder ab! Es besteht noch Hoffnung. Er hätte sie warten lassen, wenn er uns hätte mitnehmen wollen. Laufen Sie hinunter, mein Lieber, und machen Sie die Tür auf, denn unsere tugendsamen Nachbarn sind alle schon längst im Bett.«
    Als das Licht der Flurlampe auf unseren mitternächtlichen Besucher fiel, hatte ich keine Schwierigkeiten, ihn zu erkennen. Es war der junge Stanley Hopkins, ein vielversprechender Polizist, an dessen Karriere Holmes schon mehrmals ein sehr handfestes Interesse gezeigt hatte.
    »Ist er da?« fragte er gespannt.
    »Kommen Sie nur, mein lieber Sir«, kam von oben Holmes’ Stimme. »Ich hoffe, Sie haben in einer Nacht wie dieser keinen Anschlag auf uns vor.«
    Der Polizist stieg die Treppe hoch, und unsere Lampe schimmerte auf seinem glänzenden Regenmantel. Ich half ihm heraus, während Holmes das Holz im Kamin auflodern ließ.
    »Nun, mein lieber Hopkins, kommen Sie näher und wärmen Sie Ihre Füße auf«, sagte er. »Hier haben Sie eine Zigarre, und unser Arzt verschreibt Ihnen heißes Wasser mit Zitrone – eine gute Medizin in einer Nacht wie dieser. Es muß etwas Wichtiges sein, das Sie in einem solchen Sturm nach draußen getrieben hat.«
    »In der Tat, Mr. Holmes. Ich hatte einen geschäftigen Nachmittag, kann ich Ihnen sagen. Haben Sie in den neuesten Zeitungen schon von dem Yoxley-Fall gelesen?«
    »Ich habe heute nichts Neueres als das fünfzehnte Jahrhundert gelesen.«
    »Nun ja, es war nur ein Absatz, und der war auch noch völlig falsch, so daß Sie überhaupt nichts verpaßt haben. Ich habe heute keine Spinnweben angesetzt. Yoxley liegt unten in Kent, sieben Meilen von Chatham und drei von der Eisenbahnstrecke. Um drei Uhr fünfzehn hat man mich telegrafisch dorthin bestellt, um fünf bin ich in Yoxley Old Place angekommen, habe meine Ermittlungen durchgeführt und bin mit dem letzten Zug nach Charing Cross und von dort direkt mit dem Wagen zu Ihnen gefahren.«
    »Und das bedeutet, nehme ich an, daß Sie mit Ihrem Fall nicht ganz zu Rande kommen?«
    »Es bedeutet, daß ich einfach nicht schlau daraus werde. Soweit ich erkennen kann, ist das die verwirrendste Sache, die mir je untergekommen ist, dabei schien sie auf den ersten Blick so einfach, daß man glaubte, gar nicht fehlgehen zu können. Es gibt kein Motiv, Mr. Holmes. Das ist es, was mich beunruhigt – ich kann einfach kein Motiv finden. Wir haben einen Toten – das ist nicht von der Hand zu weisen –, aber soweit ich sehe, gibt es auf der ganzen Welt keinen Grund, warum irgend jemand ihm etwas zuleide tun sollte.«
    Holmes entzündete eine Zigarre und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
    »Dann erzählen Sie mal«, sagte er.
    »Meine Fakten habe ich schön beisammen«, sagte Stanley Hopkins. »Alles, was ich jetzt noch wissen will, ist, was sie zu bedeuten haben. Die Geschichte hat sich, soweit ich erkennen kann, folgendermaßen abgespielt: Vor einigen Jahren hat ein älterer Herr, der sich als Professor Coram vorgestellt hat, dieses Landhaus Yoxley Old Place übernommen. Er ist invalide und verbrachte die halbe Zeit im Bett, die andere Hälfte humpelte er am Stock ums Haus herum oder ließ sich vom Gärtner im Rollstuhl durch den Garten schieben. Bei den wenigen Nachbarn, die ihn besuchten, war er beliebt, und er steht dort im Ruf eines sehr gelehrten Mannes. Sein Haushalt besteht aus einer ältlichen Wirtschafterin, Mrs. Marker, und dem Dienstmädchen Susan Tarlton. Diese beiden sind schon seit seinem Einzug bei ihm, und sie scheinen Frauen von hervorragendem Charakter zu sein. Der Professor schreibt an einem gelehrten Buch, und vor einem Jahr hat er es für notwendig gehalten, einen Sekretär einzustellen. Die ersten beiden, mit denen er es versuchte, sagten ihm nicht zu. Aber der dritte, Mr. Willoughby Smith, ein sehr junger Mann, der gerade sein Studium beendet hatte, schien den Ansprüchen seines Arbeitgebers genau zu entsprechen. Seine Arbeit bestand darin, den ganzen Vormittag nach dem Diktat des Professors zu schreiben, und die Abende verbrachte er gewöhnlich damit, Verweisstellen und Kapitel

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